Seit 15 Jahren lockt das Elevate Festival mit einem vielfältigen Musik-, Diskurs- und Kunstprogramm nun schon nach Graz. Und wie immer macht es uns das Festival fast ein bisschen schwer, aus dem dichten Programm einzelne Highlights hervorzuheben.
Das Diskursprogramm konzentriert sich in diesem Jahr auf die Frage nach der Wahrheit. Bei der Eröffnung ist Pamela Anderson zu Gast. Wer bei Pam zuerst an »Baywatch« denkt, liegt zwar nicht falsch, die 90er-Jahre-Beach-Kultserie allein hätte ihr aber wohl keine Einladung zum Elevate eingebracht. Pamela Anderson engagiert sich seit Jahren politisch und setzt sich mit ihrer Foundation für Tierschutz ein. Auf Twitter macht sie sich übrigens auch über die österreichische Regierung Gedanken.
Neben der groß kommunizierten Eröffnungskeynote locken etwa auch Diskussionen und Keynotes zum sehr aktuellen Thema Klimawandel (z. B.: »Klimawahrheit/Klimalüge«, »Vor dem Klima auf der Flucht«), zur Korrektheit von Wikipedia-Artikeln oder zur Zukunft von Investigativjournalismus.
Zusätzlich – oder für viele FestivalbesucherInnen wohl hauptsächlich – wird in Graz fünf Tage lang auch ein sehr vielfältiges Musikprogramm geboten, bei dem man eigentlich fast gar nichts verpassen möchte. Dennoch: der Versuch, zehn Highlights herauszustreichen:
Peter Broderick
Eigentlich hätten wir uns schon letztes Jahr auf den Auftritt des Sängers und Multi-Instrumentalisten gefreut, leider gab es Probleme mit seinem Flug und der Gig musste verschoben werden. Umso schöner ist es, dass sein Konzert im Mausoleum dieses Jahr nachgeholt wird. Peter Broderick kollaborierte vor einigen Jahren mit dem Dreamteam Efterklang und arbeitete danach mit Künstlern wie Nils Frahm oder Greg Haines zusammen.
Während sein wohl bekanntestes Stück »Eyes Closed And Travelling« knapp 28 Millionen Plays auf Spotify hat, wirkt seine Musik so entschleunigend, dass man sich den Blick auf das Smartphone (inklusive Spotify) für immer sparen, wieder mehr Vinyl kaufen und auf ein Konzert in kleinem Rahmen gehen möchte. Genau das ist am kommenden Elevate am Donnerstag auf der von The Gap gehosteten Stage möglich.
Übrigens: Gemeinsam mit einigen befreundeten Künstlern schenkte er seinen Fans nachträglich zu Weihnachten ein neues Album, dass man hier downloaden kann. Reinhören zur Einstimmung highly recommended.
Jayda G
Die kanadische Künstlerin (und Meeresbiologin) ist bekannt für ihr Disco-Gespür und ihre energiegeladenen Sets. Am 22. März diesen Jahres bringt sie (endlich) ihr Debütalbum auf Ninja Tunes raus, es besteht also Hoffnung, dass wir am Elevate vielleicht den ein oder anderen neuen Tune zu hören bekommen.
Vladimir Ivkovic
Wer im Vorjahr bei Salon-des-Amateur-Kollegin Lena Willikens im Tunnel aus dem Tanzen nicht mehr rauskam, darf sich in diesem Jahr über einen weiteren Resident des Düsseldorfer Konglomerats freuen. Vladimir Ivkovic steht für diversen und vor allem einzigartigen Sound und passt damit perfekt ins Tunnel-Line-up.
Parkhouse
Egal, welche Crew die Party nach der Party hostet, es ist wohl die schönste Afterhour aller Afterhours. Das kleine Lokal mitten im Park besticht nicht nur durch den schönen Ausblick ins Grüne, sondern auch durch ausgelassene Stimmung und ein auch zur späteren/früheren Stunde noch immer sehr tanzwütiges Publikum. Für Musik sorgt in diesem Jahr die Crew Grrrls, bestehend aus neun Grazer Performerinnen. Wer die Lectures und Konzerte am nächsten Tag nicht verpassen will, sollte sich dieser Sause allerdings nicht zu lange hingeben, auch wenn es schwer fällt.S
Hyperdub-Spektakel: Code 9 & Co
Ein Highlight des Festivals wird mit Sicherheit das Gastspiel des britischen Labels Hyperdub, dessen Artists die neue Anlage im Dom im Berg mit Dub- und Bassklängen wohl voll ausreizen werden. Besonders gespannt sein darf man auf die von japanischen Games inspirierte Live-A/V-Show von Label-Boss Code 9, die von Animationen des japanischen Künstlers Kōji Morimoto unterstützt wird.
Bjarki
Mit »I Wanna Go Bang« hat Bjarki 2015 wohl einen der Clubhits schlechthin geschaffen und das, obwohl viele seiner anderen Werke spezieller und interessanter sind. Sein Debütalbum erscheint kommendes Jahr. Am Elevate ist er mit einer Live-A/V-Show zu Gast, man darf gespannt sein.
Zenker Brothers
Mit ihrem Label Illian Tape haben sich die beiden Münchner in den letzten Jahren durchaus einen Namen gemacht. Sie stehen dabei vor allem für eine wunderbare, aber gute Fusion aus Techno, UK Bass, Broken Beats, nicht selten aber auch noch vielen weiteren Genres wie Jungle, Drum & Bass oder House. Rave-Gefühl garantiert.
Paula Temple
Nicht verpassen sollte man zudem das Set von Paula Temple am Samstag im Dom im Berg, das vor allem für zeitgenössischen Techno von höchster Qualität steht. Mit am bekanntesten wurde vermutlich ihr Track »Contact«, den Szenegröße Jeff Mills später in seinem »Exhibitionist«-Mix featurte.
Michael Mayer
Michael Mayer hat die deutsche Techno-Szene beeinflusst, als ein großer Teil der heutigen Clubbesucher – mich eingeschlossen – das Wort Techno noch nicht buchstabieren konnte. Als Mitgründer und Leiter des Labels Kompakt steht er damit nicht nur für unzählige eigene Veröffentlichungen, sondern für einen ganzen Kanon an Standardwerken der elektronischen Musik. Zum 20. Label-Jubiläum haben wir die Besten übrigens mal zusammengefasst – sie eignen sich auch gut, um sich auf den Auftritt im Orpheum einzustimmen.
DAF
Die Jugend verschwendet man spätestens am fünften Festivaltag, schon allein aufgrund des im Zuge eines Festivals immer größer werdenden Schlafmangels. Die schönste Hymne dazu liefern immer noch DAF, die mit ihrer Live-Performance am Sonntag das Festival beschließen.
Das Elevate Festival 2019 findet von 27. Februar bis 3. März in Graz statt.
