Kaveh Ahi war schon als „kleiner Bub“ im Volksgarten, wie er selbst sagt. Vor kurzem hat er seinen Job als Clubmanager aufgegeben und mit uns im Interview über seine Homebase, Entwicklungen in der Wiener Clubszene und die neue Pratersauna gesprochen…
Dein Name fiel ja auch bezüglich der Pratersauna-Übernahme…
Ich rede schon seit zwei Jahren immer wieder auf Hennes und Stefan ein, sie sollen die Sauna endlich abgeben. Das war meistens irgendwo betrunken an der Bar (lacht). Es waren keine ernsthaften Gespräche, aber ich hatte schon immer den Wunsch, die Pratersauna zu übernehmen. Ich bin ein großer Fan der alten Pratersauna gewesen und auch ein großer Fan von dem, was Hennes und Stefan mit dem Wurstsalon gemacht haben. Es war für mich schon ein kleiner Traum, die Pratersauna zu machen und als es dann wirklich konkret zur Diskussion stand habe ich sofort gesagt: Ja, das müssen wir machen. Wir haben mitgeboten und ich war auch bereit, das Ganze komplett alleine zu finanzieren und wollte das mit dem VoGa-Team machen. Leider haben wir sie nicht gekriegt, weil der Martin schlussendlich ein besseres Angebot gemacht hat… und jetzt macht er auf. Ich war deshalb auch wirklich traurig und ich bin ein Ego-Mensch, das muss ich zugeben. Ich wollte das Ding unbedingt haben und mir hat das echt nicht getaugt, dass ich da verloren hab. Mit der Zeit hab ich mich eh wieder beruhigt und jetzt, wo ich auch im Volksgarten aufhöre, denk ich mir: Gut, dass ich sie nicht bekommen habe. Aber man weiß natürlich nie, wie es wäre.
Was erwartest du dir jetzt von der Pratersauna?
Ich erwarte mir gar nichts. Ich möchte… auf der Gästeliste stehen. (lacht) Und mein Bier zahl ich mir selbst.
Du hast ja doch einen ganz guten Überblick, wie würdest du sagen hat sich die Wiener Clubszene musikalisch in den letzten 20 Jahren verändert?
Ganz früher, 1990, 1991 als es los ging mit Techno – das war eine ganz eigene Szene, die sind mit Gasmasken und Taucheranzug und richtig verrückt auf diese Raves gegangen. Das war purer Underground und ist aber ziemlich schnell zu großen Veranstaltungen geworden. Dazwischen gab es eigentlich nur Kommerz und House. Das war sehr klar getrennt, Techno und House hat sich nur sehr leicht überschnitten, House war sehr schick und die Techno-Leute waren halt zuerst einfach Freaks. Ich hab die House-Musik immer geliebt, das war zuerst auch irgendwie „das Coole“, wenn auch sehr schick. Irgendwann hat sich das gewandelt… da haben Stefan und Hennes auch angefangen, diese etwas abgefuckte Berlin-Schiene nach Wien zu holen. Unsere House-Events wurden immer kommerzieller – zu meinem Bedauern. Das "Coole" war dann auf einmal die Pratersauna und das Flex, zum Beispiel mit Crazy – da haben wir ein bisschen abgeloost. Der VoGa war damals halt teuer und schön und scheiße. (lacht) Wobei die alle vorher auch bei uns waren, aber irgendwann waren wir nicht mehr cool. Das ist eine Zeit lang gut gegangen, aber nicht so lange eigentlich – weil auf diese hippe Szene sind dann auch sehr viele Leute aufgesprungen und jeder Student der ein Trägerleiberl getragen hat, war plötzlich hip und abgefahren und undergroundig und in Wirklichkeit aber eigentlich nicht. Im Endeffekt wurde das dann auch zum Mainstream. Es gibt in diesem Sinne keinen wirklichen Underground-Club mehr, die Forelle vielleicht an manchen Abenden, aber auch nicht immer. Die Szene hat sich irgendwie von selbst zerstört.
Was fehlt jetzt in Wien?
Gute Frage. Alles was da ist, hat seine Berechtigung, ich glaube was gut gehen würde, wäre irgendwas zwischen Volksgarten und Pratersauna. Das gibt es nicht… vielleicht macht’s der Ho. Glaub ich aber nicht.
Viele Clubs haben ja gerade andauernd Fremdveranstalter, funktioniert das auf Dauer?
Ich finde das ganz schlecht. Das ist auch mit ein Grund, warum viele nichts mehr verdienen. Man muss die Gastronomie in Clubs perfekt aufstellen, weil damit machst du die Kohle. Und du musst schauen, dass du den Eintritt bei dir hast. Wenn du den Club und die Mitarbeiter bezahlen musst und die Acts und dann auch noch den Eintritt hergibst, dann wird’s eng. Wenn man wirklich Geld verdienen will und in 4 Jahren auch noch da sein will, muss man vermutlich die Veranstaltungen selbst machen und… keine Acts buchen – oder nur als Highlight.
Trinken Menschen ab einem gewissen Zeitpunkt überhaupt noch was in Clubs?
Ich finde, dass sowohl die Pratersauna, als auch die Forelle beide gastronomisch miserabel aufgestellt waren. Die Forelle vielleicht einen Tick besser, aber da haben sie viel Geld gelassen. Selbst mit der Techno-Szene kann man da gut Geld machen, wenn man es richtig macht.
Möchtest du zum Abschluss noch etwas sagen? Worauf freust du dich jetzt?
Ich liebe den Volksgarten und freu mich schon darauf, nach einer Auszeit zu feiern, Bei der Arbeit hab ich immer Dinge gesehen, die ich ändern würde und ich hoffe, ich kann das jetzt abstellen. Ich hab meine Arbeit nie abgegeben und freu mich schon, wenn ich hingehen kann und nichts sehe außer Party. (lacht)