Brutalism In Music

Der Online Record Store Discus Throwers hat Geburtstag. Das Label "Neubau" ist der jüngste Streich seines Gründers Florian Stöffelbauer. Aus diesem Anlass haben wir ihn interviewt.

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Florian Stöffelbauer betreibt seit nunmehr einem Jahr Discus Throwers, holt mit der Veranstaltungsreihe "Basic Rhythm" internationale Acts und kuratiert zusammen mit Simon Heidemann unter dem Motto "Brutalism In Music" das neue Label Neubau. Im Interview sagt er, wieso er digital auflegt, welche Musik gerade im Kommen ist und welche Ideen er für einen neuen Club hat.

Radikale Vinyl-Fetischisten lassen manchmal schwer mit sich reden. Bist du auch so einer, oder spielst du im Club auch MP3s?

Anfangs war für mich klar, dass ich nur Platten spielen möchte. Technisch ist es eine schöne Herausforderung und beansprucht viel Zeit. Halbherzig kann man das nicht betreiben. Außerdem habe ich immer schon gerne Sachen gesammelt. Ich bin froh, dass ich als Verfechter der Vinyl-Kultur begonnen habe, weil ich sonst wahrscheinlich niemals Discus Throwers gestartet hätte. Mittlerweile spiele ich auch digitale Tracks, meistens aber Promos oder Demos von Freunden, die es noch nicht auf Vinyl gibt und bei denen es schade wäre, sie nicht zu spielen.

Der Discus Trowers Shop hat neben Techno und House auch Genres wie Electronic Reggae, Synth Funk, Synth Pop oder Krautrock im Angebot. Ist das die übliche Mischung?

Die Auswahl auf Discus Throwers spiegelt grundsätzlich meinen persönlichen Musikgeschmack wider. Mit Genres tue ich mir immer ein bisschen schwer. Man findet in vielen Genres, die etwas mit elektronischer Musik zu tun haben, gute Releases. Und genau diese möchte ich auf Discus Throwers anbieten. Mein Anspruch als "Buyer" ist es spezielle und qualitativ hochwertige Musik vorzustellen.

Im ersten Neubau-Release sind New Wave- und Dark Synth-Einflüsse zu hören. Wird das so weiter gehen?

Das Soundspektrum von Neubau wird sich auf jeden Fall rund um das erste Release von Aufgang B einpendeln. Industrial, Wave, Acid, Techno, EBM und Krautrock sind da ein paar Schlagwörter.

"House befindet sich zur Zeit im Stillstand", meinte kürzlich ein Kollege. Wie siehst du das?

So radikal würde ich das nicht formulieren. Ich denke, House kommt gerade wieder ein bisschen zurück, vor allem House der späten 80er- und frühen 90er-Jahre, Garage House und Deep House mit Tribal-Einfluss. Ich bin da in letzter Zeit auch wieder ein bisschen hineingekippt. Generell umfasst das Genre House ja verschiedenste Stile, im Mainstream wird aber fast nur zwischen House und Techno unterschieden. Darum finde ich es schwierig, House seine Präsenz abzusprechen, auch im Club. Wir haben zum Beispiel bei unseren letzten zwei Basic Rhythm-Parties mit DJ Fett Burger und PLO Man zwei "richtige" House-DJs gebucht und es hat bestens funktioniert.

Helden wie Huerco S., Mall Grab, DJ Haus finden sich in der aktuellen Discus Throwers Auswahl. Sind das deiner Meinung nach die Hoffnungsträger in der House Musik?

DJ Haus mit seinem Label "Unknown To The Unknown" gehört auf jeden Fall dazu. Das Label 1080p aus Vancouver, auf dem Mall Grab released hat, ist einer meiner Favourites. Labels wie SUED liefern immer Top-Releases und halten die Fahnen für klassischen House hoch. Wirkliche Hoffnungsträger braucht es meiner Meinung nach jedoch gar nicht.

Techno und seine verschiedenen Abwandlungen sind ja auch stark bei dir vertreten. Findest du sowas wie Ostgut Ton überhaupt noch interessant?

Ostgut Ton ist ein Riesen-Label, an das man bei Techno schnell denkt. Ich muss sagen, ich hab noch nie ein Release gespielt oder gekauft. Das große Berghain-Ding ist nie so richtig bei mir angekommen.

Online Shop, Label. Was ist der nächste Schritt?

Neubau, Discus Throwers und mein Studium sind mittlerweile sehr zeitintensiv geworden. Wenn ich die Zeit hätte, würde ich gerne eine Online-Radio-Show hosten. NTS oder Berlin Community Radio machen es vor. Interessant fände ich auch ein konzeptuellen Store in Verbindung mit einer Bar oder einem Club aufzumachen. Meine Platten würde ich dort dann auch verkaufen.

Weil du gerade Clubs ansprichst. Wien hätte einen ab nächstem Jahr bitter nötig. Findest du nicht?

Wenn mir jemand das nötige Kleingeld in die Hand drücken würde, würde ich gerne einen neuen Club aufmachen. Es herrscht ein akuter Mangel an mittelgroßen Clubs mit guten Soundsystemen. Darin könnte man Bookings verwirklichen, die aufgrund ihrer Bekanntheit bzw. Reichweite weder in die großen, noch in die kleineren Clubs passen.

Du machst mit Discus Throwers eine regelmäßige Party namens "Basic Rhythm" im Celeste. Producer wie DJ Fett Burger, Luca Lozano oder Basic Soul Unit waren da. Was ist dein Anspruch für die Bookings?

Die Parties mache ich gemeinsam mit meinen Freunden Michael Ho und Paul Ebhart. Für uns ist wichtig, dass unsere Bookings ein facettenreiches und spannendes DJ-Set spielen können. Bei der Entscheidung hat bisher auch immer ein gewisser persönlicher Bezug eine Rolle gespielt.

Die Neubau Label-Release Party steht an. Irgendwelche Hinweise?

Wir machen am 15. Jänner zusammen mit Erdbahnkreuzer eine Party. Wir holen zwei super Acts. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Neubau hat sein erstes Release herausgebracht und macht am 15.1 eine Label-Release Party. Details tba.

Basic Rhythm gibt’s wieder am 22.1 im Celeste.

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