Das letzte Konzert von Kruder Dorfmeister in Wien ist schon Jahre her. 17 Jahre nach ihrer legendären Debüt-EP "G-Stoned" kommt das Duo ins Burgtheater. Wir haben sie interviewt und ihre Satzperlen zusammengestellt.
Kruder & Dorfmeister haben als DJs, Produzenten und Remixer eine Weltkarriere hingelegt. Mit spektakulärer neuer Show, die im Vorjahr bereits in London, Montreal, Rom und New York überzeugte, gastiert das Duo nun im Wiener Burgtheater. Das Konzert am 2.2. ist ratzeputz ausverkauft. Bühnengäste sind etwa Earl Zinger und Ras MC T-Weed. The Gap hat die beiden getrennt voneinander befragt. Oder vielmehr Statements von ihnen gefiltert, die sich auch ohne Fragen von selbst erklären.
Wir passen gut ins Burgtheater. Es ist super, so eine historische Stätte der Kunst bespielen zu dürfen. (Kruder)
Eigentlich wollten wir schon im Vorjahr, zu den Geburtstagsfeierlichkeiten unseres Labels in Wien auftreten, haben aber keinen starken Partner gefunden. Dass nun das Burgtheater die Location wurde, ist einfach großartig. (Dorfmeister)
Unterm Namen K&D wollen wir zeigen, dass mehr da ist, als bloß ein Schall und Rauch DJ-Act. Unsere Auftritte sind konzertanter geworden und sind sehr aufwändig. (Dorfmeister)
Mit dem Jahrzehntwechsel hat sich das geändert und das Projekt einen neuen Drive, Schwung bekommen. (Dorfmeister)
Das Feeling der 90er ist definitiv vorbei. Dazu hat sich einfach zu Vieles geändert. Das jetzt wieder aufzuwärmen, wäre falsch. Ebenso falsch ist es, verkrampft die Zukunft vorwegnehmen zu wollen und anders zu sein. Wir sind schon noch wir selber, ganz ohne Verrenkung und Verdrehung. (Dorfmeister)
Es ist aber kein Revival, à la Die-Stones-kommen-und-spielen-ihre-Hits“ Bei uns geht es erst richtig los. (Dorfmeister)
Wir haben in den Köpfen der Leute einen Fußabdruck hinterlassen. Es ist großartige, wenn man in einer Stadt ewig nicht gespielt hat, und eine Show dann trotzdem in wenigen Stunden ausverkauft ist. (Kruder)
Ich bin ein riesiger Pink Floyd Fan, mich interessiert immer, was die machen. Vielleicht denken einige Menschen ähnlich, wenn es um uns geht. (Kruder)
VJ Fritz Fitzke ist für uns enorm wichtig. Er ist sozusagen der dritte Mann. Mit ihm gemeinsam erarbeiten wir die Visuals. (Dorfmeister)
Wir arbeiten schon seit zwölf Jahren mit Fritz zusammen. Wir haben ein Monat lang vor der ersten Show zusammengesessen und jedes Bild, jeden Frame diskutiert und besprochen. Keine Frage, kreative Schwerstarbeit! (Kruder)
Das Projekt K&D steht nach wie vor für Qualität und Selektion. Drum gab es oft besser keine Veröffentlichung, als eine, die dann Qualitätsstandards nicht hält. Lieber nichts, als was Schlechtes veröffentlichen! (Dorfmeister)
Mit Peter zusammen arbeiten, das hat immer Weltklasse-Feeling – eine eigene Chemie. Alleine kommt man da nie ganz hin. Als Instrumental-Duo ist man eben stärker, das ist die „Power of Two“! (Dorfmeister)
Unsere Zusammenarbeit funktioniert nach Bauchgefühl. Wenn sich etwas nicht gut anfühlt, lassen wir es.(Dorfmeister)
Wir haben nicht geplant ein weltweiter Act zu werden, wie so vieles bei uns hat sich auch das ergeben. Aber überbewerten darf man das auch nicht. Wir sind in einer gewissen Szene in jedem Land bekannt und können Leute mobilisieren. (Dorfmeister)
Wir haben ein Publikum das uns vertraut, das ist ein Riesenglück! (Kruder)
Die Labelarbeit mit G-Stone Recordings läuft bei uns weitgehend unter Kunst. Wir generieren aus unseren Releases nichts. Dazu sind die Margen einfach zu klein und die Produktionen zu aufwändig. Wenn’s gut geht kommt unterm Strich eine Null heraus. (Dorfmeister)
Mit Remixes wird man nicht reich. Wenn wir die Rechte auf die „K&D Sessions“ gehabt hätten, wären wir reich geworden; hatten sie aber nicht. Small and beautiful ist besser. Auf einem gesunden Level funktioniert Musikmachen auch. (Dorfmeister)
Viele Menschen verstehen bis heute nicht, wie man Remix-Angebote von Sade, Grace Jones oder die Fantastischen Vier ablehnen kann. Das geschah ja nicht aus Arroganz, sonder aus der Situation heraus. Wir wollten uns einfach nicht wiederholen und immer das Selbe machen. (Dorfmeister)
Wir haben nie an unserem eigenen Mythos gearbeitet. Das hat sich alles so ergeben. Sicher, über den Umweg anderer Projekte wie dem Peace Orchestra oder Tosca konnten wir die Lebenskurve von K&D rauszögern. Wir wollten uns einfach nicht mit einem dritten oder vierten „Sessions“-Album erschöpfen – und genau das erwarteten damals alle von uns. In der Nachbetrachtung ist es gut, dass wir das nicht gemacht haben und dass viel Zeit vergangen ist. (Dorfmeister)
Werbung machen wir nicht, da halten wir uns zurück. Wir sind nicht Dienstleister. Dass wir für ein Nokia Spezialhandy Klingeltöne komponiert haben, war eine Ausnahme. Uns reizte das damals. Seit es das iPhone gibt ist aber auch das jetzt vorbei. Es kann sich ja nun jeder selbst einfach den Klingelton herstellen, den er will. (Dorfmeister)
Natürlich verfolge ich die neuen Sachen von Wiener Künstlern in der elektronischen Szene. Aber ich habe mir noch bei keinem gedacht: Wow, das könnte jetzt echt ziemlich weite Kreise ziehen. (Dorfmeister)
Beim Auflegen geht es immer um die Party und wie gut man sie macht. Ich spiel immer das, was ich für interessant, fresh und neu halte und versuch die Leute auf meine Seite zu ziehen. (Kruder)