Beklemmendes Klima, beklemmende Kunst

Beklemmend ist dieser Tage die Klimadebatte. Beklemmend ist der Spiegel-Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt. Beklemmend kann auch Kunst sein. Im MUMOK ist mit der Ausstellung „Zwischenzonen“ eine Auswahl aus der mexikanischen Colección Jumex, einer der renommiertesten Privatsammlungen Lateinamerikas, zu sehen.

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Anhand von vier Themenkreisen wird hier der Zustand der Welt erörtert, dazu gehören Natur und Zivilisation, Zentrum und Peripherie, Identität und Gesellschaft, Politik und Ökonomie.

Gleich am Eingang werden Zivilisationsräume in den Fotografien des Mexikaners Gabriel Orozco zersetzt. Details von Abbruchhäusern, kaputte Möbel ein zerdebschter Fußball, der Regen fing. Zentral steht die Arbeit „Diamond Sea“ von Doug Aitken aus dem Jahr 1987. Die Medieninstallation zeigt Bilder der namibischen Wüste, die sich allmählich als Diamantenabbaugebiet (75000 qm) enttarnt: ein mit Hochsicherheitstechnologie überwachtes Territorium, diamantenfördernde Maschinen, menschenleerer Verfall. Mark Dions „Monument to the Birds of Guam“ schockt als nachgerechtes Naturdenkmal. In einem schwarzen blattlosen Baum befinden sich zig erhängte Schlangen. Der Künstler erinnert damit an die Ausrottung von mehr als der Hälfte aller Vogelarten der Westpazifikinsel Guam durch eine vom Menschen in den 1960er Jahren eingeschleppte Schlangenart.

Apokalyptisch sind Ugo Rondinones zwölf schwarzen Tiermasken, die bei näherer Betrachtung mit ihren scharfen Gesichtszügen wie tote Zeugen des Weltgeschehens wirken. „Los pasos del enemigo“, eine Videoarbeit von Miguel Calderón, konfrontiert den Betrachter mit seinen Urängsten. In der dunklen Videokabine ist nur ein Fauchen zu hören, manchmal blitzen die Augen oder Fangzähne eines Panthers aus der Dunkelheit auf. Alleingelassen ist der Mensch in der Natur, deshalb muss er sich auch bekämpfen. Ironischen Beigeschmack hat das Video „Not impressed by Civilization“, indem die Künstlerin Minerva Cueva in der Nacht mit einer Kamera durch das Dickicht im kanadischen Banff irrt. Gelegentlich geraten ihr Tiere in den Sucher, die meist unbeeindruckt verharren.

„Zwischenzonen“ beschreibt die aktuelle Welt als Kampfzone, die – schwer am Zivilisationsfieber erkrankt – ihren Ängsten erliegt. Passend paradox ist es, dass diese Sammlung mit einem Schwerpunkt auf Konzeptuelles von einem Milliardär, dem Jumex-Boss Eugenio López Alonso, zusammengetragen wird.

Dieser Tage ist es salonfähig, einen düsteren Blick auf die Welt zu werfen. Im MUMOK geschieht dies anhand einer renommierten internationalen Sammlung, aus welcher die großen, vielgezeigten Namen der Kunst ausgewählt wurden.

ZWISCHENZONEN – La Colección Jumex, Mexiko

bis 07.03.2010

www.mumok.at

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