Das Filmjahr 2013 ist fast vorbei. Wir werfen einen Blick zurück auf die Highlights.
Der Aufsteiger (© Filmladen)
"Der Aufsteiger" inszeniert die stille Macht des französischen Regierungsapparats als rasanten Thriller. Intrigen, Lügen und Manipulation sind die Tagesordnung, soziale Ambitionen zum Scheitern verurteilt. Pierre Schoeller schafft eine europäische Annäherung an das Politkino. Die Systemkritik patzt hier zwar noch, emanzipiert sich aber selbstbewusst von der Deutungshoheit Hollywoods. "Der Aufsteiger"-Artikel
Schlagerstar (© Mobilefilm)
Der Erfolg im volkstümlichen Schlager verlangt Knochenarbeit und Überzeugungstäter. „Schlagerstar" gewährt einen außerordentlichen Blick auf die Selbstinszenierung und das Arbeitsleben von Marc Pircher, dem 34-jährigen Star der volkstümlichen Schlagerszene. Die Macher vermeiden einen spöttischen Blick auf den Entertainer, liefern die Fans oder ihre Musik nicht aus, sondern dokumentieren nüchtern die reaktionär gefärbte Branche und ihre Gesetze. "Schlagerstar" - Artikel
Feuchtgebiete (© Peter Hartwig / Majestic)
Es gibt schlechtere Literaturverfilmungen als die von „Kriegerin“-Regisseur David Wnendt inszenierte Adaptierung des Skandalromans von 2008. Aus der Buchvorlage bleiben genügend pikante Szenen über: Blutgetränkte, selbstgebastelte Tampons werden getauscht oder mit Grillzangen aus der Vagina entfernt, man watet knietief durch den Dreck öffentlicher Toiletten. Der Emotionsmix aus Scham, Ekel, Mitgefühl und Erregung kommt jedenfalls recht passabel rüber. "Feuchtgebiete" - Artikel
Blutgletscher (© Allegro Film)
Ein ganzer Gletscher färbt sich rot. In seinem Inneren wachsen bösartige Kreaturen heran. Die Apokalypse ist nicht fern, die Folge schließlich ein Ansturm unterschiedlichster Mutanten auf die Station. Techniker und Anti-Held Janek, der bislang seine Probleme im Alkohl zu ertränken versuchte, ist nun gezwungen, seinen Überlebensinstinkt zu reaktivieren. Marvin Krens „Blutgletscher“ ist ein Creature Feature, wie es der österreichische Film noch nicht gesehen hat. "Blutgletscher" - Artikel
Oktober November (© coop99 / SpielmannFilm)
Wie schon bei „Revanche“ liest sich die Handlung von Götz Spielmanns Folgewerks fast banal einfach: Zwei ungleiche Schwestern werden durch den Herzinfarkt und den drohenden Tod ihres Vaters wieder zusammengeführt. Der eigentlich Zauber entfaltet sich in der atmosphärischen Tiefe, der Sinn im Ungesagten. In „Oktober November“ wird nichts dem Zufall überlassen. "Oktober November" - Artikel
Die Tribute von Panem 2 - Catching Fire (© Studiocanal)
Wir fanden den zweiten Teil von "Hunger Games" deutlich besser als den ersten. Und haben ihn dazu genutzt, einen Essay über Postdemokratie im Film zu schreiben. "Die Tribute von Panem 2 - Catching Fire" - Artikel
Pacific Rim (© Warner)
Guillermo Del Toro erfüllte mit »Pacific Rim« alle Erwartungen und betoniert einen Action-Film in den Blockbuster-Sommer, der sein Gewicht und seine Ziele angenehm ernst nimmt. Wir hielten das für „engineer porn meets destruction porn“ und fanden es natürlich super. "Pacific Rim"-Review
Lincoln (© 20th Century Fox)
Spielbergs „Lincoln“ schreibt weiter am großen amerikanischen Mythos. Melancholisch, schwer, aber mit Witz spielt Daniel Day-Lewis den Präsidenten als verschmitzen Player. Spielberg treibt den Film abwechselnd mit hitzigen Kongress-Debatten und schlichten Back-Office-Shots voran. Und suggeriert, dass man sich für echte Demokratie manchmal ordentlich die Hände schmutzig machen muss. "Lincoln" - Artikel
Weekend (© Peccadillo Pictures)
Ein One-Night-Stand bringt zwei junge Menschen durcheinanderbringt. Während sich Russell und Glen langsam ineinander verlieben, disktutieren und reflektieren sie immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven das, was diese Gesellschaft von ihnen als moderne homosexuelle Männer abverlangt. Die Kamera wechselt zwischen Diskretion und Neugier. Grenzen der Annäherung werden ausgelotet, bis der Film sich dann in die unverkrampfteste Sexszene des Jahres hineinfallen lässt. "Weekend"-Review
Blau ist eine warme Farbe (© Alamode / Wild Bunch)
Aus einer Liebesgeschichte entwickelt Abdellatif Kechiche einen traumhaften, verzweifelten Film über zwei junge Frauen auf der Suche nach dem schönen Leben. Fasziniert folgt man Protagonstin Adèle durch Euphorie und Tristesse, Himmelhochjauchzen und Enttäuschung. Kechiche lässt beim Publikum Gefühle für die beiden Frauen reifen, verweigert letztlich aber nicht nur ihnen ihr Glück. "Blau ist eine warme Farbe" - Artikel
Für unser Filmressort war es ein abwechslungsreiches Jahr. Im Frühjahr schrieb Christoph Prenner eine ausführliche Coverstory über den österreichischen Film. Die war so gut, dass wir ihm im Sommer gleich die Ressortleitung übertragen haben. Im Herbst schaffte es dann mit Porno-Boom im Indiefilm gleich nochmal eine Filmgeschichte auf unser Cover.
Wir blicken also zurück. Das heißt: wir haben uns durch die Filmseiten von The Gap gewühlt und 10 wirklich gute Filme aus 2013 ausgewählt. Ungereiht. Unter internationale Blockbuster und Indiefilme mischen sich auch drei einheimische, sehr unterschiedliche Streifen.