Seit Kurzem findet international eine rege Diskussion über »Hostile Architecture« statt – Gestaltung im urbanen Raum, die Randgruppen vertreiben soll. Und wie sieht es bei uns aus?
Auch in Österreich gibt es »Spikes« zur Abwehr. Allerdings nur gegen Tauben. Zumindest ist noch kein Fall publiziert worden, der jenen Spitzen ähnelt, mit denen man in London unerwünschten Personen im wahrsten Sinne des Wortes zu Leibe rückt. In der britischen Hauptstadt wurden in den vergangenen Monaten etliche Beispiele von eingebauten Metallspitzen auf öffentlichen Plätzen bekannt, die verhindern sollen, dass bodennahe Flächen oder Mauernischen als Sitz- oder Schlafgelegenheiten genutzt werden.
Mitunter geht die Sache nach hinten los wie im Falle der Supermarktkette Tesco, die mit Spikes »antisoziales Verhalten wie Rauchen oder Trinken« gar nicht erst aufkommen lassen wollte. Es gehe ja überhaupt nicht gegen Obdachlose, beteuerte das Unternehmen. Doch das nützte nicht viel, Aktivisten übergossen die Spitzen mit Beton, weitere Proteste führten schließlich dazu, dass sie entfernt wurden. Ein kleiner, wenn auch symbolisch wichtiger Sieg im Kampf um den öffentlichen Raum.
Nicht immer sind die »Abwehrmaßnahmen« gegen unerwünschte Personen so offensichtlich. Es geht auch subtiler. An vielen Plätzen, besonders in Einkaufsstraßen, sind auch bei uns die klassischen Parkbänke von viel schmäleren Bänken ohne durchgängige Rückenlehne bzw. von Einzelsitzen oder Sitzbänken mit Zwischenlehnen abgelöst worden: Als Schlafgelegenheit können sie also gar nicht mehr genutzt werden. Wo kommerzielle Interessen groß sind und die Kommunen repräsentativ sein wollen, schaffen architektonische Neugestaltungen Fakten. Als Beispiel dafür könnte man die Karlsplatz-Passage in Wien nennen, wo etwa die bei Obdachlosen »beliebten« Telefonzellen (einst sogar mit Türen) im Zuge der Renovierung verschwanden. Sind solche Maßnahmen Teil einer konzertierten Aktion, mit der man die Stadt »säubern« will? Gibt es auch bei uns einen Trend Richtung »Hostile Design«?
Echte Betten statt Parkbänken, bitte!
Nein, das könne sie so nicht bestätigen, meint Susanne Peter. Sie ist Sozialarbeiterin beim Caritas-Obdachlosen-Betreuungszentrum »Gruft« in Wien und arbeitet seit mehr als 25 Jahren in der Branche. Natürlich stimme das mit den Parkbänken, sagt sie. »Aber unser Ziel sollte es ja eigentlich sein, für Männer und Frauen ohne Obdach einen Schlafplatz zu finden – und nicht Parkbänke. Allein schon wegen der Witterung und der Gefahr, überfallen zu werden.«
Auch die slicke Karlsplatz-Passage findet sie weniger problematisch, da der weite Karlsplatz noch immer genügend Platz für jene biete, die aus der Kernzone des Durchgangs mehr oder weniger sanft vertrieben wurden. Die Sozialarbeiterin sieht sich zwar als Verteidigerin der Rechte ihrer Klientinnen und Klienten, versteht aber die Wünsche und Bedürfnisse der anderen. »Früher sind z. B. die öffentlichen Toiletten auf der Donauinsel oft als Notquartier genutzt worden und waren komplett heruntergekommen. Dass man die heute wieder benutzen kann, finde ich schon positiv.« Hier habe man etwa von Seiten der Caritas versucht, für die betroffenen Obdachlosen adäquate Unterkünfte zu finden.
Konfliktpotenzial sieht Susanne Peter vor allem dann, wenn in Parks oder auf Plätzen mehrere Personen zu randalieren beginnen: »Dann fühlen sich die Leute bedroht und rufen die Polizei.« Keine Frage des Designs also? Doch, natürlich schon auch. Die Caritas-Expertin erzählt vom Esterhazypark beim Haus des Meeres, wo der Bezirk extra einen Bereich eingerichtet habe, in dem sich Obdachlose aufhalten dürfen – mit Bänken, Tischen etc. Bei großen Stadtprojekten wie beim neuen Hauptbahnhof ist die Caritas schon in der Planungsphase eingebunden – am Wiedner Gürtel richtet man ein Tageszentrum ein, um der neuen Situation professionell begegnen zu können.
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