Flucht ist, war und bleibt ein Thema. Natürlich haben sich auch Filme daran abgearbeitet. Bei diesen zehn Beispielen, bleibt einem das Popcorn im Hals stecken.
Heavens Gate (1980)
Ein Western mit mehr Sinn als Cowboy und Indianer. Im Jahre 1890 versuchen Großfarmer im US-Bundesstaat Wyoming osteuropäische Flüchtlinge zu vertreiben. Es kurisert eine Todesliste. Basierend auf den historischen Ereignissen des Johnson County War, wird das Thema Krieg und Flucht (die Migration aus Europa in eine bessere Zukunft) vereint. Vor allem in Europa bekam der Film später großes Ansehen, das ihm in den USA anfangs fehlte, wo er nicht nur als missratenes Werk betitelt wurde – so heiß war man darauf den US-Gründungsmythos beschmutzt zu sehen –, sondern auch noch die Firma United Artists in den Ruin stürzte und die Karriere von Michael Cimino beendete. Kurze Kostprobe
The Terminal (2004)
Lustig und dramatisch zugleich wird das Schicksal des Reisenden Viktor Navorski, gespielt von niemand Geringerem als Tom Hanks, erzählt. Viktor wird am John F. Kennedy International Airport in New York die Einreise verweigert und auch zurück in sein Heimatland Krakozhia kann er nicht. Warum? In Krakozhia herrscht Bürgerkrieg und sein Reisepass wird als ungültig und er selbst als staatenlos angesehen. Seine neue Heimat ist nun der Terminal am Flughafen und alles was Viktor besitzt ist sein Gepäck und ein bisschen Erdnussbutter. Wer fünf Minuten mit Tom Hanks am Flughafen verbringen will, kann das hier tun.
Children Of Men (2006)
Flucht als Hintergrund-Tableau für einen Science-Fiction-Thriller. Klingt banal. Ist es aber nicht. Überdurchschnittlich lange Kamera-Shots aus der Ich-Perspektive verpassen dem Film etwas Dokumentarisches. Gerade im Hintergrund der eigentlichen Handlung sieht man immer wieder Szenen, die gespenstisch an Situationen dieses Sommers und Herbst erinnern. Verfilmt nach dem gleichnamigen Buch, aus dem Jahre 1992 von P.D. James, erzählt "Children Of Men" vom Untergang der Menschheit. Großbritannien versucht als Polizeistaat Kontrolle zu halten und verfolgt ausländische Flüchtlinge, um sie in Lagern mit miserablen Zuständen unterzubringen. Ausgerechnet eine junge, illegale Immigrantin wird zur einzigen Hoffnung. Zum Trailer, Und hier ein exzellenter Clip über die cinematografische Brillanz des Films
The Sound Of Music (1965)
Ein absoluter Klassiker. In den USA noch viel mehr als hier. Bei den Oscars wurde das 50-jährige Jubiläum mit einer 5-minütigen Einlage gefeiert. Mit ein paar Mythen rund um den Film mussten wir aber hier aufräumen. Der Film spielt im Jahre 1938 in Salzburg und ist an das gleichnamige Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein angelehnt. Die junge musik- und tanzbegeisterte Maria wird in das Haus des verwitweten Kapitän von Trapp geschickt, um auf dessen Kinder aufzupassen. Nach dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich weigert sich die Familie Trapp sich den Nazis unterzuordnen und in der Wehrmacht zu dienen. Also müssen die Trapps über die Berge flüchten, während Nonnen ihnen dabei helfen und "Climb Ev'ry Mountain" singen. Trailer
Scarface (1983)
Drogen, Sex, Gewalt und Reichtum scheinen der Hauptinhalt dieses Klassikers von 1980 zu sein ist. Filmregisseur Brian De Palma wies jedoch mit seinem Erfolgs-Streifen auch auf etwas Tiefgründigeres hin. Der Hauptakteur Tony Montana, gespielt von Al Pacino, war Flüchtling des Castro Regimes und versuchte in Amerika sein Glück. Angekommen im gelobten Land, war er bitteren Tatsachen ausgesetzt – kein Job, kein Geld, keine Perspektiven – und vertraut deshalb auf das Gesetz des Raubtierkapitalismus, auf Sex, Misogynie und Gewalt, der rasch im System aufsteigt. Gerade für Hispanics wurde er deshalb zu einer Art Role Model. Reinsehen geht hier
La Haine (1995)
Das Leben in der Randzone einer Großstadt wie Paris kann trüb und trostlos sein. Um diese Stimmung zu untermauern ist der Film in Schwarz-Weiß gedreht. In 96 Minuten zeigt er den 24-Stunden-Alltag des Arabers Saïd, des Juden Vinz und des Schwarzen Hubert. Weniger geht es hier um Flucht an sich, sondern um das komplizierte, von Gewalt geprägte Zusammenleben in den Randvierteln. Natürlich spielen die Herkunft und Hautfarbe dabei eine Rolle. Der Film beginnt mit diesem Zitat: „Dies ist die Geschichte von einem Mann, der aus dem 50. Stock von ’nem Hochhaus fällt. Während er fällt, wiederholt er, um sich zu beruhigen, immer wieder: ‚Bis hierher lief’s noch ganz gut, bis hierher lief’s noch ganz gut, bis hierher lief’s noch ganz gut...‘. Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung!“ Klingelt's? Französischer Hip-Hop kommt auch vor
Sin Nombre (2009)
Gangs, Drogen, Gewalt und Flucht. Diese Themen werden im Streifen "Sin Nombre" des Regisseurs Cary Fukunaga gekonnt zum Ausdruck gebracht. Der Film nimmt einen mit auf eine Reise in die Welt der mexikanischen Gangs und in jene der mittelamerikanischen Flüchtenden, die sich ihren Weg über Mexiko in die USA suchen. Lovestory included. Auf den Zug aufspringen kann man hier.
Grapes Of Wrath (1940)
Bücher! Bücher können der Grundstein für gute Filme sein. Basierend auf dem Roman des US-Amerikanischen Autors John Steinbeck, gibt Grapes of Wrath einen Einblick in die Zeit der Weltwirtschaftskrise in den USA. Flucht ist auch hier ein Thema. Vertriebene Farmerfamilien aus Oklahoma nehmen einen mit auf eine Reise in einen Staat, der ihnen Hoffnung verspricht – Kalifornien. Dort angekommen erwartet die Vertriebenen statt Hilfe lediglich wirtschaftliche Ausbeutung, Fremdenhass und Hunger. Film in voller Länge
Dancer In The Dark (2000)
"Dancer In The Dark" ist der dritte Teil der Golden Heart Trilogy des dänischen Meister- und Schock-Regisseurs Lars von Trier, der unter anderem für Filme wie "Nymphomaniac", "Melancholia" und "Anti Christ" verantwortlich ist. In diesem Werk geht es um die tschechische Einwanderin Selma, die ohne weitere Familie außer ihrem Sohn in den USA mit einem schweren Schicksal zu kämpfen hat. Das ist nicht genug. Im Laufe des Filmes wird sie des Diebstahls und des Mordes beschuldigt. Drama und schockierende Szenen sind vorprogrammiert. Das Ende hat es in sich. Lars von Trier halt. Björk wollte danach nie wieder in einem Film mitspielen. Über von Trier sagte sie, dass er Frauen für seinen Film brauche, sie beneidete und hasste. Hier gibt es die meisten Songs auf dem Film zu sehen.
The Immigrant (1917)
Charlie Chaplin ist wohl jedem ein Begriff und manche erinnern sich dabei an den Chaplin-Einspieler aus "Der große Diktator" vor der emotionalen Schweigeminute am diesjährigen Nuke Festival. Im Kurzfilm "The Immigrant" spielt Charlie Chaplin die Figur des namenlosen Vagabunden, der auf einem Dampfer über den atlantischen Ozean in Richtung Vereinigte Staaten aufbricht. Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit kommen hier zum Ausdruck - Ein Maler will die Restaurantrechnung des Vagabunden begleichen, als dieser sein Geldstück verloren hatte. Eine nette Geste, von der man sich etwas abschauen kann. Ein Must See
Flucht ist in Österreich das bestimmende Thema des Jahres. Existiert hat dieses Leid schon immer und auch in der Popkultur wurde die Materie Flucht in den letzten Jahrzenten behandelt. Wer Tageszeitungen eher zum Fensterputzen verwendet, als sich mit tagesaktuellen Themen auseinanderzusetzen, der hat die Möglichkeit seinen Horizont mit Filmen zu erweitern.
Am 26. Oktober feierte die Viennale 2015 im Gartenbaukino den Internationalfeiertag zum Thema Flucht. Das Programm beinhaltete neben The Immigrant von Charlie Chaplin etwa auch den österreichischen Dokumentarfilm Last Shelter von Gerald Igor Hauzenberger.