Öfters werde ich um Kniffe zum Umgang mit der Damenwelt gebeten. Ich gelte als Berufener. Dabei gibt’s doch eh zu fast allem wissenschaftliche Sex-Studien. Manche darin gewonnene Erkenntnis deckt sich sogar mit Erfahrungswerten. Manches eignet sich zum Weitergeben an gute Feinde.
Ob ich denn ein Frauenversteher wäre, wurde ich unlängst gefragt, und – falls ja – vielleicht könnte ich wohl so nett sein mein Wissen diesbezüglich zu teilen, oder zumindest einen Trick verraten, der bislang beim anderen Geschlecht immer gut angekommen ist. Danger! Danger! Gefahr! Gefahr! Diese Frage einer Antwort zu würdigen, führt direkt ins Klischee-Dickicht des Verderbens, wo hinter jedem Strauch Briefkastentanten und leicht retardierte Stand-up-Comedians lauern. Ich wage mich also nicht drüber, nur soviel: Ich verstehe einiges und kann mich sehr gut in die Damenwelt einfühlen. Aber ich habe keine, wie auch immer gelagerten, emphatischen Abgrenzungsschwierigkeiten. Soll heißen: Sobald meine Klöten anständig geschwollen sind, zeige ich keine Berührungs- und Penetrationsängste.
In dieser Hinsicht finde ich es höchst unverfroren, von mir Rezepte zum Damen-Einkochen zu verlangen. Erstens gibt es diese ohnehin nicht. Und zweitens, selbst wenn – ich missbrauchte so nur das mir entgegengebrachte Frauenvertrauen; auch dann, wenn ich sie nicht zu hundert Prozent, sondern, wie es bei mir der Fall ist, nur Teile von ihnen verstehe.
SOCKEN, SEX & BÜGELSTÄRKE
Weil ich leider aber oft auch ein eitler Geck bin, der sich freut, wenn Hilfesuchende bei ihm um Rat anklopfen, verscheuchte ich den Fragesteller, der mir zudem unheimlich bekannt vorkam, nich vergleich. Ihn mit unverfänglichen Flos-keln und Allgemeinplätzen niederlabern wollte ich aber auch nicht. Was hätte er schon davon gehabt, wenn ich ihm nochmals einbläue, vor der geschlechtlichen Vereinigung gefälligst die Socken auszuziehen. Und dass er immer auf frische Bettwäsche und gebügelte Hemden schauen soll. So etwas weiß man doch. Ersteres vermeidet bei ihr nämlich das Gefühl, mit dem kleinen Bruder intim zu werden, und ein sauber gebügeltes Hemd macht einfach einen besseren Eindruck als ein zerknittertes. Es lässt einen souveräner wirken, sogar wenn man gerade einen ziemlichen Holler vom Stapel lässt, oder kein frisch überzogenes Bett in der Nähe ist. »Bügel einmal deine Hemden und du wirst sie alle bügeln«, habe ich einmal sogar jemandem zweideutig in sein Stammbuch geschrieben. Der Spruch hat übrigens durchaus seine Richtigkeit. Ein Freund von mir zum Beispiel hat schon fast ein Jahr lang mit seinem Penis keine Wanderung mehr im Freudental unternommen. Ich bin oft ein mieser Sack und verlache ihn deswegen, ja ich unterstelle ihm sogar, dass seine Nudel wohl aussieht wie ein aus Hirschhorn gefertigter Steinzeit-Dildo. »Lang ist er nicht, aber dünn, gell!«, zischte ich ihm solange ins Gesicht, bis er endlich den Weg in die Putzerei fand, um sich um 2,30 Euro die Hemden glätten zu lassen. Seitdem kriegt er zumindest ab und an Oralverkehr. Gratis. Wobei, das ist jetzt auch nicht wirklich Sex. Zumindest, wenn es nach Bill Clinton geht – und der hat gefühlt immer recht.
Sein »It’s the economy, stupid!» und die tolle Erklärung, dass Blunziblas und artverwandte Streicheleinheiten eher bedeutungslos sind, werden wohl noch einige Jahrzehnte überdauern. Beides könnte ich in einer Diskussion allerdings niemals zu Ende argumentieren. Für Ersteres fehlt mir einiges an Detail- und Spezialwissen. Zweiteres würde ich mich nie so sagen trauen. Fast alle Frauen, die ich kenne, sehen das nämlich anders, und zwar trotz einer rezenten Studie der Universität Kentucky, die besagt, dass dem – eben wegen Clinton – eigentlich nicht mehr so sein dürfte, denn nur noch jede fünfte Frau setzt Koitus mit Fellatio gleich. Wobei, was soll’s, es gibt ja mittlerweile zu fast allem eine Studie. Laut der Universität von Uppsala finden zum Beispiel 91 von 100 Damen ihre Füße hässlich. Das wundert mich gar nicht, denn als sensibler Fetischist in diese Richtung habe ich festgestellt, dass selbst ausgiebige Pediküre (Enthaarung der großen Zehe und Typ unterstreichende Nagellackierung inklusive) die Tatsache nicht verdecken mag, dass so manche Schönheit die Füße ihres Vaters geerbt hat. Und in Berkeley wurde gar erhoben, dass Frauen unerwartete Küsse als die besten empfinden. Darauf bin ich, inspiriert von schockweise konsumierten romantischen Komödien, schon von selbst gekommen. Einfach mal in einen Satz reinschmusen ist stets als charmante Gesprächsunterbrechung interpretiert worden und erfuhr in irgendeiner Form immer Erwiderung. Der äußerst positive Effekt, dass jeweilige Gegenüber so oft mal auch final und elegant zum Schweigen gebracht zu haben, soll hier nur am Rande erwähnt sein. Übrigens: die gleiche Studie fand auch heraus, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen unerwartet mitgebrachten Blumensträußen und dem Besuch von Intim-Entwachsungsstudios gibt. Steckst du Blumen in die Vase, wird die Wiese abgemäht.
Das alles hätte ich also durchaus dem Fragesteller sagen können, es ist ja wissenschaftlich belegt und mit gutem Willen jederzeit nachprüfbar. Nur, fiel mir plötzlich ein, von wo ich den wissensdurstigen Hilfesuchenden kannte. Er kam mir nämlich bereits mehrmals in fremden Facebook-Fotoalben unter und ging mir dort mit seinem hedonistisch inszenierten Extrem-Lifestyle eigentlich immer sehr auf die Nerven. Er ist einer der wenigen Männer mit Arschgeweih und ließ sich sogar dabei fotografieren, wie er sichs hat machen lassen. Völlig falsch verstandenes Anti-Sein. Ich hasse ihn, und hatte gleich mehrere gute Tipps für ihn parat. »Lobe stets die Schönheit ihrer Zehen, küsse nur, wenn sie es auch will und ein ungebügeltes Hemd weckt ihren Nestbauinstinkt.« Du Eierbär.