Ein Gebäude wie eine Vollversammlung arktischer Riesenschnecken – Ein Wiener Entwurf für den Cirque du Soleil hat international viel Beachtung bekommen.
Hervorgehoben wurde oft, dass es euch nicht so sehr um Ornament und Design geht, sondern darum Räume zu schaffen…
Das Projekt konzentriert sich auf neue Arten mit Space umzugehen und gelichzeitig die Rolle der Nutzer mit der Geometrie der Räume zu beeinflussen. Für uns als Architekten was es wichtig, dass eben diese Räume, die normalerweise in Bühne und Zuschauerraum unterteilt sind, wandelbar und flexibel sind und den Mobilitäts- und Flexibilitätsgedanken des Programmes des Cirque unterstreichen.
Das Gebäude soll offen für alle sein, die am Cirque teilhaben wollen – kann Architektur dazu beitragen, dass die Gesellschaft offener wird?
Ich glaube nicht, dass Architektur alleine dazu beitragen kann, dass die Gesellschaft offener wird. Allerdings kann diese eine Kulisse darstellen, wo ein offenes Verhalten der betreibenden Organisationen einfacher wird. Im Fall des Cirque du Soleil war es nirgendwo vorgegeben, dass ein offenes Trainingsprogramm vorhanden sein sollte. Wir haben es vorgeschlagen, allein auf Grund der Tatsache, dass wir daran glaubten, den breiteren Teil der Gesellschaft dieses Erlebnis zu Verfügung zu stellen.
Wie viele waren an dem Projekt beteiligt und wie viel Zeit ist bis zu den tatsächlichen Renderings vergangen?
An dem Projekt waren 4 Personen beteiligt. Die Renderings, die mittlerweile auf mehreren Online-Platformen kursieren, sind im Rahmen des Semesterprojekts entstanden – also während des Semesters.
Wie sieht für euch die Zukunft der Architektur aus – formal als auch gesellschaftlich?
In dem Bereich der Architektur der Avantgarde stehen wir als Architekten vor der Zeit einer großen Probe: Wir waren in der Lage in den letzten 10-20 Jahren sehr viel digital zu experimentieren – vor allem was die Form anbelangt. Ich denke es war eine gute Zeit, eine Zeit die vieles auch intellektuell vorangetrieben hat. Nun aber müssen wir in der gebauten Realität unsere Konzepte überprüfen und im Laufe der Zeit schauen, wie diese tatsächlich funktionieren – in gewisser Hinsicht wird es eine post-digitale Ära. Werden sich einst diese formale Lösungen durchsetzten können – von Menschen aufgenommen – werden sie wieder ihren Weg in das Digitale finden.
Hinsichtlich der Gesellschaft kann für mich die Architektur ein Instrument der Verbindung sein. Ich glaube sehr stark an den Teamgeist als Lösung zu Überwindung verschiedener Aspekte der heutigen Probleme. Ich strebe es immer an, Gebäude zu schaffen, zu konzipieren, deren grundliegende Aufgabe es ist, verschiedene Menschengruppen miteinander zu verbinden. So betrachtet schafft die Architektur eine Kulisse für einen Wissensaustausch, der vieles vorantreibt.
Welches sind Kritikpunkte, mit denen die junge Architektur zu kämpfen hat?
Es kommt immer wieder die Frage auf, ob es überhaupt Bedarf dafür gibt, solche Räume auch physikalisch zu erstellen, oder ob einem besser damit gedient wäre, so etwas im virtuellen Raum zu lassen. Vor allem, wenn es dabei um Performance-Stages geht.
Einige internationale Architekturforen und -blogs feierten das Projekt der Studenten und Studentinnen, wie man hier und hier sehen kann.