Ein Interview mit Regisseur Patrick Vollrath

Patrick Vollrath ist mit seinem Kurzfilm "Alles wird gut" für die Oscars nominiert. Noch dazu für so gut wie jeden anderen wichtigen Filmpreis. Patrick hat mit uns gesprochen und uns erzählt, wie das so ist. Ein Blick hinter die Kulissen.

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Wie sehr hat dich die Nominierung überrascht?

Das hat mich schon sehr überrascht, als das dann kam. Ich hab zunächst auch nicht so wirklich daran geglaubt. Die Freude war dafür umso größer, natürlich.

In "Alles wird gut" geht es um einen Vater, der sein Kind entführt. Wie kam es zu diesem "typisch österreichischen" Thema? Was ist der Grundgedanke bzw. welche Emotionen schwingen für dich in dem Film mit?

Es eher um eine Kindesentziehung, also um einen Vater, der sein Kind wegen einem Sorgerechtsstreit ins Ausland bringen will. Tatsächlich kam ich durch einen wahren österreichischen Fall, der damals, als ich mit dem Film begonnen habe, die Runde gemacht hat, auf die Idee. Für mich ist die Hauptfrage: wie kann ein Elternteil aus Liebe etwas tun, was seinem Kind so schadet?

Der Film wurde auch im ORF gezeigt. War das geplant oder kam das nur durch die Nominierung zustande?

Das war nicht geplant und kam hauptsächlich durch die Nominierungen für den Oscar, aber auch für den österreichischen Filmpreis. Es ist generell wahnsinnig schwer Kurzfilme im Fernsehen unterzubringen, weil das Format oft einfach nicht so gut in das normale Fernsehprogramm passt. Meistens wird der Film dann ins Abendprogramm gesteckt. Es war ganz schön, dass der ORF den Film auch zu einer humanen Sendezeit gezeigt hat und, dass es da auch einige Zuschauer gab.

Wie ist das Klima für junge Filmemacher in Österreich? Fühlst du dich ausreichend gefördert?

Das Klima für österreichische Filmemacher ist gar nicht so schlecht. Der österreichische Film erlebt ja seit vielen Jahren einen Aufschwung, von dem auch viele junge Leute profitieren. Sie werden gefördert, es wird an sie geglaubt. Auch im Nachwuchsbereich gibt es diverse Erfolge. Das alles macht die Stimmung recht gut.

Ich muss schon sagen, auch wenn ich eine kleine Sonderstellung wegen dem Erfolg dieses Filmes habe: Es stehen schon viele Leute hinter uns. Da kann ich mich nicht beklagen. Es geht natürlich immer noch mehr und besser.

Die Oscars steigen am 28. Februar. Du bist jetzt schon in L.A. und fliegst sogar vor der Verleihung noch kurz nach Europa. Was hat man denn als Oscar-Nominierter so alles zu tun?

Verschiedenes. Zum Beispiel gibt es da so einen Lunch wo alle Nominierten eingeladen sind und gemeinsam essen. Da sind die meisten dabei: Steven Spielberg, John Williams, Leonardo DiCaprio und halt auch wir. Das ist schon spannend. Danach gehts wieder kurz zurück zur Berlinale bevor wir gemeinsam wieder nach L.A. fliegen.

Als Nominierter hat man auch diverse Mittag- und Abendessen und viele Pressetermine. Es wird viel Networking und Austausch betrieben und man schaut, dass man die Karriere vielleicht doch ein bisschen weiter bringt. Ich weiß das alles aber nicht ganz genau und lasse es erstmal auf mich zukommen. Irgendwie so wird es schon sein.

Musst du Flug und Unterkunft eigentlich selbst zahlen oder übernimmt das die Academy?

Das übernimmt die Academy nicht, nein. Wir haben aber, was sehr schön ist, von German Films und vom österreichischen Bundeskanzleramt Unterstützung für die Festivalreise bekommen. Das hilft bei den Kosten sehr. Wir werden auch von diversen Firmen gesponsert. Wir bekommen Kleidung, die wir zu bestimmten Anlässen anziehen und mit der wir uns fotografieren lassen sollen. Außerdem stellt uns die Firma FeWo-direkt eine Villa in den Hollywood Hills kostenfrei zur Verfügung. Das ist schon ganz geil.

Du hast an der Filmakademie Wien studiert, stammst aber ursprünglich aus Deutschland. Im ORF wird dein Film dementsprechend anders anmoderiert werden als auf ProSieben. Wie stehst du dazu? Oder ist dir dieser "Länder-Schwanzvergleich" einfach egal?

Ich mag das eigentlich ganz gerne, dass beide Länder irgendwie versuchen, den Film auf ihre Seite zu ziehen. Ein Großteil des Teams stammt aus Österreich, ich bin aber Deutscher. Von da her gehört der Film beiden. Aber ich fühle mich da wie ein kleines Kind, dass in der Mitte steht während die Eltern um einen streiten. Das ist irgendwie lustig und auch mal ganz angenehm, muss ich sagen.

Eine Dankesrede nach deinem Geschmack: Kurz oder lang? Improvisiert oder geplant?

Ich glaube nicht, dass wir gewinnen werden, deshalb werde ich auf keinen Fall eine Rede vorbereiten. Ich bin auch nicht so gut im Reden vorbereiten. Wenn, dann mache ich sowas spontan. Ich mag die geplanten Reden auch nicht so gerne. Mal sehen was passiert.

Wem würdest du gerne am Buffet begegnen?

Harvey Weinstein. Das wäre in vielerlei hinsicht sehr lustig, weil er so ein einflussreicher Mensch ist, der bestimmt auch gerne am Buffet ist. Das wäre bestimmt eine sehr interessante Begegnung.

Von wo aus hast du die letzten Jahre die Oscars verfolgt? Und was wirst du daran am meisten vermissen?

Ich habe die letzten Jahre immer im Gartenbaukino geschaut. Da gehen ja siebenhundert Leute rein, das ist schon eine besondere Atmosphäre. Vermissen? Ich werde eh nächstes Jahr wieder im Gartenbaukino schauen, da werde ich jetzt nichts dran vermissen. Es ist ja auch ganz cool, mal hier auf der anderen Seite zu sein.

Nervös?

Nein, bin ich nicht. Ich freue mich einfach auf das, was jetzt vor uns liegt.

Danke für das Gespräch und viel Erfolg.

Danke und schönen Abend.

"Alles wird gut" von Patrick Vollrath hat eine Länge von 30 Minuten und ist für die Oscars nominiert. Die Oscars werden am 28. Februar verliehen. Den Trailer gibt es hier.

www.patrickvollrath.com

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