»Sichtbarste Zielscheiben für Anfeindungen« – Drag-Performer*innen im Porträt

Vier Drag-Performer*innen erzählen uns, warum sie Drag machen, wer ihre Drag-Personas sind und warum Kinderbuchlesungen in Drag wichtig sind.

Finn

Finn findet, dass Dragkings in der Szene zu wenig sichtbar sind. (Foto: Daniel Hill)

Als ich mit Drag begann, war ich mir meiner eigenen Trans-Identität noch nicht wirklich bewusst. Zuerst hat es auf mich sogar abschreckend gewirkt, wie stark ich auf das King-Sein reagiert habe. Ich wusste nicht ganz, wie ich meine Emotionen einordnen sollte. Das legte sich jedoch schnell und es wurde recht bald ein Spielplatz für meine Maskulinität. Inzwischen ist mein Drag so genderqueer wie ich. Mit dem Einzug in den Mainstream und der inzwischen für alternative Life- und Artstyles offeneren Welt ist auch Drag heutzutage vielfältiger und diverser – mit einer Vielzahl von Artists, die sich in verschiedenen Kunstformen ausbreiten. Dies kann nach wie vor sehr politisch und aktivistisch sein und ist es für mich persönlich auch. Die fehlende Aufmerksamkeit für Kings ist aber mühselig und am Ende einfach der verlängerte Arm einer patriarchalen Gesellschaft, in der FLINTA*-Personen um Gehör und Bühnen kämpfen müssen. Dieser Arm reicht bis in unsere Community. Wenn wir es als rechtens empfinden, dass cis Männer als Gallionsfiguren der LGBTQIA*-Community existieren, ohne dass wir das hinterfragen, dann reproduzieren wir den gelebten Alltag, in dem der (weiße) cis Mann die Hauptrolle spielt. Ich denke, wir sollten diese Strukturen, die wir so gerne an unseren heterosexuellen Allys kritisieren, auch in unserer eigenen Community hinterfragen und gemeinsam Raum schaffen für Bühnen, auf denen sich wirklich alle gesehen und gehört fühlen.

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