Der Netz-Empfang war schlecht, die Stimmung gut, die Themen waren die richtigen: Nach einführenden Basics widmete sich die Konferenz Buzzattack der „Digitalen Reputation“, präsentierte Best Practice-Beispiele des Web 2.0 und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. Mehr als 200 Teilnehmer verbrachten einen anregenden Herbsttag am Kahlenberg.
Buzzattack, die seit 2006 stattfindende Veranstaltung zum Thema Marketing und Mundpropaganda, wurde am 19. Oktober 2010 erstmals in großem Rahmen ausgetragen. Mit Erfolg. Rund 200 Teilnehmer wurden vom Veranstalter Ambuzzador, Österreichs bekanntester Agentur in Sachen Buzz-Marketing, mit Vorträgen, Diskussionen und einer Skype-Live-Schaltung in die USA versorgt.
Generell ist es dabei gelungen, das in erster Linie unternehmerisch tätige Publikum abzuholen und gleichzeitig Tiefgang und Wissen zu vermitteln. Sehr anregend war das erste Panel zum Thema „Digitale Reputation“ – wahrscheinlich der wissenschaftlichste, aber auch fundierteste Vortragsblock des Tages. Harald Katzmair, Gründer und Geschäftsführer von FAS. Research, brachte gekonnt und euphorisch die Wirkungsweise von Netzwerken auf den Punkt. Charlotte Hager von comrecon referierte über die aktuellsten Marktforschungsergebnisse ihrer Studien und Loic Moisand gab einen Einblick in seine Social Media Monitoring-Erfahrungen.
Im zweiten Teil zum Thema „Digitale Identität“ sorgte Rainer Nowak, von Die Presse, als Vertretung von Michael Fleischhacker für einen sympathisch-überheblichen Eindruck, konnte inhaltlich aber nicht allzuviel beitragen. Super-Fi Geschäftsführer Niko Alm überzeugte mit einem pointierten Auftritt und seinen Erfahrungen und Ideen zum Thema „Shameless Self Promotion“ bzw. zum Zusammenspiel von Reputation, Relevanz und Reichweite. Medienanwalt Wolfgang Renzl hatte es danach nicht leicht, medienrechtliche Social Media-Tatsachen auf den Boden zu bekommen, holte teilweise vielleicht zu weit aus um nicht zu viel vorauszusetzen und verlor deshalb etwas den Fokus.
Das dritte Panel („Digitale Markenführung“) startete mit dem Vortrag von F. Scott Woods, und damit dem werbewirksamen ersten offiziellen Auftritt von Facebook in Österreich. Vielleicht scheiterte Woods an der Kürze seines Auftritts, aber er konnte in seiner gesamten Redezeit eigentlich nichts sagen, das Interessierten nicht bereits vorher bekannt war. Danach versuchten Stefan Wehmeier und Sieglinde Martin von der WKW wieder etwas mehr Wissenschaft zu vermitteln, konnten aber sowohl in den praktischen Beispielen (allesamt bekannt) als auch ihren Erkenntnissen den Praxis-Erfahrungen vieler Besucher wenig hinzufügen.
Ein Großteil der restlichen Redner setzte sich aus Unternehmenssprechern und Marketing-Experten zusammen, die von ihren persönlichen Erfahrungen und den Learnings daraus berichteten. Das war durchaus unterhaltsam, rechtfertigte aber nicht immer einen eigenen Vortrag. So wichtig diese Beispiele und Erfahrungen für eine Konferenz wie Buzzattack sind – gewichtungsmäßig hätte ein bisschen mehr Tiefgang und Wissenschaft und weniger Nacherzählungen vielleicht gut getan.
Per Video und Skype-Konferenz wurde zum Start des vierten Panels „Integrierte Social Media Communication“ Bob Pearson, der ehemalige Vize-Präsident von Dell, aus den USA zugeschaltet. Trotz wenig optimaler Tonqualität, sorgten seine praxisnahen Erfahrungen und pointierten Aussagen für die notwendige Aufmerksamkeit.
Buzzattack 2010 war ein gelungener Auftakt, der darum bemüht war, auch jene im Publikum mitzunehmen, die vielleicht noch wenig Social Media-Erfahrung haben. Die schlechte WLAN-Anbindung und der generell suboptimale Handy-Empfang am Kahlenberg sorgten letztlich auch dafür, dass das Publikum den Vorträgen aufmerksam folgte und sich nicht ablenken ließ. Zum Abschluss feierte Abmuzzador an diesem Abend das 6-jährige Bestehen der Firma mit Tanz Baby! als spätem Höhepunkt des Abends.
Hier noch der Eintrag zu Buzzattack im Rahmen der Assbiting Toiletpaper-Kolumne.