“Aus und vorbei” sagte gestern die Hamburger Band Superpunk beim FM4 Überraschungskonzert im Wiener Stadtsaal, bei ihrem allerletzten Konzertabend. Fast 20 Jahre gab es die Band, höchste Zeit sie ein letztes Mal zu sehen, zu hören, zum Abschied zu winken.
Letztes Jahr gab es schon ein Tribute Album “Oh dieser Sound! Stars spielen Superpunk“ und 2012 ein Best Of, um auch den Teenagern von heute die modernen Klassiker von Superpunk näher zu bringen: "A Young Person’s Guide To Superpunk“ (VÖ 4.5.2012), gespickt mit nur Gusto-Stücken der Hamburger, u.a. ein Wigan-Garage-Mix von “Neue Zähne für meinen Bruder und mich”.
Gewöhnliche Gentlemen
Doch die Zeichen stehen gut, dass die Herren von Superpunk noch anderwertig weitermachen. So geben gleich mehrere Mitglieder der Band ein Versprechen ab, ein schönes Trostpflaster zu werden, falls sich Superpunk nicht doch wieder reunionieren. Schlagzeuger Thorsten Wegner ist großartiger Soul-DJ und kein unbekanntes Gesicht auf diversen Sixties- und Soul-Nightern am europäischen Festland, Sänger und Gitarrist Carsten Friedrichs veröffentlicht mit seinem neuen Projekt “Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen” (Tapete Records VÖ 5.10.2012) und Thies Mynther bildet gemeinsam mit Dirk von Lowtzow von Tocotronic das Duo Phantom/Ghost.
“We Wanna Be Free To Do What We Wanna Do And We Wanna Have A Good Time – We Wanna Get Loaded” heißt es in “Rock’n’Roll Will Never Dead” – referenzarm waren Superpunk nie, eine schöne postmoderne Mischung oder doch auch ein bisschen Hauntology? Klar ist, aber hier, ab heute, bei diesem Überraschungskonzert spuken Superpunk nur mehr in den Köpfen.
Eric Cantona und auch ein bisserl Punk
Man betritt den Stadtsaal, die halbe Bestuhlung ist zuvor entfernt worden. Nach einigen Takten der Hamburger wird klar, der Name ist nur teils Programm, eher eine Geisteshaltung: wunderbare Wort-Kaskaden sind die Lyrics, die eigentlich traurig stimmen und doch liebenswert und roh zugleich sind. Da gibt es Naheverhätlnisse zur Mod- und Skinhead-Bewegung (die, die wirklich Ska und Reggae hören), nette Menschen und Northern Soul: Superpunk sind bzw. waren eine Ausnahmeerscheinung unter den deutschsprachigen Bands.
Mit einem “Wohoo“ von Organist Thies Mynther geht es los mit “Ich bin kein Ignorant, ich bin kein Idiot”. Locker und flockig, sympathische Herren, die auch dilettantisch (siehe Punk) ein “bisschen Seele” fordern. Was auffällt ist, dass die Musik von Superpunk Tanzmusik ist – so fängt nach dem zweiten Song die erste Reihe zu tanzen an, die vielleicht keine akrobatischen Northern Soul Moves draufhat, aber mit Sicherheit die Message versteht: hier geht es um deutschsprachigen Soul, Emotionalitäts-Scheiß besungen mit Ironie und männlicher Sensibilität.
Man bemerkt die Spielfreude und den Jungs-Charme der Band, sei es nun bei den Anekdoten zwischen den Songs oder bei ausdruckstanzhaften Einlagen seitens des Organisten Mynther. Bei “Das waren Mods” (Eingangsriff à la The Who inklusive) werden die Bewunderung und die Freude an der geregelten Welt der guten alten Jugendkulturen so richtig in Text und Sound verwandelt.
Die Einfachheit des Punk ist es wohl, die Superpunk ihren Namen gab – „Eric Cantona“, der erste Song den Superpunk je gemeinsam spielten, zeigt es uns. An diesem Abend ist er die Zugabe. Die zweite Zugabe und vermutlich die letzte Nummer, die Superpunk live spielten, ist “Right Back To Where We Started From“, ein schöner Soul-Hadern, der von einer Liebesaffäre handelt, aber für die Konzertbesucher wohl Programm ist – man kann nicht ganz genug bekommen von Superpunk. Also, liebe Herren, fangen sie doch wieder von vorne an.