Far Cry 5: Endlich Jagd auf Christen machen

Im American Bible Horror des neuen „Far Cry“-Teils hat eine christliche Sekte einen Landstrich übernommen, den es nun zu befreien gilt.

Der neueste Teil der „Far Cry“-Reihe beginnt gekonnt intensiv: Als Junior Deputy ist man Teil eines Teams, das Joseph Seed festnehmen sollen, einen Prediger, der seine Gemeinde in Montana in eine mordende Oulaw-Sekte umgewandelt hat. Die Inszenierung gelingt, das Setting ist düster und wohl nicht von ungefähr erinnert in der Darstellung der christlichen Sekte vieles an Bilder und Videos, die man etwa vom IS kennt. Religion als Bedrohungsszenario wirkt auch in diesem Fall. Die Verhaftung geht natürlich schief und wenig überraschend befindet man sich plötzlich in einem von der Sekte kontrollierten Gebiet auf der Flucht. Stück für Stück gilt es nun den Einfluss von Seed, seinem Bruder und deren Mitkämpferin Faith und ihren Gefolgsleuten gemeinsam mit ein paar Widerständlern zu bekämpfen und den Landstrich zu befreien.

Far Cry 5 © Ubisoft

Das ist ohne Zweifel eines der spannenderen und tatsächlich ungewöhnlicheren Settings in einem Spiel. Und tatsächlich haben konservative US-Kreise es nicht für zu blöd befunden 2017 eine Petition gegen diese Darstellung von amerikanischen Christen zu Starten. Man möge doch bitte wie üblich Islamisten, städtische Gangs oder andere Nicht-Weiße als Antagonisten wählen. Ein anderer Vorschlag war, man möge doch das Setting nach Kanada verlegen. Gerade 2017 wurde die Spielidee immer wieder mit den USA seit Trump und anderen Alt-Right Bewegungen in Verbindung gebracht – das Spiel ist aber sicher schon länger in Entwicklung. Zeitweise als Marketing-Gag angezweifelt scheint die Petition auf Change.com allerdings echt.

Far Cry 5 © Ubisoft

Und wie werden Joseph und seine Anhänger nun tatsächlich dargestellt? Man muss sagen, sie verkommen recht schnell zu Blaupausen jeder anderen extremen und gewaltbereiten Gruppierung. Dass sie Christen sind und sich auf die Bibel, Gott und ähnliche Systeme Berufen gerät großteils in der Hintergrund. Es gibt im Spiel auch früh einen schwarzen Pfarrer, der nicht auf der Seite der Sekte kämpft und damit ein positives, ebenfalls christliches Gegengewicht. „Far Cry 5“ bleibt damit ein weiteres klassisches Beispiel dafür, dass sich offfene Spielwelten und narrative Settings mitunter gegenseitig im Weg sind. Die offene Spielwelt erlaubt nur eingeschränkt Inszenierung und Spielerführung. Nach einem kurzen Start ist man wieder drin im „Far Cry“-Flow und es gelingt nach wie vor nur wenig anderen Spielen, dass man so in ihren kleinen Aufgaben, ToDos und Möglichkeiten versinkt. Immer gibt es noch etwas zu tun.

Far Cry 5 © Ubisoft

Kleine Schnitzer erlaubt sich das Spiel eher zu Beginn. Wer etwa in der ersten größeren Schießerei in einer Hütte das Ziel der Szene nicht mitbekommt, stirbt recht sicher in den Gegnermassen – nur um dann erst nach dieser Szene wieder ins Spiel einzusteigen und nahe eines Wagens in den es einzusteigen gilt aufzuwachen – gefolgt von einer ungewöhnlich intensiven und schweren Actions-Szene, der etwas die Balance fehlt. Wie manchmal im Spiel. Kurz darauf wird man nachdem man eine sehr kleine Insel vom Einfluss der Sekte befreit hat, sehr weit über die Landkarte geschickt und droht sich tendenziell schnell in kleineren Aufgaben zu verlieren und Story und Setting zu vergessen. Hinterfragenswert ist auch die sich regenerierende Lebensanzeige. Während viele Szenen sich gut bewältigen lassen, kommt es doch regelmäßig zu harten Schusswechseln in denen man schnell zu sterben droht – allerdings scheint die Anzeige hier sehr weich. Manchmal überlebt man unerklärlicherweise doch, ein anderes mal einfach nicht.

Far Cry 5 © Ubisoft

Zu den Veränderungen zu den Vorgängern gehört, dass NPCs wichtiger sind und Dialoge mit ihnen neue Ort freischalten, statt der Türme. Es gibt aber weiterhin Camps und Siedlungen, die befreit werden müssen, Tiere können und sollen gejagt werden und man kann seine eigenen Enhancer aus Pflanzen herstellen. Die Spielwelt ist prinzipiell dicht und es gibt eine ganze Menge zu tun und zu entdecken. Neu ist auch, dass erstmals Geschlecht und Erscheinung der eigenen Figur im Spiel gewählt werden können. Darüber hinaus sorgen ein Online-Modus, Arcade-Level und weitere Spielmodi für verlängerten Spielspaß.

Far Cry 5 © Ubisoft

Die Erwartungshaltung in der Mischung der mir liebsten Spieleserie in Sachen Flow und Mechanik mit der Möglichkeit endlich in einem Spiel gegen Christen zu kämpfen, mag etwas hoch gewesen zu sein. Ubisoft entscheidet sich zu Recht für das Spiel und so fällt das Setting bald ins Hintertreffen. Es bleibt aber lobenswert und spannend, dass es hiermit ein Spiel gibt, dessen Bösewichte, Weiße auf amerkanischem Boden sind, und noch dazu relgiös motivierten Christen. Ich wünsche mir bald mal ein „Call of Duty“ oder einen anderen geradlinig inszinierten Shooter, der statt Islamisten, Russen oder arabischen Terroristen, den Horror durchgeknallter Christen in ein Game giesst. Bis dahin gibt es mit „Far Cry 5“ genügend hervorragenden Spaß!

Far Cry 5“ ist bereits für Xbox One, PS4 und PC erschienen.

 

Far Cry 5 © Ubisoft
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