Fordern, was Generationen von Männern gehört hat

Gabalier, "Genderwahn" und Binnen-I. Diskussionen darüber bewegen sich oft zwischen Seufzen und Jammern. Katharina und Therese, zwei Gründerinnen von Sorority, seufzen nicht, sie machen einfach. Ein Frauennetzwerk zum Beispiel.

»Männer ausschließen, das ist doch auch Sexismus«

Sorority ist ein Netzwerk von und für Frauen – vor allem die Workshops sind Girls Only. Darf man Männer einfach so ausschließen?

Therese: Diskurs funktioniert nur gemeinsam und das sehen wir auch so, deshalb sind die meisten wichtigen Podiumsdiskussionen auch für Männer ganz normal zugänglich. Auf der anderen Seite glaube ich schon, dass das als Totschlagargument verwendet wird. Es gibt einfach Räume und es gibt einfach Formate, in denen es wirklich besser ist, wenn du das Girls Only machst.

Katharina: Uns ist ja klar, dass unsere Realität eine Realität mit allen Geschlechtern ist. Das heißt aber nicht, dass es verwerflich ist, manche Konzepte nur für Frauen zu schaffen. Dass das sofort zu umgekehrtem Sexismus wird ist schwierig, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Da würden wir uns anders äußern.

»Ihr seid doch (gender)wahnsinnig«

Die FPÖ hat sich auf den Begriff »Genderwahn« gestürzt. Wieso ist gerade diese Bezeichnung besonders schwierig?

Katharina: Zum Begriff »Genderwahn« hat ja beispielsweise Andreas Gabalier auch noch »genderverseucht« hinzugefügt. Es geht offenbar darum, Bestrebungen für Geschlechtergerechtigkeit sprachlich zu pathologisieren – Wahn und Seuchen sind Bezeichnungen aus dem Krankheitsumfeld. Das kann man so einfach als Klassiker demaskieren: alles, was von der Norm abweicht, wird als krank oder als abnormal abgetan. Es geht letztendlich um einen Machtkampf: Wir fordern etwas, was in Generationen vor uns vor allem Männern gehört hat. Was gerade passiert, ist vielleicht eine Art von Backlash. Da kann man die Amadeus-Rede von Gabalier als Beispiel nehmen, wo er meint, er fühlt sich als heterosexueller Mann in der Minderheit und in seiner Meinungsfreiheit beschnitten. Es ist sehr fragwürdig, ob diese Gruppe marginalisiert ist.

Therese: Ich find das einerseits fast lustig, andererseits bedeutet es, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir glauben. Es kommt auch oft: Warum macht ihr das, es ist doch eh schon alles super und leiwand, so etwas braucht es gar nicht. Und das stimmt deshalb nicht, weil es diesen ganz lauten Diskurs gibt, der dagegen gerichtet ist und der total salonfähig ist.

»Und um mich kümmert sich keiner.«

Quotenregelungen und Frauenförderungsmaßnahmen bevorzugen Frauen am Arbeitsmarkt in gewissen Bereichen. Warum brauchen wir das? Warum ist das nicht unfair?

Katharina: Es gibt natürlich Frauenförderungsmaßnahmen und wenn da ein Mann ist, der in einer Abteilung arbeitet, in der es nur eine Frau gibt, gleich alt ist und sich gleich anstrengt und die Frau von Fördermaßnahmen profitiert, kommt schnell dieser »Und was ist mit mir?«-Gedanke. Das bekommen wir auch mit und das ist in gewisser Hinsicht nachvollziehbar. Das Problem ist, dass da viele Bedürfnisse zusammenspielen, die man nicht in Konkurrenz sehen kann. In Konflikten am Arbeitsplatz überlagert sich oft Sexismus, Altersdiskriminierung, Klassismus oder Rassismus. Man muss auch sehen, dass das sehr komplex ist und dass es zwei Ebenen gibt: Meine eigene persönliche Wahrnehmung und eine gesamtgesellschaftliche Perspektive, bei der wir feststellen müssen: Frauen sind nicht gleichberechtigt. Gender Pay Gap ist noch immer ein Thema, Österreich liegt da europaweit ganz schlecht. Deshalb muss hier gesamtgesellschaftlich was getan und vielleicht auch für den einzelnen besser kommuniziert werden.

Von 16. bis 17. Oktober findet das Business Riot Festival im Impact Hub in Wien statt – dort kann man auf jeden Fall vorbeischauen, wenn man sich für Sorority interessiert. Mehr Informationen gibt’s außerdem auf www.sorority.at

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