Wenn in Texten Protagonisten über Nacht plötzlich komische Dinge auf der Haut wachsen ist metapher- und metamorphosenmäßig was im Busch. Die Wienerin Sophie Reyer zeigt, dass das auch Jahrzehnte nach Kafka immer noch super funktioniert. Weil es halt gut gemacht ist.
Wenn Realitäten verschwimmen, Unerklärliches passiert, alles unangenehm auf die Stimmung drückt und trotzdem noch grimmiger Witz in der allgemeinen Tristesse herausfunkelt, kann es sein, dass man sich gerade in einer Geschichte befindet, die sich Sophie Reyer ausgedacht hat. Die 32-Jährige Wienerin ist eine umtriebige Autorin und in allen literarischen Gattungen unterwegs. Durchaus erfolgreich, mit Preisen gekrönt und Stipendien gefördert. Zudem studiert sie gerade Drehbuch & Regie an der Kunsthochschule für Medien in Köln und hat ein fertiges Kompostions- und Musiktheater-Studium vorzuweisen. Das färbt freilich auch aufs Schreiben ab. Gut komponiert und melodiös wirken ihre Text, Dialogsequenzen sitzen und schaffen dennoch Raum, dem Zufall wird kaum etwas überlassen, wenn mit Absurditäten und surrealistische Einsprengseln gearbeitet wird. Scharf geschult an Kafka und Cortázar möchte man sagen. Wie das klingen kann, zeigt Reyer nicht nur hier, sondern auch in ihrer eben erschienen Erzählung »Schläferin« (Edition Atelier). Darin nimmt eine Mutter, die gerade ihr Kind verloren hat, an einem medizinischen Experiment teil. In einer nebulösen Welt, in der merkwürdige Dinge geschehen, lösen sich dann langsam Persönlichkeitsschichten im Irrsinn auf.
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