Nix mit nur Party-Party-Party: Auf dem zweiten Album der Dada-Popper Euroteuro geht’s reichlich schwermütig zur Sache. Aber nicht nur.
Sag’ ich, »Euroteuro«, sagst du, »Autogrill«. Dass das Wiener Dada-Pop-Kollektiv Euroteuro mehr kann als italophile Liebeslieder an das Wegfahren und Party-Party-Party, ist weniger bekannt als der sprichwörtlich bunte Hund. Wenn man sich aber das zweite Album »Volume II« reinzieht, muss man dann schon sagen: »Bist du g’scheit«. Also im Wortsinne. Sicherlich, er darf nicht fehlen, der große Sommerhit, dieses Mal bleibt das Ehepaar Seyser-Trenk – wobei: das Gesicht der Band ist schon er – mitsamt seinen Weg- beziehungsweise in diesem Fall Daheimbleib-Gefährt*innen in Wien, wegen dem CO2-Fußabdrück wäre es löblicherweise gewesen. »Insel« heißt er, der Hit, und er reiht sich ein in die vielen großartigen sommerlichen Stücke rund um die Donauinsel, deren fettigen und süßen Spezereien und Bequemlichkeiten. Österreichischer Autogrill, quasi.
»Wenn das alle täten«
Sicherlich, die meisten Lieder sind tanzbar, die Synthesizer sind als klangliche Schwergewichte aber in vielen Zügen des Albums von ebenso gewichtiger Schwermut. Beispiele dafür sind die drei exzellenten Coverversionen, die im Original nicht unterschiedlicher sein könnten, aber damit auch umso passender für Euroteuro: »Franzi« etwa, eigentlich von den Wavern XTC, verwienerischt von der 80er-Supergroup Der Eiserne Vorhang, das vom Zusammenbrechen unter dem gesellschaftlichen Erwartungsdruck erzählt. Oder »Wenn das alle täten«, eine freie Interpretation nach Georg Kreisler, die der Banalität des Arguments der kollektiven Auswirkungen individuellen Handels den Garaus macht. Aber nicht, dass du denkst: »Kitsch«. Weil erstens natürlich aktualisiert und auf Tagesaktuelles angepasst und zweitens musikalisch mit einer Entschleunigung, dass sich vor allem das Textliche in deinen Hippocampus fräst.
Aber natürlich können auch die eigentlich eigenen Stücke einiges – versteht sich von selbst. Da zeigt sich dann diese Variabilität, dieser melancholische Elektropop an der einen Stelle (»Sag alles ab«), treibender Neonröhrenjeans-Postpunk an einer anderen (gar nicht schlecht: »Purple Susi«) und großstädtischer Neojazz an wieder einer anderen (»Fluss«). Zweifelsohne lässt sich also festhalten: Bei Euroteuro, da geht was weiter. Und wenn’s nur bis zur Donauinsel ist.
Das Album »Volume II« von Euroteuro ist am 19. November 2021 bei Siluh Records erschienen.