Sachbuch-Romancier Mark Bowden (»Black Hawk Down«) prophezeit den Ersten Ditigalen Weltkrieg. Nicht immer gelingt es den Spagat Realität, Fiktion und das große Dazwischen erzählerisch knackig zu vermitteln.
Mark Bowden, einer der bekanntesten US-Journalisten und Autor von Sachbuch-Romanen wie »Black Hawk Down«, nimmt sich in »Worm: der erste digitale Weltkrieg« dem Thema Computerwürmer und digitale Kriegsführung an. Das war längst überfällig, ist allerdings ein weites Feld. Um also nicht in die Beliebigkeit abzugleiten, konzentriert sich Bowden auf einen real existierenden Wurm mit dem Spitznamen Conficker. Dieser breitete sich in den Jahren 2008, 2009 rasant und geschickt aus und existiert bis heute auf Millionen von (Windows-)Rechnern. Er hat dazu geführt, dass sich eine private Gruppe von digitalen Sicherheitsspezialisten zusammenschloss, um gegen den Wurm vorzugehen, lange bevor Regierungen oder große Unternehmen dazu bereit waren – obwohl deren Einrichtungen von Conficker potenziell am meisten betroffen sind.
Es ist unklar wer hinter dem Wurm steckt: eine Gruppe von Studenten, Online-Betrüger, gar Terroristen oder vielleicht ein Staat? Letztlich könnte Conficker wohl bis heute einen Teil des Internets lahm legen.
Bowden konzentriert sich daher in seinem Sachbuchroman auf eine Gruppe von Männern, hat erzähltechnisch aber dennoch mit vorherzusehenden Problemen zu kämpfen: Die beschriebenen Vorgänge sind hoch technisch und nicht leicht zu vermitteln. Zudem passiert eigentlich nicht viel, das sich als Handlung erzählen ließe, insbesondere da bis heute die Gefahr, die von Conficker ausgeht zwar eine Reale, aber weitgehend noch nicht in Kraft getretene ist. Probleme macht er in Österreich vor allem in Kärnten. Die Einleitung braucht deswegen nahezu die Hälfte des Buches – danach konzentriert sich Bowden auf die menschliche Seite der Gruppe und ihre Kleinkriege untereinander. Das ist verständlich und nachvollziehbar, aber leider auch nicht sonderlich spannend oder interessant. Auch der narrative Kunstgriff die Gruppe mit dem Comic-Helden X-Men zu vergleichen, geht nicht auf. Letztlich scheitert Bowden an seinem selbst gewählten Thema, das uns in den kommenden Jahren wohl eher mehr als weniger beschäftigen wird.