Das Nature Theater Of Oklahoma im Interview zu »Die Kinder der Toten«: »Wir wollten, dass dieses Projekt tief im Land verankert ist«

»Die Kinder der Toten« ist nicht nur die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Elfriede Jelinek, sondern auch eine Filmmelange aus Zombie-, Heimat- und Stummfilm. Kelly Copper vom Nature Theater Of Oklahoma hat uns mehr dazu verraten.

Der Film vereint Theater, verschiedene Filmgenres und auch Literatur. Darüberhinaus arbeiten Sie beide seit langer Zeit am Theater. Wie hat dieser Hintergrund Ihren Regiestil beeinflusst?

Wir sind immer Theatermenschen im Herzen, also lieben wir es – ich denke mehr als die meisten Filmleute – eine gewisse Kunstfertigkeit zu sehen. Ich habe nichts dagegen, wenn ich einen Schauspieler mit Perücke sehe oder jemanden, der schwitzt; mich stört es nicht, wenn die falschen Gehirne wie Wackelpudding aussehen.

Wie war es, mit 8-mm-Film zu drehen? Und warum haben Sie sich entschieden, einen Stummfilm zu machen?

Wir lieben 8-mm-Film. Wir haben mit 8-mm-Film gearbeitet, als wir zum ersten Mal nach New York gezogen sind. Es war billig und die Kameras waren leicht verfügbar. Wir sammelten auch Filme, die wir auf Flohmärkten gefunden haben: Heimvideos anderer, und wir nahmen sie mit nach Hause, projizierten sie und fragten uns, ob diese Menschen noch lebten oder schon tot seien. Sie wirkten geisterhaft. Wir dachten, es wäre das ideale Medium für diesen Film, der auch recht persönlich ist.

Die Entscheidung, den Film zu einem Stummfilm zu machen, war zum Teil praktisch begründet, aber wir entschieden uns für die Stummschaltung, weil sie das Bild in den Vordergrund stellt und es erlaubt, den Text alleine wirken zu lassen. Es ist auch eine primitive Form. Stummfilme sind ein bisschen wie gefilmtes Theater: Man sieht die Schauspielerei, sie wurde noch nicht vom Realismus oder dem Versprechen davon angesteckt – daher finden wir dies auch als Theatermenschen besonders attraktiv.

Unter der Regie von Kelly Copper und Pavol Liska wird aus Elfriede Jelineks Roman »Die Kinder der Toten« ein Zombiefilm im Super-8-Format, gedreht in der Obersteiermark und mit LaiendarstellerInnen. © Stadtkino Filmverleih

Sie arbeiten schon lange in Europa. Was haben Sie durch Ihre verschiedenen künstlerischen Projekte über Europa gelernt? Und welche Erinnerungen an Ihre Zeit in der Steiermark schätzen Sie noch?

Wir hatten großes Glück, in Europa ein Zuhause gefunden zu haben. Ich habe definitiv das Gefühl, dass ich viel auf der ganzen Welt gelernt habe, aber am meisten über mich als Amerikanerin. Ich habe mich nie als »Amerikanerin« bzw. amerikanische Künstlerin gefühlt, aber wenn du an einem fremden Ort bist, dann siehst du dich und dein Land durch die Augen der anderen. Das war tiefgreifend und es hat mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert.

Es gibt viele Erinnerungen an die Zeit in der Steiermark: Einige der schönsten Tage bestanden darin, im Wald zu arbeiten und den Kühen den Berg ins Tal hinab zu folgen, aber auch die Tage auf der Schneealm und unsere Zeit beim Bauernhof Michlbauer, wo wir die Tiere füttern und einfach dieses Leben einatmen konnten, Teil der Familie dort wurden – daran werde ich mich immer erinnern.

»Die Kinder der Toten« ist seit 5. April 2019 in den österreichischen Kinos zu sehen.

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