Creative Industries Austria – Doris Pesendorfer

Doris Pesendorfer gestaltet in Wien visionäre Konzepte für Brands wie 25Hours Hotels, NENI und Dahlmann Catering. Außerdem taucht sie für Eckes-Granini Austria und Moodley Brand Identity regelmäßig in andere Branchen ein. Ein Gespräch über maßgeschneiderte Umsetzungen für Marken und wieso es hilfreich ist, im Kopf visuelle Ideen durchzuspielen, bevor sie umgesetzt werden.

© Christian Wind

Wie sieht dein bisheriger Werdegang aus?

Ich habe 2000 meinen Abschluss an der Angewandten bei Prof. Lürzer gemacht und war zwischen 2002 und 2007 Designerin in diversen Studios in New York, unter anderem bei Stefan Sagmeister, Landor, und Design MW. Seit 2007 arbeite ich als selbstständige Designerin und Kreativdirektorin.

Warum hast du dich für die Selbstständigkeit entschieden? Gab es ein Schlüsselerlebnis? 

Für mich war nach der Rückkehr aus New York klar, dass ich selbstständig arbeiten möchte. Die gezielte Arbeit an Marken war damals in Wien noch nicht so verbreitet und ich wollte sehen, wie ich meine gesammelten Erfahrungen am besten einsetzen kann. Mittlerweile schätze ich die freie Zeiteinteilung sehr. So bin ich am produktivsten.

Auf welches Projekt bist du besonders stolz?

Auf das Restaurant-Branding des NENI Berlin, hier hatte ich sozusagen keine Limits. Zum Beispiel wurden als Speisekarten-Halter in England Kupferplatten mit dem Logo geätzt. Die Speisekarten selbst sind Poster, die eigentlich viel zu groß sind, wenn man den Standard bei Speisekarten bedenkt. Aber es hat perfekt ins Konzept gepasst und auch das Team von 25Hours, dem Hotel, in dem sich das NENI Berlin befindet, war von der Idee begeistert. Die Karten, Biergläser und Coaster waren von Beginn an beliebte Instagram-Motive. Stolz bin ich auch auf Raw&Order, womit ich mir den Wunsch nach einem kleinen Online-Concept-Store verwirklicht habe. 

Speisekarten im NENI 25 Hours Hotel Berlin © Martin Andorfer

Was motiviert dich, immer weiter zu arbeiten?

Die Individualität meiner Projekte. Schließlich ist es Maßarbeit, eine Marke zu formen und lebendig zu halten. Auch spannend finde ich es, in unterschiedliche Branchen einzutauchen. Wobei es natürlich Bereiche gibt, die mir persönlich näher stehen, und welche, in die man sich erst einarbeiten muss. Beides ist reizvoll.

Wie wählerisch bist du gegenüber den KundInnen und Projekten, die du annimmst?

Beim ersten Interview stellt man schon fest, ob man zueinander passt und ich eine gemeinsame Vision für das Produkt entwickeln kann. Beinahe alle Projekte beginnen noch vor der visuellen Umsetzung mit einer strategischen Positionierung, in der diese Vision noch einmal nachgeschärft wird. Dies ist entscheidend für eine gute Zusammenarbeit.

Was beeinflusst dich am meisten?

Die digitale Relevanz von Marken.

© Moodley Brand Identity

Welche Techniken und Tools benutzt du am liebsten?

Ich finde es hilfreich, mit den Projekten nicht gleich zu beginnen, sondern zuerst im Kopf  visuelle Ideen durchzuspielen. Grundsätzlich versuche ich in unterschiedliche Richtungen zu denken und, wenn es die Zeit erlaubt, dann auch zu experimentieren. 

Abgesehen davon, begann ich mich vor einiger Zeit auch für echtes Handwerk zu interessieren, woraus Raw&Order entstanden ist. Einige Prototypen davon stelle ich mit meinem Vater, einem Spenglermeister, gemeinsam her.

Woher nimmst du deine Inspiration?

Als Designer verschwimmen die privaten Interessen mit dem beruflichen Tun. So gesehen »passieren« neue Impulse manchmal zwischendurch.  Wie zum Beispiel beim Reisen, in der Natur und im Museum. Als Lesestoff finde ich das T-Magazine großartig. Gezielt informiere ich mich auf Design-Festivals und Vorträgen, wie gerade kürzlich am Forward Festival. Ich finde es immer spannend, andere Zugänge zu hören und dabei die eigenen zu reflektieren.

Wie wichtig ist Networking?

Natürlich sehr wichtig. Wir empfinden Networking durch Social Media ja bereits als selbstverständlich. Am schönsten ist es jedoch, die digitale Ebene einmal auszublenden und sich direkt auszutauschen.

Gibt es zukünftige Projekte, über die du bereits sprechen kannst?

Ich beginne gerade mit einem neuen Restaurantkonzept. Danach folgt ein Branding für ein Yoga-Detox-Retreat. 

In der Reihe Creative Industries Austria stellen wir Kreativschaffende aus Österreich, ihre Arbeiten und ihre Inspiration vor. Alle Beiträge zu Creative Industries findet ihr hier.

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