Heimische Acts wie 3 Feet Smaller oder Effi gehören zur Label-Familie, deutsche Musikgrößen wie Fotos, Cro oder Großstadtgeflüster sind unter anderem Booking-Partner: Arcadia ist ein Label, zum Brotverdienen aber immer mehr Booking-Agentur.
Die Arbeit des klassischen Labels ist nur ein kleiner Teil ihrer Arbeit: Wie viele andere Indies in Österreich vereint die Arcadia Agency Booking, Label, Promo, Verlag und Management unter einem Dach. Mit heimischen Bands wie Effi, 3 Feet Smaller oder Kommando Elefant und deutschen Acts wie Cro, Fotos oder Großstadtgeflüster hat sich die Wiener Booking-Agentur als fähiger Vermittler nationaler als auch internationaler Musiker erwiesen. Im Gespräch mit The Gap sprechen Bernhard Kaufmann und Filip Potocki über den österreichischen Musikdiskurs, Booking- und Markenartikel-Kooperation und üben Kritik am ORF.
Mit Effi und 3 Feet Smaller managet ihr durchaus erfolgreiche österreichische Acts. Können Musiker dieser Größenordnung schon von der Musik leben? Und wenn ja, womit verdienen sie am ehesten ihr Geld?
In den zwei konkreten Beispielen geht es in eine gute Richtung. Das hängt natürlich auch immer davon ab, ob ein aktueller Release ansteht und wie viel getourt wird. Wir achten bei den Management-Acts immer darauf, dass wir so viel wie möglich aus einer Hand machen können, um die Abzüge anderer beteiligter Parteien so gering wie möglich zu halten. In Summe macht es dann alles aus Plattenverkäufen, Lizenzierungen, Sync-, Merch- und Live-Einnahmen. Wir sprechen hier allerdings von überschaubaren Summen.
Stellen euch Großkonzerte wie jenes von Cro noch vor eine Herausforderung – auch was das finanzielle Risiko betrifft – oder habt ihr in dieser Größenordnung schon genug Erfahrungen sammeln können?
Natürlich überlegt man sich genau, wie man so ein Großprojekt wie eine Cro-Show mit 9.000 Leuten organisatorisch und auch finanziell umsetzen kann. Man wächst mit der Aufgabe und muss auch bereit sein, sich dieser zu stellen. Wir wägen sehr genau ab, was wir machen und wie wir’s angehen. Wir sind aktuell an einem Punkt angelangt, wo wir wachsen müssen und auch wollen. Allerdings mit Maß und Ziel und nicht blauäugig. Wir betreuen ja seit Jahren auch größere Festivals. Das hilft dann schon sehr.
Nach einem recht dichten Jahr 2011 gab es dann letztes Jahr nur einen Release, heuer noch keinen, warum denn das?
Auf der einen Seite ist das dadurch bedingt, dass 2011 unsere Bands gerade ihre Alben herausgebraucht haben. Effi erschien heuer schon, zwei bis drei weitere Alben werden noch kommen. Da unser Label hauptsächlich Veröffentlichungsplattform für die Bands aus unserem Roster ist, gibt es da auch keine Intuition weitere Releases an den Start zu bringen. Leider ist der Betrieb eines Musik-Labels in Zeiten wie diesen nicht kostendeckend. Man macht die Releases, um das nötige Umfeld zu schaffen, um mit den Bands auf Booking-Ebene vernünftig arbeiten zu können. Zudem wurde uns heuer eine SKE-Förderung komplett gestrichen, was uns zusätzlich ein wenig den Wind aus den Segeln nahm. Aber das Label ist ja zum Glück nur ein kleiner Bereich unserer Arbeit.
Wie hat sich euer Artist-Roster (heimische vs. internationale, kleine vs. große Acts) entwickelt? Wie wichtig sind deutsche bzw. generell internationale Partner-Agenturen?
Wir haben Anfangs komplett mit einem nationalen Roster gearbeitet. Dieser bestand großteils aus Rock- und Punkrock-Bands. Dadurch, dass wir viele Shows selbst veranstalten, ist daraus auch die Möglichkeit entstanden, internationale Acts für Österreich zu betreuen. Es gibt einige Partneragenturen, die wir sehr mögen und schätzen, mit denen arbeiten wir intensiv zusammen. Wir versuchen ihre Acts gemeinsam mit ihnen aufzubauen. Alle Themen kann man da nie machen, einfach weil hierzulande nicht alles funktioniert, was in Deutschland oder England funktioniert.