Die Schwedin Molly Nilsson gastierte im vollen Wiener Brut. Sie überzeugte mit melancholischem Synthie-Pop, Offenheit, Humor und Hang zur Romantik.
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Molly Nilsson (© Mona Hermann)
Jemanden zu lieben, sei die beste Art von Fehler, die man machen könne, erklärt Molly Nilsson zur Einleitung von „Lovers Are Losers“ in der Mitte ihres Konzerts. Im Video zu diesem, wie sie sagt, antikapitalistischen Liebeslied, das häufig falsch interpretiert werde, ist sie am Strand von Mexiko zu sehen. Die Aufnahmen wirken privat, uneitel, sympathisch und passen zu den zart karibischen Klängen, von denen der Song durchzogen ist. Dass Nilsson einen nahe an sich heranlässt, diesen Eindruck hat man während ihres Auftritts im mehr als ausverkauften Wiener Brut des Öfteren.
Anfänglichen Schwierigkeiten mit der bescheidenen Technik – ihre Backing-Tracks kommen vom USB-Stick – kontert sie selbstbewusst: „Let’s just improvise!“ Doch das Stück, das das Abspielgerät am rechten Bühnenrand ausspuckt, passt dann nicht wirklich ins Konzept: „I just can’t start with that one – it’s so wrong“, meint sie kokett. Schließlich klappt es doch noch und Nilsson steigt mit „The Only Planet“ ein, zu dem sie – wie angekündigt – quer über die Bühne wandert, um die erste Nervosität zu überwinden. „The lonely planet is the only planet for me“, singt die in Berlin lebende Schwedin auf ihre ganz spezielle, abgeklärte Art, die einen dennoch tief berühren kann.
Die Stimmung bleibt im Verlauf des Konzerts nachdenklich. Wenn es mal nichts zu singen gibt, tanzt die großgewachsene Blonde selbstverloren im kargen Scheinwerferlicht. Am Ende der Songs verbeugt sie sich höflich samt Knicks. Das Publikum hängt Nilsson an den Lippen, ihre amüsanten Zwischenansagen bilden dabei den Gegenpart zur tiefen Melancholie ihrer Lyrics: „I love Austrian wine, and I like to think that Austrian wine loves me.“
Gelegentlich wird das Schunkeln der Zuhörer zu einem Tanzen, wenn satte Beats Nilssons synthetischen D.I.Y.-Pop verstärken. Die 80er sind dabei immer wieder zentraler musikalischer Sehnsuchtsort. Beim Konzert liegt der Fokus natürlich auf den Songs des neuen Albums „Zenith“ – am Ende des Hauptteils gibt’s etwa das großartige „1995“, in dem Nilsson „Windows 95“ als Metapher für ihre Gefühlswelt besingt: „And although I’m older now / There’s still an emptiness / That’s never letting go somehow.“ Als Zugabe folgt dann aber mit „I Hope You Die“ aus dem Jahr 2011 ein älteres Stück. Es verdeutlicht sehr schön Nilssons Hang zu eigenwilliger Romantik: „I hope you die by my side / The two of us at the exact same time.“
Im Vorprogramm bereitete der Wiener Dark-Wave-Barde Oskar May Nilssons Konzert übrigens stilgerecht vor – mit einer Coverversion: „True Love Will Find You In The End“, im Original von Daniel Johnston. Noch so jemand, der nicht anders kann, als sein Herz auf der Zunge zu tragen.
Molly Nilssons Konzert fand am 19. Februar 2016 im Wiener Koproduktionshaus Brut statt. Ihr sechstes Album „Zenith“ ist Ende letzten Jahres bei Dark Skies Association / Night School Records erschienen.