Weil Alliterationen immer irre sind: Ant Antic sampeln sich selbst und bringen endlich das langersehnte Erstgeborene »Wealth« zur Welt. Tanzet! Zwei Boys und ihr Debüt voll Poesie und Originalität.
Dumpfe Laute, im Untergrund brodelnd, Bässe, Murmeln. Die befremdlichen Sounds von »Mantis«, dem Opener von »Wealth«, haben etwa 20 Sekunden Inkubationszeit, um an die Oberfläche zu dringen, sich von den Ohren in den Kopf zu arbeiten und durch die Gehirnwindungen, Adern und Muskelfasern. Danach erschließen sie sich den ganzen Körper des Hörers. Spätestens jetzt ist klar: Da kommt man nicht mehr raus, mit Ant Antic angesteckt. Der »Blood Sugar« schnellt von so viel ear candy sofort in die Höhe, dazu kommen allergische Reaktionen vom »Histamine«.
Auf ihrem Debüt changieren Tobias Koett Erscheinung treten möchte und Marco Kleebauer (Leyya, Karma Art), zwischen elektronischem und im wahrsten Sinne organischem Sounddesign hin und her. Wahrscheinlich sind die elf Songs deshalb auch so stark physisch spürbar. Die von Welt- und Herzschmerz belastete Künstlerseele verarbeitet auf »Wealth« nämlich ganz arge Gefühle, kommt dabei aber ohne Klischees aus. Mit unverkennbarer Stimme singt Koett die größtenteils melancholischen Texte und hilft sich dabei mit recht poetischen, originellen Metaphern. In »4 Pole«, dem wohl zornigsten Song des Albums, wird die ausgereifte textliche Brillanz mit der Ansage »I don’t care if you fuck off or fuck me« auf die Spitze getrieben. Generell würzen die beiden ihre Songs mit außergewöhnlichen Klängen, als wären sie das Salt Bae der elektronischen Tanzmusik, streuen hier und da unerwartete Schmankerl ein und machen das Ganze so nicht nur spür-, sondern auch tanzbar. Der Puls bleibt aber gemäßigt, Hektik scheint ein Fremdwort zu sein.
»Wealth« ist ein wirklich kohärentes Debüt mit starkem Signature-Sound, was vielleicht daran liegt, dass Koett und Kleebauer beide keine unbeschriebenen Blätter mehr sind und sich wunderbar ergänzen. Zu viele Köche waren hier nicht am Werk. Wenn Produktionskompetenz auf instrumentales Know-how trifft und dabei eine klare Vision entsteht, ist es auch nicht nötig, sich durch zu viel äußeren Einfluss vom Kurs abbringen zu lassen. Nur der Wiener Maximilian Walch (Monophobe), der auch schon bei früheren Projekten mit Kleebauer zusammengearbeitet hat, hat bei drei der Songs mitgemischt.
»Wealth« von Ant Antic erscheint am 9. Juni 2017 bei Seayou Records. Es wird spannend, wie die Band ihr Album schließlich live umsetzen wird. Zu sehen am 21. Juni im B72 in Wien, am 23. Juni im OKH in Vöcklabruck und am 24. Juni am Augartenfest in Graz.