Elias Hirschl ist ein Tausendsassa der österreichischen Kulturszene. Nun erscheint das Debütalbum der Band Ein Gespenst, die er gemeinsam mit Christopher Hütmannsberger betreibt.
Was will er eigentlich noch? Er, das ist der Hirschl Elias, den hat man gleich am Foto erkannt. Der hat schon mehr Bücher geschrieben als ein durchschnittlicher Österreicher gelesen hat; der ist häufiger auf dem gelb-beenteten Radiosender zu hören als eine kritische Stimme gegen das Festival, das dessen Namen trägt; der hat schon einen Bachmannpreis, zwar einen vom Publikum, aber das weiß ja in der Regel mehr als die Verleihenden, also zählen wir den und er selbst wird den natürlich auch zählen; der war im Fernsehen und das alles. Und jetzt – weil: bist du ein Getriebener, hält dich nichts auf – erscheint das Debütalbum seiner Gruppe Ein Gespenst, natürlich ein sehr tolles. Manchmal frag’ ich mich schon, wo das hinführen soll, mit diesen Multitalenten.
Sicher ziemlich gut tanzbar
Apropos tolles Album: Darum soll es hier ja hauptsächlich gehen. Gemeinsam mit seinem Kompagnon, Rapper und Producer Christopher Hütmannsberger – aber keine Sorge, man hört auf »Bei Tageslicht« keinen »Rap« – wird 2020 Ein Gespenst gegründet. Schon die EP »Ich tanze nur aus Höflichkeit« wird hochgelobt, an dieser und an anderen Stellen. Im großen Format erstrahlen nun zwölf Songs, denen eines gemein ist: ganz schön viel Hall, ganz schön treibender, leicht schlagerhafter Indie-Wave, sicher ziemlich gut tanzbar, wenn sie das beim Fortgehen spielen würden, aber auch in der Kopfdisko wird die Nebelmaschine angeworfen.
Die Texte – weil das ist das Unterscheidungsmerkmal im Endeffekt – sitzen. Etwa wenn’s um Fünfjahrespläne und das Neoliberale geht; auch beim Romantischen, da kann man mitfühlen. Besonders schön wird’s, wenn auf »The Smiths« erzählt wird, warum die Musiklandschaft jetzt fad ist, bisschen Boomer, nur die Smiths erregen eben noch. Die Debatte, Kunst vom Künstler trennen, ja/nein, wird gleich mitgeliefert, Antwort: jein. Morissey blöd, aber halt schon gut. Wir, als Fans von Ein Gespenst, brauchen da keinen Spagat, können sagen: Musik gut, Künstler gut; Elias Hirschl ist nicht der österreichische Morrissey. Aber, du weißt ja nie, Multitalente, Genie und Wahnsinn, eng beinander.
Das Album »Bei Tageslicht« von Ein Gespenst erscheint am 14. Oktober 2022 beim Label Strizzico. Die Release-Show findet am selben Tag im Rhiz in Wien statt.