Frauen im Film: Zwei Reisen nach Afrika

Momentan gehen in Wien wieder die Frauen Film Tage über die Bühne. Seit neun Jahren bietet das internationale Festival eine Plattform für Frauen aus unterschiedlichsten Bereichen des Filmschaffens, sowie für ein filmbegeistertes Publikum. Zwei Film-Highlights führten das Publikum bisher nach Afrika.

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Seit ihrem Bestehen hat sich bei den Frauen Film Tagen einiges getan. Dieses Jahr präsentiert sich das Festival in neuem Gewand. Eine überarbeitete Website geht mit inhaltlichen und formalen Erweiterungen einher und steht für Tapetenwechsel und Weiterentwicklung.

Generalüberholt

In der ersten Märzwoche bis zum Internationalen Frauentag (8.3.) zeigt das Filmhaus Kino aktuelle und international prämierte Spielfilme und Dokumentationen und schöpft dabei aus einer Vielfalt an Themenkreisen, Fragestellungen und Motiven. Bereits seit 2010 widmet das Festival die “Personale” einer außerordentlichen österreichischen Filmschaffenden. Als weiterer Höhepunkt wurde heuer erstmalig ein Ehrenpreis vergeben. Hierbei liegt der Fokus auf Frauen aus dem Bereich Film, deren Engagement als Vermittlerinnen, Mentorinnen oder Pionierinnen Anerkennung verdient. Die Ehrenpreisträgerin 2012 ist Dr. Maria Anna Kollmann, Geschäftsführerin des Dachverbandes der Österreichischen Filmschaffenden.

Ein Fall für die Borgers

Die Österreichpremiere des Films “Liebesgrüße aus den Kolonien” (2011) fand am 4. März statt. Die belgische Regisseurin Nathalie Borgers zeichnete sich bereits für Dokumentarfilme in verschiedenen Teilen der Welt verantwortlich. So beispielsweise für den preisgekrönten Film “Truth Under Siege”, der 1994 während des Jugoslawienkriegs gedreht wurde, und “Kronen Zeitung – Tag für Tag ein Boulevardstück” (2002), der nach seiner Ausstrahlung auf ARTE Dichands Blatt dazu veranlasste, den Sender aus seinem TV-Programm zu entfernen.

Nun rollt Borgers ihre eigene Familiengeschichte filmisch auf. Ihre Tante Suzanne wurde von einem belgischen Kolonialbeamten in Ruanda mit einer Einheimischen gezeugt. Im Alter von 4 Jahren wurde sie mit nach Belgien genommen. Ihr Vater brach jeglichen Kontakt zu seiner dortigen Familie ab und tabuisierte das Thema fortan. Borgers will nun mit ihrem Film das Schweigen brechen und macht sich auf die Suche nach ihrer Familie in Afrika. Doch der Film thematisiert nicht lediglich eine Familien-, sondern ebenso eine Nationalgeschichte. In Belgien wird über die Kolonialgeschichte des Landes und die damit einhergehende Zwei-Klassen-Politik nicht gerne gesprochen. Die Geschichte der mittlerweile 86-jährigen Suzanne ist kein Einzelschicksal. “Liebesgrüße aus den Kolonien” schildert auf bewegende Art das Zusammenfinden einer Familie, ohne dabei kitschig zu sein, und gibt wichtige Einblicke in historische und kulturelle Hintergründe.

F to the G to the M

Ein weiteres Highlight des Festivals war der Film “Sarabah” (2011), inklusive anschließendem Publikumsgespräch mit der Protagonistin Sister Fa. Die senegalesische Rapperin und Aktivistin gegen Genitalverstümmelung (FGM) lebt mit ihrem österreichischen Mann und einer gemeinsamen Tochter in Berlin, wo sie bei Piranha Records gesigned ist und ihre Message durch sprachlich sehr vielseitige Songs vermittelt. Daneben hat sie die Kampagne “Education sans excision” gegründet und reist in aufklärerischer Mission durch Teile Afrikas, um dort zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung zum Thema Genitalverstümmelung beizutragen. Doch Sister Fa ist, bei all ihrer Tatkraft und Stärke, naturgemäß nicht 24/7 Powerfrau. Ihre Kindheit war, wie die vieler Mädchen in ihrem Herkunftsland, von diversen Formen körperlicher Gewalt geprägt. Darüber zu sprechen fällt ihr schwer. “Sarabah” nennt die Protagonistin ihren mentalen Zufluchtsort, an den sie sich zurückzieht, um Ruhe zu tanken.

Der Film portraitiert die facettenreiche Aktivistin und wirft dadurch eine Vielzahl an Fragen zu teils tabuisierten Themen wie Verantwortlichkeit, Rechtfertigung, sowie Aufklärung und Musik als politisches Instrument auf. Im Publikumsgespräch gaben Sister Fa und Maxie Klein von den Grünen Frauen Wien ergänzende Einblicke in politische und medizinische Aspekte der Genitalverstümmelung, mit dem Hinweis, dass das Thema auch hierzulande durchaus von Relevanz ist.

www.frauenfilmtage.at

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