Der Thron von Sohn

Im Spiel um den Synth-Thron ist Sohn einer der vordersten Anwärter. Gerade auch live kitzelt er nun ganz besondere Nuancen aus den Kasterln, und aus seinem Organ.

Mittlerweile hat Sohn ja schon ein paar Mal in Wien gespielt, beim Soundframe letztes Jahr, beim Waves Vienna, beim FM4-Fest. Das Konzert in seiner Wohnstadt Wien, das erste nach seinem Album auf 4AD, war dennoch so gut wie ausverkauft, trotz der vielen Gigs hier. Ohne diese Stadt würde seine Musik nicht so klingen wie sie klingt, raunte er dem sichtlich bewegten Publikum zu. Das war ziemlich heterogen, vorne Teens, hinten grantige Journalisten, eigentlich wie immer. Dazwischen war auch ganz unterschiedliche Szene da, Bilderbuch, Gerard, Salute, Booker, undsoweiter. Wurscht.

Synth-Ich-Maschine

Sohn hat sich mittlerweile auf der Bühne einen kleinen Thron aus Licht gebaut, während früher noch alle Musiker gleichwertig auf der Bühne saßen. Jetzt bildet das Licht einen Kranz um Sohns Leidenssongs. Das Prinzip der vielen leuchtenden Röhren kennt man zwar natürlich von vielen anderen Shows, aber selten spielten Farben und Sounds so punktgenau zusammen. Sohn war nun bereits seit Anfang April quer durch Europa auf Tour. Vermutlich sind deshalb jene Stellen, die gegenüber den Studioversionen der Songs früher noch nachgelassen hatten, mit aufregenden Sounds abgerundet worden. Sohn ist ja nicht nur als Produzent gefragt (Banks, Kwabs, bald ein blutjunger Schwede). Was ihn derzeit so auszeichnet, ist sein Umgang mit Synth-Sounds. Die sind ja nicht seit eben erst in der Popmusik angekommen. Aber Sohn baut sie von Grund weg neu auf, wie er in dem Interview zu unsrer Coverstory vor einem Jahr erzählte. Und plötzlich füllen sie allein eine ganze Halle. Das allein ist es natürlich noch nicht. Es gibt da immerhin diese Songs, die fast nie nach klassischem Schema gebaut sind. "Bloodflows" etwa steigert sich und türmt sich auch live irgendwann zu einem atemberaubenden Arpeggio auf.

Faust

Das Album fiel beim Primus Pitchfork ja seltsamerweise mit 5.0 ziemlich durch, es würde nach Werbemusik klingen und keine Emotionen hervorrufen außer irgendwas mit teuren Schuhen. Das ist aber die rare Ausnahme. Sonst hat es auf dem Reviews-Aggregator Metacritic mit 77 von 100 Punkten fast zur Auszeichnung "Universal Acclaim" gereicht.

Live macht Sohn nun an zwei Stellen etwas mit der Faust. Das ist fast schon Interaktion. Ein paar wenige neue Songs waren auch dabei. Einer ging in die Magengrube, als er am Ende plötzlich die sonst schwere Eins frei ließ und Thema und Licht komplett wechselten. Es wird also noch viel weiter gehen für Sohn, bestimmt.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...