Die Clubszene in der Stadt ohne Clubs

Im Sommer wird im Garten getanzt – aber was macht man sonst in einer Stadt ohne Clubs? Und wenn es in Salzburg kaum oder keine Clubs gibt, was gibt es dann? Eine Spurensuche mit Empfehlungen und Warnungen.

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»Salzburg ist gesegnet mit wunderschöner Natur und Architektur, allerdings nicht mit vielen Freiräumen für moderne Bar und Clubkultur.« Diese nicht für alle gleich bittere, jedoch gleich alte Wahrheit liest man auf der Website des Felsenkellers unter dem Punkt »Vision«. Eigentlich ungewöhnlich, den eigenen Club gleich mit einem Klagelied auf die fehlenden Möglichkeiten in der Stadt einzuführen. In der Festspielstadt aber gehört es zum guten Ton, sich vom eigenen Wohnort gelangweilt zu zeigen und eingeschränkt zu fühlen.

Wie wenig Elektroleben ist da wirklich unter der Decke der Hochkultur? Manche mögen schon seine Existenz als Armutszeugnis deuten, aber immerhin gibt es einen: Einen »Verein für elektronische Musik-und Klubkultur Salzburg«. Und er verfügt nur folgerichtig über einen »Klubkulturklub«. Im Freakadellen Heizkeller – benannt nach dem im Vorgängerverein Freaksound gegründeten Label Freakadelle und dem Klubhaus, dem Heizkeller – wird die Tradition der Elektropartys im Stadtteil Schallmoos fortgesetzt.

Uninspiriertes Booking, hohe Preise

Mitgründer Jürgen Vonbank kategorisiert neben der eigenen nur noch zwei weitere Lokalitäten – den Felsenkeller und den Soda Club – als Clubs und fügt an: »Wenn auch mit musikalisch anderer Ausrichtung.« »Zu den anderen Institutionen und auch diversen Partyreihen bzw. Veranstaltern, die mit uninspiriertem Booking und hohen Preisen glänzen,« fehle ihm definitiv der Zugang.

Nun ist Inspiriertheit auch in anderen Städten nicht unbedingt konstituierendes Merkmal eines Clubs, aber auch bei großzügiger Zählweise findet man nicht mehr als ein bis zwei Hände voll Clubs und Vergleichbarem in Salzburg – und das ist vermutlich zu wenig für eine vibrierende Clubkultur.

Was gibt es, wenn es keine Clubkultur gibt?

Aber wenn es keine Clubkultur gibt, die den Namen verdient, was gibt es dann? »Es gibt definitiv eine überschaubare Gruppe von Menschen, die es genießt, auch abseits des elektronischen Mainstreams zu progressiver Musik zu tanzen«, erklärt Jürgen. Das erleben wir seit längerer Zeit bei unseren Veranstaltungen. Für unsere limitierte Kapazität ist das eigentlich perfekt, mehr gibt Salzburg momentan nicht her, aber für uns ist das sehr okay so.«

Die Versuche, die fehlenden dauerbespielten Clubs durch Veranstaltungsreihen zu kompensieren, sind unterschiedlich erfolgreich verlaufen. Jürgen sieht in den wiederkehrenden Events den Vorteil, dass sich die »ohnehin überschaubare Szene, sofern man von einer solchen sprechen kann, auf die vorhandenen Institutionen, mit ihren unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen verteilt. So findet wohl jeder seinen Platz und die Clubs nehmen sich nicht unnötigerweise die Leute weg«. Und weist in einem Nachsatz darauf hin, dass die Clubbetreiber auf das Publikum der jeweils anderen Clubs möglicherweise gar nicht so ungern verzichten.

»Ein Nachteil ist natürlich, dass die Situation nicht unbedingt ein fruchtvoller Boden ist, damit eine Musikkultur gedeihen und sich entwickeln kann. Musiker und DJs brauchen die Clubs, um ihr Handwerk zu lernen und sich musikalisch zu entwickeln. Trotzdem kann auf lokaler Ebene immer wieder Wunderschönes entstehen. Das sehen wir insbesondere bei unserem Label und den tollen Produktionen Salzburger Künstler.«

Eines dieser Events, das schon fast zum Fixprogramm gehört, veranstaltet die Stadt Salzburg: Was 2012 als »Im Garten« begonnen hat, findet dieses Wochenende als »Im Garten tanzen« mittlerweile zum fünften Mal als Open Air und bei freiem Eintritt im Kurpark des Schlosses Mirabell – also in der Innenstadt, Altstadtblick inklusive – statt.

Wohin sonst?

Wo kann man weggehen, wenn es regnet oder wenn gerade nicht »Im Garten tanzen« stattfindet – schließlich trifft beides in Salzburg auf den Großteil des Jahres zu? Wir haben zwei »Zugereiste« und – für die Vergleichsperspekive – einen Exilsalzburger gefragt:

Was hat Salzburg clubmäßig zu bieten?

Dominik Neumaier, 29, Exilsalzburger in Wien, »feiert hurn bis blawan«: »Republic, Soda Club, Felsenkeller, Half Moon aka Haferl, City Beats – recht viel mehr gibt es nicht, der Rest sind Bars.«

Simon Heilig-Hofbauer, umtriebiger Landtagsabgeordneter, 28 und Sprecher für Backstage-Angelegenheiten: »Heizkeller, Felsenkeller, … Das Clubangebot ist überschaubar.«

Teresa Huber, 23, tanzwütige Jus-Studentin: „Als Clubs würd ich das Half Moon, City Beats, Take Five und vielleicht noch Felsenkeller, Soda Club und den Heizkeller sehen.“

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Felsenkeller © Why T.org-Photography

Felsenkeller

Dominik sagt: »Club direkt im Berg, Betreiber ist der des früheren Cave Club; DnB, House, Techno; aber kein Kommerz, Druggie-Hütte.«

Simon sagt: »Techno, manchmal Goa usw. Familiäre Geschichte und überraschend, dass es sowas in der Stadt gibt. Im Festspielbezirk. Passendes Kontrastprogramm finde ich. Hingehen!«

Teresa sagt: »Felsenkeller – ist für mich immer noch ein bisschen ominös, aber wenn man Elektro mag, sicher eine der ersten Anlaufstellen, sehr oft (fast immer) wechselnde DJs und oftmals auch sehr hochkarätige Namen. :)«

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City Beats

City Beats

Dominik sagt: »Neu aufgemacht, war ich noch nie, aber same wie Half Moon, denk ich.«

Teresa sagt: »City Beats ist der neueste und größte Club in Salzburg, House, EDM, Charts und zu speziellen Veranstaltungen ein bisschen Hip-Hop. Bisschen voll, aber sicher der Club, in den ich am häufigsten gehe.“

Simon sagt: »Hatte ich noch keinen Grund, hinzugehen. Gibt’s da einen?«

Half Moon
Half Moon

Half Moon

Teresa sagt: »So ähnlich wie das City Beats. House, EDM; der Mainstream-Club, eher so für Studentenclubbings die Anlaufstelle.«

Dominik sagt: »Half Moon aka Haferl (Proll-Snob Bar, halt ein Aufreißschuppen mit schlechtem Party-Hip-Hop, Kommerz- und Model-House, Tussis und Hemdträger.«

Simon sagt: »Audi A4 und Red Bull. Vodka nur Flaschenweise. EDM. Alles klar?«

Freakadellen Heizkeller
Freakadellen Heizkeller

Freakadellen Heizkeller

Teresa sagt: »Man kommt nur rein, wenn man Mitglied einer privaten Facebook-Gruppe ist und Eintritt zahlt, aber drinnen ist es super cool und wenn man auch mal ›härteren‹ Techno mag, zu empfehlen.«

Simon sagt: »Den gibt’s eigentlich gar nicht. Ist ein Vereinslokal, Eintritt nur als Mitglied oder auf Einladung von Mitgliedern oder so. Aber in Salzburg kennt man da jemanden – oder jemanden, der jemanden kennt. Kleiner Technokeller, nices Publikum.«

Republic
Republic

Republic

Dominik sagt: »Gemischtes Publikum, ab und zu Konzerte/Kabarett im Saal, regelmäßige Clubbings (Salsa, House, Techhouse).«

Teresa sagt: »Tagsüber Café, abends je nach Musik – diese variiert im Republic beinahe jeden Abend (ob Deep House, Salsa, 80s) – auch eine Anlaufstelle zum Feiern; ich persönlich gehe zu den 80s-&-90s-Partys ganz gerne!«

Simon sagt: »Puh. Oft sehr mainstreamig mit ›KULT‹-Clubbing & 90s-Party, da muss man dann definitiv nicht hin. Ab und zu gibt’s aber auch Partys …«

Soda Club
Soda Club

Soda Club

Dominik sagt: »Verschiedene DJs, immer House/Techno, für Salzburger Verhältnisse echt O. K.«

Teresa sagt: »Soda Club ist ein kleineres Lokal mit einer netten Cocktail-Happy-Hour und auch sehr abwechslungsreicher Musik, von Reggae über Hip-Hop bis hin zu House. Mir oft zu voll und nicht meine Musik, aber hin und wieder auch ganz nett.«

Simon sagt: »Tja, das Soda, musikmäßig oft top, aber: oft sehr viele Leute und Gedränge auf der Fläche, auf der getanzt werden soll. Schadet aber trotzdem nicht, da einmal reinzuschauen.«

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