Der Diktator: Pimp my Screwball

Mit seinem aktuellen ElaBorat schraubt Sacha Baron Cohen den Faktor Fairness ungeniert hoch. Es geht derb gegen alle Seiten der dunklen Mächte.

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Nicht viele Comedians dürfen seit Jahren mit höchster Präsenz gnadenlos die Fettnäpfchen selbst auffüllen und lustvoll darin baden. Sacha Baron Cohen ist am Pokertisch der Comedy der gegenwärtige Krösus, hat die Wild Card offensichtlich gepachtet und spielt königlich falsch die richtigen Karten. Respekt, hoch spielen mit einem niedrigen Paar hat schon was.

Für seine aktuelle Breitseite hat sich der gute Mann aktiver als Jude und versteckter Cambridge-Absolvent, wenn auch dezent verspätet, nach der High Fashion-Welt von „Brüno“ erneut gen Osten orientiert. Diesmal trifft es nicht Kasachstan, sondern das noch nicht entdeckte Wadiya irgendwo in Nordafrika. Wieder mit an Bord ist Regisseur Larry Charles, der mit klaren Bildern die schrägen Szenen wie absurden Sprünge umsetzt. Gewohnt lose ist man primär auf der rastlosen Flucht zum nächsten Joke, geradezu um die soeben gezeigte Respektlosigkeit mit einer geschmacklosen Mittelmäßigkeit zu entschärfen. Ganz im Stil der Screwball Comedies wird auf Tempo und Aufregung gesetzt, die Überhöhung als eigenes Erdgeschoss etabliert.

Der Brite Cohen hat den Provokateur ebenso im Blut wie einen gewissen Gerechtigkeitssinn. Eine Front nach Asien, eine in den Orient samt Israel oder Afrika, Europa und die USA liefern am Ende oft im Spiegel der Political Correctness die eigentliche Lächerlichkeit. Inklusive ethnischer Gruppen oder simpel den geliebten Frauen. Diktator Admiral General Hafez Aladeen als aufrechter Kämpfer gegen die Demokratie bringt gerne durchaus amüsante Querverweise zu Gaddafi, Saddam oder Kim Jon Il ins Spiel und lässt grundsätzlich so ziemlich alle Anwesenden liquidieren.

Gewohnt solide gibt Ben Kingsley den klassisch verschlagenen Brutus als Intriganten in den eigenen Reihen. Es wäre schon hoch gegriffen, würde man die negativierende Verifizierung Sir Karl Popper als Momentum ins Treffen führen. Ganz daneben ist es dann in der Reflektion der westlichen Mächte auch nicht, nur bewusst nicht in Eleganz aufgelöst. Dafür wird den Widersinnigkeiten der Gegenwart opulent wie drastisch entgegengetreten, jeglichen peinlichen Klischees vollmundig entsprochen. Alles immer mehr dem Pubertären zugewandt, als sich um ernsthafte politische Auflösungen zu bemühen, bringt „Der Diktator“ als trashige Komödie eine amüsante Zeit im Kino. Wer will, kann nachher auch noch ein wenig über die angeteaserten Untiefen nachdenken.

"Der Diktator" läuft bereits in österreichischen Kinos.

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