Der soziale Trick

Um Twitter, Instagram und vor allem Facebook ranken sich unzählige Mythen. Wann teilt man was am besten, um möglichst viele Menschen zu erreichen? Wir haben nachgefragt.

Reality-Check

So ist es zumindest in der Theorie. Wir haben bei Social Media Team vom Standard, der Zeit im Bild, der Tagespresse und beim Instagramer Flopatrick nachgefragt, wie es in der Praxis aussieht.

Was ist der perfekte Zeitpunkt um in den sozialen Medien zu posten?

Fritz Jergitsch von der Tagespresse: Der beste Zeitpunkt ist, wenn alle online sind. Also vom Vormittag bis zum frühen Abend.

Lisa Stadler vom Standard: Bei unseren Accounts ist es praktischerweise fast immer ideal, zwischen 09:00 und 21:00 sind die User fast immer online. Das mag aber auch an der großen Community liegen.

Patrick Swanson von der Zeit im Bild: Zwischen 9 Uhr morgens und 9 Uhr abends ist die Anzahl unserer FB-User, die online sind, ziemlich stabil. In diesem Zeitraum posten wir also recht konstant. Ausnahmen sind natürlich Breaking News-Ereignisse.

Instagramer Flopatrick: Es gibt keine wirklich perfekten Zeiten. Das muss jeder, je nach Herkunft seiner Follower und deren Bedürfnissen, selbst entscheiden.

Wie wichtig sind Fotos und Videos?

Tagespresse: Videos werden immer wichtiger, sind aber schwer zu produzieren. Fotos sind ebenfalls sehr wichtig, da sie Emotionen viel effektiver transportieren können als Text. Sind daher in den sozialen Medien unabdingbar.

Standard: Sehr wichtig, das Visuelle wird immer noch unterschätzt. Mit Grafikern und ordentlicher Video-Arbeit könnte man noch viel mehr herausholen in Sachen Performance.

Zeit im Bild: Sehr, sehr wichtig. Im Videobereich sind wir als ZIB natürlich in einer tollen Situation, weil wir jeden Tag sehr viel Bildmaterial täglich bekommen. 2015 haben wir begonnen, unsere Videos den Newsfeed zu optimieren – also so aufzubereiten, dass sie ohne Ton funktionieren, und dass die wichtigsten Bilder und Informationen in Kürze zusammengefasst werden. In dem Bereich wollen wir auf jeden Fall weiterarbeiten.

Wie wichtig ist das Analysieren der Performance von Postings?

Tagespresse: Wir analysieren sehr wenig, nur Likes und Klicks.

Standard: Es ist im Grunde sehr wichtig. Gleichzeitig sollte man Statistiken auch nicht überbewerten, ein gutes Gefühl für die Community ist mindestens genauso wichtig.

Zeit im Bild: Wir werten regelmäßig Reichweiten, Likes und Videoviews aus. Bei Videos schauen wir uns zum Beispiel sekundengenau an, wie lange die User mitschauen, wie lange das Video also spannend bleibt, welche Einstiege gut passen usw. Man erarbeitet dadurch mit der Zeit ein Gefühl dafür, welche Postings wie funktionieren werden.

Was sind die größten Vor- und Nachteile von Facebook/ Twitter/ Instagram?

Tagespresse: Der Vorteil von Facebook ist natürlich die kostenlose Reichweite. Hier bekommen wir auch unsere meisten Klicks. Nachteile gibt es eigentlich nicht. Man muss halt nach deren Regeln spielen, wenn man ihre Infrastruktur nutzt.

Standard: Twitter ist in Österreich komplett überbewertet. Dort bewegt sich hauptsächlich die Medien- und Politikblase und chattet öffentlich. Für derStandard.at ist Twitter – nicht zuletzt weil es sich um ein Medium handelt –unabdingbar. Die Mühe zahlt sich auch aus, aber im Vergleich zu Facebook ist Twitter ein Kindergeburtstag, vor allem was den Traffic angeht.

Flopatrick: Die größte Schwäche von Instagram ist die Popularität, zugleich ist das jedoch auch die größte Stärke. Durch den großen Zuwachs an Nutzern kommt mehr Spam, Server funktionieren oft nicht. Positiv am Zuwachs ist, dass man mehr coole Artists auf der Plattform finden kann und ein Zuwachs an Nutzern natürlich auch einen Zuwachs an Followern und Likes bedeutet.

Zeit im Bild: Unsere User auf Facebook sind ziemlich jung. 60 Prozent der Menschen, die wir auf Facebook erreichen, sind unter 35. Das sind Menschen, die uns im Fernsehen seltener zuschauen. Deswegen ist es für uns unglaublich wichtig, dass wir unseren öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag so gut wir können auch für diese Menschen erfüllen – auch über Plattformen wie Facebook. Ein weiterer Punkt ist, dass wir auf Facebook sofort Feedback auf unsere Berichterstattung bekommen. Wir sind überzeugt davon, dass das ein Vorteil ist. Es führt zu besserer Berichterstattung und überhaupt zu besserem Journalismus: Fehler werden sofort aufgezeigt und können korrigiert werden, die Berichterstattung wird insgesamt präziser und transparenter und wir können besser auf Themen und Interessen unseres Publikums reagieren. Der Nachteil ist, dass dieser Feedback-Mechanismus auch ziemlich viel Arbeit bedeutet, gerade was Kommentarmoderation angeht.

Der wichtigste Tipp für ein erfolgreiches Agieren in den sozialen Medien?

Tagespresse: Keine Werbung, nur interessante und relevante Inhalte posten.

Standard: Ein alter Hut, aber: Kommunikation mit den UserInnen auf Augenhöhe, sie ernst nehmen und sich in sie hineinversetzen können.

Flopatrick: Immer mit den eigenen Followern interagieren, während man aber auch mit anderen Usern interagiert.

Zeit im Bild: Sich den Spaß an der Diskussion erhalten. Das kann manchmal ziemlich schwer fallen, gerade wenn man viele Kommentare liest. Aber wir finden, dass Debatten ein ganz essenzieller Bestandteil unseres demokratischen Zusammenlebens sind, sowohl online als auch offline.

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Praxis-Seminars am i>Institut für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW entstanden.

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