Auf seinem neuesten Album wird Dyin Ernst aka Jermc aka Schlagobers Duck narrativ.
Nachdem Dyin Ernst auf dem »Prolog«-Mixtape noch mit seinem Alter Ego Jermc gemeinsame Sache gemacht hat, geht er nun auf dem neuen Album »Wach« wieder seinen eigenen Weg, nimmt uns aber mit auf die Reise. Transportmittel: Wiener Bus. Nächster Halt: seine Träume. »Wach« ist nämlich nicht nur ein Album, sondern eine immersive Geschichte, die den Hörer*innen Aufmerksamkeit abverlangt und sie ganz in die Welt von Dyin Ernst eintreten lässt.
Diese dreht sich um die Zustände Schlafen, Träumen, Wachsein und alles, was dazwischen liegt. Immer wieder werden diese Themen mit gefinkelten Metaphern, Wortspielen und Zweideutigkeiten angeteasert. Auch musikalisch muten die Melodien mitunter träumerisch und sphärisch an. Doch das Spannendste sind bemerkenswerterweise die mit Konversationen gefüllten Interludes, die den Fluss des Albums leiten und nahezu cineastisch wirken lassen. Durch sie wird zunehmend deutlich, dass nicht nur der Schlafzyklus zentrales Thema ist, sondern vielmehr ganz generell Bewegung und Stillstand, Scheitern und Verlieren.
Der einsamste Wal
Je öfter man die Platte hört, desto mehr Details entdeckt man. So zum Beispiel, dass die Interludes nur bei jedem ungeraden Track auftauchen. Dass ihre Tonfrequenzen gleich einem filmischen Spannungsbogen steigen und sinken. Oder dass der Track namens »52 Hz« sich auf den Gesang des sogenannten »einsamsten Wals der Welt« bezieht. Immer wieder ertönt zwischendurch die wohlbekannte Stimme der Wiener-Öffi-Durchsagen, die den nächsten Halt bekannt gibt. Das Album wirkt wie eine Ausflugsfahrt durch Wien, durch Tag und Nacht, durch Hochs und Tiefs. Es ist Rap, der ohne Statussymbole auskommt, textlich gehörig auftischt und grundlegend künstlerisch durchdacht ist.
Das Album »Wach« von Dyin Ernst erscheint am 20. September 2024 bei Heiße Luft.