Der Unibetrieb läuft eh gewohnt gemütlich an, und alle anderen Verpflichtungen können auch gerne noch warten. Bevor die Tage wieder von Nieselregen und Alltagsgrant bestimmt werden, lohnt es sich, noch einen Städtetrip zu machen, in das "Berlin des Ostens": Budapest.
Einmal wieder richtig Tourist sein und ein paar Tage gut essen und feiern, umgeben von anderen monumentalen Bauwerken als sonst, dafür wahrscheinlich weniger Geld brauchen als an einem durchschnittlichen Wochenende in Wien – sounds good?
Da bietet sich Ungarns Hauptstadt, so nah und doch so fern, für einen Kurztrip an. Nah: Vom Wiener Hauptbahnhof nach Budapest Keleti braucht man direkt nur knapp drei Stunden, Züge fahren stündlich. Fern: Weil hier doch vieles sehr anders ist. Nicht nur fließt die Donau nicht außen vorbei sondern mitten durch die Stadt, ein Bier kostet auch nur rund 650 Forint, was ca. zwei Euro entspricht. Da kann man vielleicht auch Herrn Orbán und die Tatsache, dass die Flagge der Europäischen Union nicht am Parlamentsgebäude hängt, leichter ausblenden. (Außen trotzdem hui! – Das neogothische Bauwerk direkt am Wasser ist vor allem nachts recht schön anzuschauen.)
Einige Anhaltspunkte für ein Wochenende in Budapest:
1. Elisabethstadt – Das jüdische Viertel
In diesem Stadtteil, nach unserer Sissi benannt, findet man neben der zweitgrößten Synagoge der Welt eine hohe Dichte urbaner Kultur und alternativer Kunst, jüdische Kultur und Geschichte ist omnipräsent.
Ein relativ junges Phänomen sind die Ruin Bars, die sich in diesem Viertel befinden. Und bevor sich jetzt jemand fragt, warum die so heißen: Nicht weil sich Backpacker hier die Leber kaputtmachen, sondern weil vor ungefähr zehn Jahren damit begonnen wurde, in alten leerstehenden Gebäuden Bars zur Zwischennutzung zu eröffnen. Das Konzept ging auf, heute sind die Lokale mit Flohmarktmöbel und unverputzten Wänden schon nicht mehr ganz so underground und für viele Grund genug, nach Budapest zu kommen. Ein kondensiertes Szeneviertel wie dieses, das mehr als Drinks zu bieten hat, sucht man in Wien vergeblich.
Tipp: Szimpla Kert. Die artsy Mutter aller Ruin Bars und einer der wohl besten Orte in Budapest: Ein hybrider und sehr bunter Raum mit breitem Kulturangebot, der seit 2001 besteht. Sonntags gibt es im Hof einen Frischemarkt mit regionalen Produkten und Live Musik, zu dem man am besten schon früh morgens kommt.
2. Budapest von oben
Wenige europäische Städte bieten so viele Möglichkeiten, sie auf unterschiedlichste Arten aus einer neuen Perspektive zu erkunden, ohne viel CashCashCash. Das sollte man auch nutzen. Wer Aussicht will, wandert durch den alten Stadtteil Buda, in dem sich ein Haufen historischer Gebäude befindet, auf den Schlossberg hinauf. Von der Fischerbastei aus kann man dem Himmel sehr gut beim Dunkelwerden zusehen.
Etwas schicker geht das Sundownen in einer der Rooftop Bars, die nicht Teil teurer Hotels sein müssen. In der Andrássy Straße befindet sich beispielsweise das Párizsi Nagyáruház, ein uraltes Kaufhaus, auf dessem Dach man sich in der 360 Bar einen schönen Überblick über die Stadt und die umliegenden Hügel beschaffen kann. Auch untertags.
Tipp: Etwas außerhalb gelegen, und daher umso spezieller, ist ein Sessellift, der Besucher auf den János Berg an der westlichen Stadtgrenze bringt. Während einer Fahrt mit dem Lift, der den klingenden Namen Libegö trägt, kann man über Baumwipfeln schwebend ungemein lässig die Metropole bestaunen.
3. Ungarische Kunst
Absgesehen von der ungarischen Nationalgalerie, in der heimische Werke aus allen Epochen gezeigt werden, hat Budapest auch viel junge Kunst zu bieten. Neben Streetart, die vor allem im Jüdischen Viertel zu finden ist (siehe oben), gibt es relativ wenig Kunst im öffentlichen Raum. Dafür findet man viele kleine Galerien, in denen lokale Künstler ausstellen. Die Homepage des Vereins für zeitgenössiche Kunst, Kortás Galériás, fasst sie alle schön übersichtlich zusammen.
Tipp: Im Herbst findet jährlich ein Festival für zeitgenössische Kunst, das CAFe Budapest, statt. Im Oktober werden Ausstellungen, Konzerte, neuer Zirkus und mehr geboten.
4. Musik
Ein Ausflug nach Budapest kann auch ein Konzert zum Anlass haben. Für Wien keine Karten mehr bekommen? Manch tourende Bands machen danach in Budapest halt.
Es empfielt sich, einen Blick ins Programm der schwimmenden Location A38 zu werfen. Auf dem alten Schiff in der Donau werden Kulturzentrum, Club und Restaurant unter einem Dach vereint, und die Bar gehört zu den weltbesten.
Budapest hat außerdem auch eine Arena, nicht ganz so cool wie unsere. Hier werden größeren (Pop)Konzerte veranstaltet. Typisch ungarisch ist außerdem Gypsy Music und Folk, oft live in Bars oder Restaurants zu finden.
Tipp: Die fetteste Party ist natürlich das jährlich stattfindende Sziget. Wer dafür anreist, kann das Festival sehr gut mit einem Stadtbesuch verbinden. Nächstes Jahr wird die 25-Jahrfeier des Spektakels von 9.-17. August begangen.
5. Baden in Thermalquellen
Der Herbst eigent sich ziemlich perfekt zum Herumhängen in heißen Quellen. Um sich von den ganzen Sünden reinzuwaschen, gibt es über 120 Heilwasserquellen und etliche Spas, Thermen und Bäder, viele davon auch außerhalb der Stadt, und überhaupt nicht teuer. Oft ist eine Massage im Preis inkludiert.
In einem der bekanntesten, dem Széchenyi Bad, wird immer samstags eine Late Night Badeparty mit Djs veranstaltet. Kann man vielleicht ausprobieren, wenn man zum Poltern dort ist.
Tipp: Die Klassiker und daher Touristenmagnete Gellért und Széhenyi soll man eher vermeiden, und stattdessen das ruhigere Veli Bej besuchen, ein altes türkisches Bad.
In diesem Sinne: Irigyel téged Budapest!
Unser Aufenthalt wurde durch das Ungarische Tourismusbüro ermöglicht, nämlich fünf Nächte im Hotel, sowie An- und Abreise.