Gerhard Haderer hat schon viel mitgemacht – er war Flaschenreiniger am Linzer Milchhof, wurde in Griechenland wegen Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft, in Abwesenheit für ein halbes Jahr Haft verurteilt und hat Interviews über Gott und die Welt geben müssen. Jetzt hat er wieder ein neues Buch herausgebracht und versucht sich als Regisseur.
Zu einem der bekanntesten Karikaturisten Österreichs wurde er durch seine bitterbösen Cartoons, die man regelmäßig in den Magazinen "Stern" und "Profil" zu sehen bekam. Aufsehen erregte er nicht nur mit seinem Buch „das Leben des Jesu“ – in dem der christliche Messias als Träumer porträtiert wird, der ständig bekifft ist und unter anderem nackt über den See Genezareth surft, sondern auch durch seine politischen Karikaturen.
Seit 1997 gibt’s auch die von ihm gezeichneten Schundheftl „moff“, die (nach einer kurzen Pause) seit 2008 wieder monatlich erscheinen. Es erschienen weit über 1.000 Cartoons zum politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben Österreichs, in denen wohl jeder, der in Österreich was zu sagen hat, sein Fett weg bekommt. Und weil man ja so gern sieht wie sich jemand über Politik und Religion lustig macht, vor allem wenn derjenige das auch noch so gut macht wie Gerhard Haderer, gabs ihm zu Ehren 2012 auch die Ausstellung »Haderers Österreich. Cartoons 1985-2010«, die einen Rückblick auf seine bisherigen Werke gab und damit Teile der österreichischen Geschichte anschaulich dokumentierte.
Der Herr Novak
Jetzt hat Gerhard Haderer wieder ein neues Buch herausgebracht. „Der Herr Novak“ heißt das gute Stück und es handelt sich dabei – wer hätte es gedacht – um eine böse Bildgeschichte in Comicform, geschrieben und gezeichnet von Gerhard Haderer. Diesmal geht es aber nicht um Gottes Sohn oder die gottgleichen (weil viel zu schönen) Politiker Österreichs, sondern um den typisch österreichischen kleingeistigen Opportunisten, à la Herr Karl, der zu allem etwas zu sagen hat – also zu allen wichtigen Themen, wie Nichtrauchen, die Integration („wie es sich für Ausländer gehört“), Patriotismus oder Sport.
Der Herr Novak hat sein wildes Rockerdasein aufgegeben, um als Beamter im Innenministerium tätig zu sein und wenn er irgendwo „I Am From Austria“ hört, gehen die Emotionen doch mit ihm durch. Kurz: der Herr Novak verkörpert eigentlich alles, was Gerhard Haderer seit Jahrzehnten zum Thema macht.
Der Leser trifft diesen Lieblingscharakter des Herrn Haderer im Kaffeehaus an, wo er natürlich gleich seine Lebensgeschichte zum Besten gibt und über seine lieben Verwandten, seine Vergangenheit, seine Abkehr vom Rauchen (er raucht ja nur mehr ganz selten) und Karl Schranz erzählt. Über Sport kann er sowieso ewig reden. Aber natürlich kennt er sich auch bestens mit der Politik aus und ist natürlich sehr stolz, dass er das Glück hat auf die wichtigsten Persönlichkeiten Österreichs zu treffen: Haider (oder wie auch immer dieser Parteiobmann der Freiheitlichen heißt) und die viel zu schöne Fiona.
Der Herr Novak ist einer dieser klischeehaften Österreicher, ein opportunistischer Mitläufer aus dem kleinbürgerlichen Milieu, der nach Ansehen sucht, so wie schon der Herr Karl oder Edmund Sackbauer es gemacht haben. Diese Figuren sterben scheinbar nicht aus, auch wenn sich die Bandbreite der Charaktere, die es wert sind seziert zu werden, deutlich verbreitert hat. Man könnte es auch eine Leibeserklärung an ein bestimmtes Bild von Österreich bezeichnen. Eine eigene Tradition aus Grant, schwarzen Humor und Grind. Darin kann man österreichische Mentalität sehen. Muss man aber nicht, um das Büchlein sehr lustig zu finden.
„Der Herr Novak“ wird aber auch als Bühnenstück zu sehen sein, in dem Haderer erstmals selbst Regie führt. Die Premiere findet am 21. März 2014 im Theater Phönix in Linz statt.