Das atmosphärische Naturerlebnis der schwedischen Indie-Entwickler tut sich schwer, die richtigen Fährten zu legen.
Wenn beim Game-Design der Holzhammer einmal weggepackt wird, fällt oft erst auf, wie nuanciert und feinfühlig wirklich gelungene Spiele gestrickt sind. Und wie so oft werden derartige Qualitäten vor allem dann bewusst, wenn sie abgehen.
„Fe“ ist der erste Titel, den EA im Zuge seiner Indie-Schiene „EA Originals“ herausgebracht hat. Er wirkt auf den ersten, zweiten und dritten Blick wie der Versuch einer 3D-Version von „Ori and the Blind Forest“ und ist bei weitem kein schlechtes Spiel. Da hüpft ein Fuchs-ähnliches Wesen durch eine abstrahiert ästhetische Welt und lernt die Sprachen der anderen Tiere, um alle miteinander vor den Monstern zu retten. Die sind plötzlich aufgetaucht und machen jetzt Jagd auf alle Lebewesen. Da ist eine schöne Idee, die Metroidvania-Elemente mit einem 3D-Plattformer verbindet. Und immer wieder kommt es zu berührend atmosphärischen Höhepunkten – etwa wenn das Wesen einen gigantischen Hirsch befreit, um anschließend an ihm hoch zu klettern und mit ihm in Kontakt zu treten.
Gemäß dem weggepackten Holzhammer verzichtet „Fe“ auf heranstürmende Gegnerwellen und actiongeladene Fluchtsequenzen und verlässt sich voll und ganz auf den Ruf der Wildnis, dem es zu folgen gilt. Und genau hier beginnt das Design ein wenig zu schwächeln. Die Spielwelt ist groß, nicht allzu abwechslungsreich und tut sich immer wieder schwer, die Spielenden in die richtige Richtung zu schubsen. Da hat das Wesen also gerade die Sprache des Hirsches gelernt, aber was kommt jetzt? Um Frust zu vermeiden, zeigt auf Knopfdruck ein Vögelchen den Weg. Also wird oft hinterher getrottet, ohne das Geschehen in eine schlüssige Erzählung einbetten zu können.
Die Genialität von Spielen wie „Ori and the Blind Forest“ liegt vor allem in der Balance von entdecken, verstehen und umsetzen. Wenn ein Weg zu Ende ist, dann war da noch ein anderer, den es mit neu erlernten Fähigkeiten zu erkunden gilt. Dann sind da Rätsel und Kämpfe und alles fügt sich und ergibt ein großes Ganzes, das erzählerisch aber auch als Leitsystem durch das Spiel funktioniert. Kleinere Ungenauigkeiten in der Steuerung und auch die wiederkehrenden Landschaften wären in „Fe“ leicht hinzunehmen, wenn das Spiel – scheinbar zufällig und ohne die kontinuierliche Hilfe des Vogels – von einer Herausforderung zur nächsten führen würde. Aber wenn das Entdecken des Weges ein zentraler Aspekt des Spieles ist, dann braucht es subtilere Hinweise als einen herzigen, aber immer gleichen, fliegenden Gefährten.
„Fe“ ist bereits für Xbox One, PS4, Switch und PC erschienen.