Rock am Ende des Gürtels

Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Christian von der Local Bar.

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Am Rande des Gürtels, die In-Fortgehmeile für alternative Partytiger, befindet sich die Local Bar. Unscheinbar, für all jene, die es bislang nicht über die Alserstraße hinausgeschafft haben. Nicht unscheinbar jedoch für eingesessene Rockfans, Indiepopper und alle jene, die auf local stuff stehen. Local stuff wie Bands, Getränke oder Chili.

Doch auch nationale und internationale Szenengrößen verlaufen sich in die Local Bar. Umso bitterer, dass diesen Abschnitt des Gürtels vor allem Fancy Hitparaden-Clubs dominieren und so das vielfältige und spaßige Programm der Local Bar an vielen Leuten vorbeigeht. Wieso ihr euch in Zukunft echt mal bis ans Ende des Gürtels wagen solltet, hat uns Christian von der Local Bar erzählt.

Vorweg: Wie ist es zur Namensnennung der Local Bar gekommen? Habt ihr euch einfach gedacht, ihr nehmt einen Namen, der sehr weitläufig und schwer googlebar ist?

Der Name drückt aus, dass bei uns hauptsächlich lokale Bands spielen, lokale Biere und Wein aus Österreich auf der Karte stehen. Auch beim hausgemachten Chili wird zum Beispiel auf regionale Produkte geachtet.

Musikalisch bewegt ihr euch ja im Bereich Rock, Jazz, Blues, Singer-Songwriter, Indie. Gibt es für euch Grenzen?

Das Hauptaugenmerk liegt auf Pop/Rock, wir versuchen aber, allen Stilen eine Plattform zu geben.

Von Willi Resetarits, Gunkl und Roman Gregory bis hin zu Nachwuchsbands. Habt ihr ein bestimmtes Schema, wenn ihr da rangeht?

Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Nachwuchs und Bands, die uns mit ihren Bewerbungen überzeugen. Ab und zu veranstalten wir auch internationale Acts wie Jennifer Batten, Marco Mendoza, Dan Reed (13.5.), etc. und nationale Größen, die im Local auch als Stammgäste zugegen sind.

Ihr bietet ja auch vor allem jungen Musikern eine Bühne. Bucht ihr eure Konzerte alle selbst und lebt einen ausgeprägten "Support your local artist"-Lifestyle oder habt ihr auch viel Fremdveranstaltungen?

Meistens bewerben sich die Bands und wir vergeben die Termine. Es gibt aber auch Veranstalter, die sich einmieten und die Bands selektieren und zusammenstellen.

Auch wenn der Fokus bei der Local Bar auf Musik gerichtet ist habt ihr ein Quiz. Würdet ihr auch ohne Pubquiz auskommen?

Ja, man würde auch ohne Quiz auskommen. Es macht uns jedoch Spaß, ca. 1 x im Monat Fragen, die ausschließlich mit Musik zu tun haben zu formulieren. Immer ein unterhaltsamer Abend! Das nächste Mal am 19.5.

Ihr seid ja mittlerweile eine Nichtraucher-Location. Wie steht ihr zum generellen Rauchverbot ab 2018?

Es ist, wie es ist. Mit Sicherheit ist es auch für mich als Raucher bei ca. 8 Stunden pro Tag im Local angenehmer, nicht dauernd im Qualm zu stehen. Wobei die Entscheidung wie ich meine dem Inhaber und Betreiber überlassen sein sollte.

Der Gürtel ist ja generell eine beliebte Fortgehmeile für Konzertfans. Anders als das B72, Rhiz oder Chelsea befindet ihr euch ja eher am Ende (oder Anfang) des Gürtels, der vor allem von Clubs wie Loco, Ride Club, Escalero, Avenue, etc. geprägt ist. Fühlt ihr euch da manchmal als Außenseiter?

Eigentlich schon, denn das Laufpublikum, das an Livemusik interessiert ist, hält sich in Grenzen. Wir haben jedoch Stammgäste und Musikinieressierte, die sich vorab informieren und gerne oftmals zu uns kommen.

Gibt es einen typischen Local Bar Gast oder ist das Publikum so bunt wie eurer Programm?

Das Publikum ist tatsächlich bunt gemischt, zwischen 18 und 65 Jahre alt und offen für alle möglichen Stilrichtungen.

Wenn man den Reviews im Internet glauben darf, gibt es an der Local Bar eigentlich nichts auszusetzen. Seht ihr das genauso oder schmiedet ihr Pläne für die Zukunft?

Man kann nie aufmerksam genug sein. Wir denken aber, dass wir Künstlerinnen und Bands die bestmögliche Versorgung bieten und diesen wie auch den Gästen gegenüber freundlich und professionell agieren. Natürlich wird z.B. die Karte immer wieder aktualisiert um hier gerade für Leute, die oft kommen, Abwechslung zu bieten.

Sieben Jahre ist eine lange Zeit um Erinnerungen zu schaffen. Über welche Erlebnisse denkt ihr heute noch vorm Schlafengehen nach?

Über Konzerte mit international renommierten Acts, die stets gerne wieder ins Local kommen, zahlreiche lange Nächte im Zeichen der Musik, glückliche Gäste, die von der Betreuung begeistert waren. Natürlich auch über finanzielle Belange und andere Belastungen, die man als kleines Unternehmen mit sich herumträgt.

Was muss ich tun, um bei euch mit meiner Ukulele auftreten zu dürfen?

Ein Mail schicken, ein Konzept, Hörbeispiele, etc. und dafür sorgen, dass neben der Werbung über uns die ganze Stadt vom geplanten Konzert weiß.

Was muss ich tun, um bei euch nicht reinzukommen?

Betrunken randalieren, andere Gäste und das Personal beschimpfen und attackieren oder die Band mit Eiern bewerfen zum Beispiel.

In der Local Bar dreht sich alles um Rock, Pop, Indie & nochmals Rock. Ein kleines Bier bekommt man ab 3,10, einen Spritzer ab 2,60, alkoholfrei ab 2,80 und Shots ab 2,80. Eintritt beläuft sich meistens nur auf freiwillige Spende, die den Musikern zugute kommt. Sollte es doch mal Eintritt geben, beläuft sich der aber nur zwischen 5-10 Euro. Wir halten euch hier weiterhin über kleine Clubs am Laufenden.

Mehr zur kleinen Clubkultur gibt es hier:

Das Bach: Der Punk geht den Bach runter

Polkadot: Jetzt bin ich der Chef

Shelter: Gimme Shelter

Café Carina: Rock’n Roll im Drogenmilieu

B72: Indie Disco Inferno auf zwei Floors

Tüwi: Eine endlose Abrissparty

Kiez: Einmal ohne Bühne, bitte!

Café Prosa: Luft und Liebe

Avalon: Wirtshaus mit Kulturschock

Tonstube: Fusion-Clubbar mit Privatstrand

Zwe: Jazz ist anders

Loop: Nevermind the Cocktails

https://thegap.atrubriken/stories/artikel/der-punk-geht-das-bach-runter/

Bild(er) © Christian Becker / Bild: EasyRider: Christian Stemper
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