So beschreibt der umtriebige Cellist Lukas Lauermann sein erstes Soloalbum. Es ist eine mitreißende Liebeserklärung an das Instrument seiner Wahl und dessen Ausdrucksstärke und -vielfalt geworden.
Lukas Lauermann spielt Cello – in zahllosen Formationen und mit den unterschiedlichsten Musikerinnen und Musikern, neuerdings auch solo. Mit »How I Remember Now I Remember How« gibt es nun ein Tondokument dieser innigen Liebesbeziehung. Es handelt sich dabei aber nicht um einen Sammelband einzelner Stücke, es ist vielmehr ein Konzeptalbum im Plural: Darauf finden sich Cello-Drones, die dem Zyklus »Augen die innen äußere Dinge denken« zugeordnet sind. »Where Is What I Am Not Any More« (Tracks 13–15) ist dagegen ein dreiteiliges Cello-Solostück. In diesen beiden Zyklen formuliert Lauermann Gedanken, Ideen und Empfindungen, die sich zwar sprachlich triggern, aber dann doch besser ohne Worte formulieren lassen.
Viele der Stücke haben einen literarischen Hintergrund und basieren auf einzelnen Phrasen oder Sätzen, die ihn nicht mehr losgelassen haben. Besonders deutlich ist das beim Zyklus »Words« bei dem es sich genau wie bei »Sterile Pressions« um stärker konzeptuell angelegte Nummern handelt. Letztgenannte sind Improvisationen rund um spezifische Spieltechniken, »Words« ist dem Versuch einer konstruierten Annäherung an gesprochene Sprache geschuldet.
Das Leben und all seine Facetten
Die einzelnen Zyklen stehen zwar für sich, aber nicht unverbunden nebeneinander, sondern überlappen und ergänzen einander durch die Schaffung klanglich markanter Kontraste. Ihr gemeinsamer thematischer Nenner ist wohl nichts weniger als das Leben mit all seines Fragen und Facetten. Was im einzelnen Stück minimalistisch wirken mag, beschreibt Lauermann selbst glaubhaft als Reduktion, aber nicht im Sinne einer Aussparung, sondern eines Sich-Vertiefens in spezifische Inhalte. Damit schafft er Räume zum Nachspüren und Wachträumen. Es ist ein bisschen so etwas, wie der Soundtrack zu jener Phase zwischen Wachsein und Schlafen, in der die sicher geglaubte Alltagswelt ein Stück weit wegrückt und sich all das, was sie unterdrücken muss, um alltäglich sein zu können, seinen Weg nach oben bahnt. Das ist manchmal schroff und sperrig, dann aber wieder ergreifend und wunderschön, ohne zu verkitschen oder zu langweilen.
»How I Remember Now I Remember How« von Lukas Lauermann ist am 25. August 2017 bei Col Legno erschienen. Das Album wird in den kommenden Wochen auch live vorgestellt: 7. September, Innsbruck, P.M.K. — 8. September, Andelsbuch, Bahnhof — 13. September, Graz, Scherbe — 14. September, St. Pölten, Vinzenz Pauli — 16. September, Salzburg, Take The A Train — 21. September, Linz, Stadtwerkstatt — 27. September, Wien, TAG — 28. September, Klagenfurt, Raj — 29. September, Wolfsberg, Container 25.