Die gemeine Hauskatze

In unserer Reihe "Mein liebster Feind" fragen wir LiteratInnen, MusikerInnen und kreative Menschen im Allgemeinen, wen sie mit einer gewissen Zärtlichkeit verachten. Das können Institutionen, Menschen aber auch Tiere sein. Im Fall von Lisa Eckhart, Königin der Poetry Slam-Szene, ist es die gemeine Hauskatze.

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Ihr Fell – so wohlig warm wie der Griff eines Medizinstudenten in die Bauchdecke einer frischen Leiche. Ihr Schnurren – erfüllender als ein Vibrator mit neuen Batterien. Ihr Miauen – herzzerreißender als die Schreie eines Kindes, das aus dem Keller gelassen werden möchte. Wie sadistische Stripperinnen schmiegen sie sich an mich und räkeln sich auf mir in einem verführerischen Lap-Dance, doch ich armer Tor darf sie nicht berühren! Weil meine Haut sonst gereizter reagiert als Klaus Kinski und ich an meinem eigenen Nasensekret ertrinken würde. Denn Katzen degradieren mich zur niedrigsten Lebensform überhaupt: einem Allergiker! Wegen einer banalen Katzenhaarallergie stehe ich nun auf einer Ebene mit Wesen, die an einer Erdnuss zugrunde gehen! Und doch liebe ich sie. Odi et amo. Ich habe versucht sie zu ersetzen, habe Hamster aneinandergenäht, Ratten zusammengeklebt, Hunde operativ modifiziert – vergeblich. Was bleibt ist Eifersucht … denn wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner haben!

Lisa Eckhart hat Germanistik in Paris studiert, lebt mittlerweile in Berlin und ist die amtierende Kaiserin der k.u.k. Poetry Slam-Szene – überall, würden wir behaupten. Ihr Solo-Programm »Als ob Sie Besseres zu tun hätten« startet am 21. September in der Kulisse. Alle weiteren Termine auf lisaeckhart.com.

Bild(er) © Moritz Schell
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