Frankschämen

Gestern hatte Frank Stronach einen seiner grandiosen TV-Auftritte und er hat nicht enttäuscht. Mit Kommentaren wie "Frauen sind auch nur Menschen wie wir" gab er uns Futter, knapp 7.000 Tweets gab es gestern zu den #orfsg15.

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Ja, Fränk im TV, das ist schon irgendwie ein Happening. Zugegeben: ein teurer Spaß, circa 30 Millionen Euro kostet das Polit-Projekt Frank Stronach dem Steuerzahler laut einer Rechnung von Peter Filzmayer für den Kurier. Aber Frank bietet dafür auch einiges. Er ist irgendwie der ungewollte Moneyboy der Politik: grammatikalisch fragwürdige Sätze und Inhalte, bei denen man sich manchmal fragt, ob er die Menschen nicht einfach nur trollen möchte. Wenn Moneyboy immer wieder Witze über Germanwings Maschinen macht, weiss er genau, was das auslöst. Wenn Fränk über Frauen und Panzer redet, ist man sich nicht so sicher.

Dazu schafft er es, selbst erfahrene Moderatoren wie Armin Wolf bei der ZiB oder Hans Bürger beim Sommergespräch gestern zur Weißglut zu treiben. Seine Taktik: er lässt sie schlicht und einfach nicht zu Wort kommen und zieht dabei seine unvergleichliche Show fernab von ausweichenden oder diplomatischen Politikblabla ab. Das klingt im ersten Moment gar nicht so falsch, doch was dabei rauskommt, ist allerdings wirr und unfreiwillig komisch.

Telefonbuch schaut gelb aus

"Die Fragen sollen kurz sein, die Antworten sollen die Antworten sein" lehrte er gestern Bürger und liest ihm später minutenlang aus dem Steuergesetz vor. "Ist zu lesen wie ein Telefonbuch, schaut auch gelb aus" – was soll man da noch sagen? Bürger rettet sich nach drei Minuten Vorlesestunde durch einen Themenwechsel, aber man muss Frank das mit der Interviewführung schon lassen.

Vermutlich ist dieses Sommergespräch, obwohl es politisch völlig irrelevant ist, eines der meistdiskutierten. Man ist sich gar nicht mehr sicher, ob Frank als seniler alter Mann nur vorgeführt wird und man Mitleid haben sollte oder ob das alles Teil seiner persönlichen Show ist. Tatsache ist, dass er vor zwei Jahren mit nicht weniger konfusen wie populären TV-Politauftritten bei der Nationalratswahl 2013 immerhin 5,7 % der Stimmen erreichen konnte.

Man merkt John Stewart sichtlich an, dass es ihn schmerzt, wenn er aktuell seine letzten vier Sendungen sendet, aber andererseits im bevorstehenden US-Wahlkampf mit Donald Trump den vielleicht leichtesten Job seiner ganzen TV-Satiriker-Karriere hätte. Donald Trump ist ein äußerst dankbares Opfer für Witze und Double Facepalms. Man kann ihn endlos mit seinen eigenen Äußerungen rösten, ohne dass es langweilig wird. Onkel Frank Stronach war ähnlich leichtes Ziel. In Österreich muss man der Implosion seiner Bewegung mit einem lachenden und einem weinenden Auge zusehen. Was nämlich statt Frank kommt, ist blaubraun. Und bietet bei Weitem nicht so viel Unterhaltungswert.

Zumindest hatte die Twitteria und ein Teil der Zuseher ihren Spaß mit der komisch-kultigen Darbietung von Stronach gestern Abend. Und falls er irgendwann doch den Politzirkus verlassen sollte bleiben den fröhlichen Zwitscherern zur Erheiterung noch immer die naisen Tweets von Moneyboy – wenn er nicht gerade wieder gesperrt wird.

Wer’s verpasst hat: das Sommergespräch ist noch ein Monat in der TV-Thek online – wem eine Stunde Fränk zu anstrengend ist, der kann auf das Transkript von Neuwal zurückgreifen.

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