Der Gameboy-Nachfolger Nintendo 3DS erweitert seine bekannten Features um brillenloses, stereoskopisches 3D und zieht damit alle Blicke auf sich.
Nintendo ist wieder einmal Branchenprimus und macht Technologie massentauglich. Diesmal 3D. Während das Geschäft bei TV und Heim-Konsolen dank mehr und besserem 3D-Content nun anlaufen könnte, bringt Nintendo mal eben eine mobile Konsole auf den Markt, auf der man ohne Brille in den Genuss von stereoskopischer Tiefenoptik kommt. Das funktioniert deswegen, weil der Spieler meist von einem genau bestimmbaren Abstand und Winkel auf das Bild sieht und das Gerät – ähnlich einem Kippbild – dem linken und dem rechten Auge zwei unterschiedliche Bilder zeigen kann. An ähnlicher Technologie wird auch im Heim-Segment gearbeitet; aber da ist der Betrachter meist bewegter. Zwar muss man sich auch beim Handheld erst an 3D gewöhnen, aber schon nach kurzer Zeit ist der Effekt absolut verblüffend und ansprechend. Nintendo gelingt damit ein neuer Standard.
Wenig überraschend kann der Gameboy-Nachfolger vom Start weg mit einem hochkarätigen Line-up und kräftiger 3rd-Party-Unterstützung rechnen. Auch wenn so manch großer Name noch fehlt, lassen sich nur wenige Entwickler die Chance entgehen, von der Aufregung um die neue Hardware zu profitieren.
Bei den meisten Titeln ist 3D noch ein behübschender Effekt, der wenig Einfluss auf das Spielgeschehen hat. Immerhin eignen sich die eingebauten Kameras besonders gut für Augmented Reality Games. Diese sind teilweise im Lieferumfang enthalten und lassen sich mittels zu scannender Karten starten. Kleine Spiele wie das Zielspiel »Face Raiders« sind derzeit noch nicht viel mehr als unterhaltsame Gimmicks. Sie lassen aber auf witzige Spiel-Ideen für die Zukunft hoffen. Und manche Insider gehen davon aus, dass die Masse, mit der Nintendo wohl bald den Markt beherrscht, auch wieder für einige schräge Nischentitel sorgen wird.
Spielzeug
Der 3DS ist aber eigentlich viel mehr als eine Konsole – ebenso viel ist er ein Spielzeug. Es gibt ein Betriebssystem, das immer mehr an die Oberflächen von Xbox 360, PS3 oder Wii erinnert. Die Miis sind diesmal ein integraler Bestandteil, und mit den Kameras lassen sich 3D-Fotos machen und in Programmen verzieren. Wer den 3DS auf Standby stellt, nützt unterwegs halbsinnvolle Funktionen wie einen Schrittzähler.
In Sachen Connectivity will Nintendo weiterhin punkten. Die Funktion StreetPass lässt Konsolen unterwegs im Netzwerk miteinander kommunizieren, macht auf andere 3DS-Spieler in der Umgebung aufmerksam und bietet ein paar Community-Minispiele. SpotPass sorgt dafür, dass der 3DS immer auf dem neuesten Stand ist – ungefragt und automatisch. Im bald nachgelieferten Online-Shop lassen sich dann wieder jede Menge Spieleklassiker erwerben.
Gerade in Sachen Connectivity muss sich Nintendo aber auch einige Fragen gefallen lassen. Es ist letztlich nicht ganz verständlich, warum der Hersteller hier so extrem auf Eigenständigkeit setzt. Facebook und Twitter haben einen Standard geschaffen, an den sich die Heimkonsolen Xbox 360 und PS3 angepasst haben. Gerade eine mobile Konsole könnte hier punkten und etwa ein Mii-Profil mit dem auf Facebook oder Twitter kurzschließen.
Hier zeigt sich Nintendo aber weiterhin zaghaft – vielleicht auch tatsächlich zum Schutz der oft minderjährigen Zielgruppe. Aber selbst die Verbindung zur eigenen Wii ist eher eingeschränkt. Trotzdem: Nintendo gelingt mit dem 3DS wieder einmal das Meisterstück einer Konsole, die mit einem Killerfeature die Aufmerksamkeit auf sich zieht und Technologie massentauglich macht. Abermals ist das neue Gerät dabei nicht in jedem Bereich High-End, dazu ist etwa die Auflösung zu klein. Aber bis das zum Problem wird, ist Nintendo wohl wieder zwei Schritte vorne.
Der Nintendo 3DS ist am 25. März erschienen und in den Farben Kosmos-Schwarz und Aqua-Blau erhältlich.