Der Film von Morgen

Filmemacher sind kreativ, sie brauchen aber auch Biotope, um es zu sein. Förderungen füllen sie auf. In den Bundesländern herrscht aber teilweise Wassermangel, um sie zu füllen.

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"Die ganze Aufregung liegt leider in der Unschärfe. Im flüchtigen Wahrnehmen und im blinden Rausch liegt das ganze Glück. Ich hab’ mir deswegen nie die Augen lasern lassen." – Ein Zitat aus dem experimentellen Kurzfilm "Achill" der deutschen Filmemacherin Gudrun Krebitz. Der Film soll als Beispiel erwähnt werden, weil er eigene Wege sucht, sich an das filmische Bild anzunähern. Mal opponieren Bild und Ton, dann finden sie sich wieder. Durch Animationstechniken und flackernde Bildeinschübe entsteht Achill als bewegtes, feministisch hintersinniges Skizzenbuch.

Die Frage, wie solche blitzenden Filmentwürfe zustande kommen, hat ebenso viel mit der Künstlerin wie mit ihrem Umfeld zu tun. Wie Filme der, sagen wir, nächsten Generation aussehen, hängt von vielem ab. Biografien, Brain Flow, Sinneseindrücke und sicherlich auch äußere Regulative wie Filmakademien spielen da eine Rolle. Aber auch Filmförderungen. Auch wenn Förderer nicht in ästhetischen Fragen intervenieren und das Geld immer an konkrete Projekte verteilt wird, pumpen sie ihre Mittel letztlich in bestimmte Biotope. Aus diesen gehen junge Filmemacherinnen wie die experimentell-anarchisch orientierte Kurdwin Ayub oder die mit Rhythmus und Daily-Soap-Formaten spielende Vanessa Gräfingholt hervor. Dass im Österreichischen Filminstitut und im BMUKK unterschiedliche Nachwuchsprojekte gefördert werden, ist bekannt. Das wird regelmäßig öffentlich kommuniziert. Interessant ist aber, dass auch Landesförderungen keine unerhebliche Rolle spielen. Um zu erfahren, welche Filme finanziert werden, muss man sich aber teilweise erst durch ein Dickicht schlagen. Einige Bundesländer vergeben das Geld mittlerweile über eigene Filmförderungsstellen, bei anderen scheint immer noch der Landesfürst nach Gutdünken die Auswahl zu treffen – bzw. sein Kulturbüro.

Bundesländer-Dickicht

Die Budgets variieren von Jahr zu Jahr, sind also wenig verlässlich für die jungen Filmemacher einer Region. Wer Einblicke über vorhandene Mittel oder vergebene Projekte haben will, wird auf den Websites der Kulturabteilungen nicht unbedingt fündig. In Kulturberichten lassen sich mit einigem Glück im Nachhinein bewilligte Förderungen einsehen. Noch vor wenigen Jahren hatte etwa Salzburg sich dabei nicht in die Karten schauen lassen. Der jährlich erscheinende Filmwirtschaftsbericht des ÖFI musste sich bei der Fördertätigkeit der Salzburger mit einer Leerstelle begnügen. Relevant sind die Bundesländer aber, weil sie insgesamt gar nicht so wenig Geld für Film zu vergeben haben. Und für all jene, die sich gerne in Richtung Film vortasten möchten, ohne in der Bundeshauptstadt mit all ihren Förderstellen und Produktionsfirmen zu residieren.

Den Bundesländern fällt damit also eine Verantwortung zu, die sie recht unterschiedlich ausfüllen. Zwei Beispiele, das Burgenland und Niederösterreich, beide grenzen an Wien an. Das Burgenland weist in seinem Kulturbericht für das Jahr 2010 eine Fördersumme für "Film, Kino, Video" von 657.050 Euro aus. Die beeindruckend runde Summe von 650.000 Euro ging an "Der Winzerkönig", den satten Rest von 7.000 Euro erhielten ein paar Vereine als Strukturförderung. Auch für ein Kurzfilmprojekt war Geld vorhanden, 3.000 Euro, aber eben nur für dieses eine. Touristisch gesehen ist die Entscheidung sicherlich top, auch wirtschaftlich wird sie wohl Effekte erbracht haben. Für ein Biotop, aus dem Nachwuchsfilmemacherinnen wie Ayub oder Gräfingholt hervorgehen, um nochmals ganz beliebig zwei Namen zu nennen, dürfte aber im Land des Steppensees das nötige Wasser fehlen.

Niederösterreich agiert anders. Auch wenn die Fördersumme von rund drei Mio. Euro im Verhältnis geringer ausfällt, findet sich für 2012 doch eine ganze Liste an geförderten Kurzfilmprojekten. Dem als "Kunstfilm" angeführten "Soldatin Jeannette" von Daniel Hoesl wurden ebenso Mittel zugesprochen wie einem Kurzfilm mit dem beruhigenden Titel "Im Himmel kotzt man nicht". In Kärnten zum Beispiel gibt es bis heute keine Filmförderung. Eigentlich wäre es an der Zeit, in den Bundesländern einmal den Gärtner zu holen.

Bild(er) © Kurdwin Ayub / Gudrun Krebitz
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