Ein Gebäude wie eine Vollversammlung arktischer Riesenschnecken – Ein Wiener Entwurf für den Cirque du Soleil hat international viel Beachtung bekommen.
Es soll an der New Yorker Waterfront in Brooklyn stehen, das Veranstaltungszentrum des Cirque du Soleil, fernab von lauschiger Zeltatmosphäre kreiert. Zumindest den Plänen nach. Entworfen wurde das Gebäude von Studierenden der Abschlussklasse des Studios von Hani Rashid an der Wiener Angewandten.
Eine scheinbar unübersichtliche Verworrenheit der Formen präsentieren die Renderings der jungen Architekten, die auf internationalen Architekturblogs keine Verwirrtheit, aber dafür einiges an Aufsehen erregten. Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude in den Renderings wie eine Ansammlung aufeinandergestapelter und nebeneinandergeschichteter Schneckenhäuser. Oder auch wie ein Experimentierfeld hart gesottenener Kartenhausbbauer mit Hang zum Avantgardismus. Ob es den starken Böen des Atlantiks, einem Snowgeddon oder den Wetterkapriolen der Ostküste tatsächlich standhalten würde, bleibt aber ungewiss. Das Projekt bleibt Konzept.
Zirkus, Zirkus
Das Projekt propagiert einen Art Kindheitstraum. Der Cirque du Soleil verschränkt klassische Akrobatik mit subtilem Einsatz von Technik, um damit Illusionen und großes Staunen zu erzeugen. Analog verschränken sich auch Technik und spekakuläre Formen im Entwurf. Bühnenräume, Zuschauerbereiche und Trainingsräume sollen fließend ineinander übergehen, prinzipielle Offenheit und Flexibilität sollen strukturell verankert sein.
Die Köpfe hinter den Renderings entstammen allesamt Hani Rashids Abschlussklasse des Jahrgangs 2015 und heißen Lenka Petráková, Viki Sándor, Piotr K Prokopowicz and Roman Hajtmanek. Piotr und Viki haben uns erzählt wie sich in ihrer Abschlussarbeit Akrobatik und konzeptuelle Architektur miteinander verbinden.
Worin liegt die Attraktivität des Cirque für euch als Architekten?
Das Project Cirque du Soleil wurde im Rahmen vom Studio Hani Rashid auf der Universität für angewandte Kunst entwickelt. Die eigentliche Aufgabe des Semesterprojekts lag darin ein neues Konzept für "Waterfront in Brooklyn " zu entwickeln. Es wurden verschiedene Funktionen von den zukünftigen Gebäuden an der Küste seitens des Studios vorgeschlagen. Wir entschieden uns damals auf den menschlichen Körper zu konzentrieren, da die Wechselwirkung zwischen der gebauten Welt und der Körperlichkeit des Menschen etwas war, was uns als Architekten immer faszinierte. Wir wollten mal dieses Thema im akademischen Umfeld verarbeiten, uns damit auseinander setzten und sehen, was wir zu dieser spannenden Verbindung – Raum-Körper – als Architekten beitragen können. Der Kontext „Zirkus“ erlaubt es uns mit geometrischen Strukturen zu arbeiten, die die Schwerkraft scheinbar hinter sich zurücklassen.
Wofür steht der Cirque für euch?
Es ist eine Verbindung zwischen Kunst und Sport, zwischen dem Intellektuellen und Körperlichem – eine Mischung die man selten findet.
Wie spiegeln sich die Eigenschaften des Cirque in eurer Formgebung und in der Raumordnung wieder?
Die Form vieler Elemente des Entwurfs basiert auf geometrischen Operationen. Diese wurden inspiriert vom Gömböc – einem mathematischen Körper, sich selbst in den Zustand des Gleichgewichts setzen kann. Bei der Raumordnung war es für uns wichtig, eine offene Platform für eine Neudefinition des Cirques zu schaffen. Das Gebäude ist in drei Hauptelmente unterteilt – das Auditorium für wichtige Shows und zweit Trainingsbereiche: einen für die professionellen Mitarbeiter des Cirque und ein zweiter offen für alle, die gerne die Kunst des Cirques als neue Trainingsform ausüben möchten.