Stromae war in der Wiener Arena, sang über Rassismus, fehlende Väter und besoffene Reue zu exzellenten Beats. Es war voll, nur andere Medien fehlten.
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Man muss Stromae immer noch erklären. Dabei ist er im Grunde ist er genau die Einlösung jenes Versprechens, die man sich früher von Pop erhofft hat. Es soll den Alltag reflektieren, einfach und clever sein. Zwischendurch schmuggelt man ein paar ramponierte Gedanken über die Gesellschaft ein oder gibt den Leuten Slogans, um ein bisschen Systemkritik oder gegen Rassismus mitzusingen. Natürlich gibt es dazwischen auch harmlosere Partytracks. Aber auch die haben meistens einen Twist. Wer uns nicht glaubt, glaubt dem Primavera Festival. Dort wird er neben hundert Schlaumeierbands auftreten. Vermutlich nicht "ironisch".
Für das Konzert in der Wiener Arena hatten sich gerade einmal drei Fotografen angemeldet, obwohl das Konzert seit Wochen ausverkauft war. Der Spiegel hat sich schon zur Liveshow überschlagen, der Focus auch, der Kölner Stadtanzeiger nennt ihn einen „Chansonnier mit Autoscooter-Zertifikat”. Das sehr beeindruckende Stromae-Album „Racine Carée“ hatte also außer uns gerade einmal der Kurier besprochen. Dabei war die Single über abwesende Väter in Österreich immerhin auf der Drei. Vermutlich hatte man irgendwo zwischen Brüssel und Wien beschlossen, nein, kein Thema in Österreich – Obwohl auch in diesem Land ungefähr jeder bei den ersten Tönen von „Alors On Danse“ wissend nickt. Das Publikum in der Arena hätte zu dieser Entscheidung wohl eine andere Meinung gehabt, wollte Stromaes Ansagen unbedingt auf Französisch hören, war ausgesprochen durchmischt und bekam eine Show geboten, die immer charmant und sowieso immer tanzbar war.
Stromae brachte drei Buddys mit Melonen mit, die wie die netten Zwillinge der Droogs aus „Clockwork Orange“ aussahen und zumindest den Großteil der Tracks live spielten. Garderobenwechsel, buntes Licht, gerade richtig viel Visual-Einspielungen kamen hinzu. Bei „Alors On Danse“ wechselte in ein kurzes 90s Potpourri aus Crystal Waters, Corona und Faithless, bei „Papaoutai“ rüber zum Zouk. Wenn dieser Typ kein Belgier wäre, der ein paar fest gefahrene Sprachbarrieren zu überwinden hat, hätte er Dancemusik schon längst gerettet.