Biennale: Attacke auf den Chinesischen Pavillon

Kleine grüne Panzer rollen, teils unbeholfen, auf der Biennale in den chinesischen Pavillion hinein. Die in Zentralasien hergestellten Spielzeuge tragen eine kleine weiße Flagge, auf der "Free Ai Weiwei" steht.

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Angeschubst werden sie vom Künstler Karl Kilian. Die Betreiber des Pavillions zeigen sich erwartungsgemäß humorlos. Die "Invasion" wird schon nach kurzer Zeit gestoppt.

Karl Kilians provokante, wie harmlose Attacke auf den Chinesischen Pavillion ist nur eine von vielen Protestaktionen, die derzeit international gestartet werden, um für die Freilassung des chinesischen Konzeptkünstlers zu protestieren. Dieser wurde Anfang April unter der Angabe, er habe sich "Wirtschaftsverbrechen" schuldig gemacht, in Peking verhaftet und wird seitdem an einen unbekannten Ort festgehalten.

Der wahre Hintergrund von Ai Weiweis Festnahme ist vermutlich die Thematisierung der dunklen Seite der kommunistischen Volksrepublik. In seinen Werken kritisiert er vor allem die zahllosen Verbrechen der chinesischen Regierung an der Bevölkerung und Natur.

Krise, welche Krise?

Die Biennale hat auch durch die Verhaftung Ai Weiweis in diesem Jahr noch stärker politische Züge angenommen als bisher. Viele Nationen wie Ägypten bieten in ihren Pavillions eine Aufarbeitung der aktuellen Krisen an. China hingegen versucht krampfhaft das einheitliche Bild zu wahren. Die kritischen Stimmen der Gegenausstellung "Cracked Culture" müssen außerhalb des Geländes bleiben. Angesichts diesem Ausschluss der oppositionellen Künstler, kommt die Frage nach dem Sinn der Teilnahme Chinas auf. Die Kunst soll schließlich im besten Falle dem Betrachter neue Sichtweisen aufzeigen, und nicht zur Propaganda-Show einer Nation werden.

Der kleine Widerstand von Karl Kilian mag keine großen Auswirkungen auf die Entscheidung der Veranstalter haben, China weiterhin zur Biennale zuzulassen. Solange der Protest nicht nur des Protestieren wegens ausgeführt wird, erfüllen derartige Aktionen trotzdem ihren Zweck. Sie schaffen Aufmerksamkeit. Und erhöhen somit die Chance, dass sich mehr Menschen für die desaströse Situation der Künstler in der Volksrepublik China interessieren.

Frei

Nach über zwei Monaten Haft und kaum Informationen zum Zustand und Aufenthaltsort des chinesischen Künstlers wurde nun am 22.6. verlautbart, dass Ai Weiwei gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wurde. Zweieinhalb Monate, das ist offenbar jene Zeit, die sich die chinesischen Behörden geben um sich selbst und der Welt zu zeigen, dass man nicht mit sich spaßen lässt, aber gleichzeitig auch mit einigem Zögern auf internationale Proteste zu reagieren bereit ist. Somit dürfte auch Karl Killian einen kleinen, klitzekleinen Anteil an der Freilassung Ai Weiweis haben. Go Panzers, go!

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