Wie wird Mode produziert? Wie produziert Mode uns? Was tun? – Mit diesen Fragestellungen beschäftigen sich die Studierenden des ECM-Masterlehrganges. Wir haben die Leiterin der Ausstellung, Beatrice Jaschke, zum Interview getroffen.
Im Programm steht etwas von Stadtspaziergängen. Spaziergänge bei einer Ausstellung?
Wir wollten dieses Ausstellungs- und Diskursprojekt nicht nur auf den Ausstellungsraum reduzieren. Der Ausstellungsraum liegt am Rande des Textilviertels und somit haben wir auch im Rahmen der Ausstellung die Geschichte und Hintergründe dieses Viertels aufgearbeitet. Wir organisieren Spaziergänge durch das Textilviertel, bei denen wir das voranschreitende Verschwinden der lokalen kleinen Geschäfte aufzeigen. Es handelt sich aber auch um künstlerisch-performative Spaziergänge.
Wo liegt das Textilviertel?
Vorrangig in der Judengasse und Salzgries. Wir verteilen bei der Ausstellung auch Mappen mit einem Plan, der das Viertel genau beschreibt. Es gibt noch einige lokale Produzenten wie etwa Mühlbauer, die noch ihre Fabrikationen im Viertel haben. Vieles löst sich wie gesagt jedoch auf. Kleine hippe Läden findet man jetzt vorrangig im siebten Bezirk.
Siehst du darin ein Problem, dass die Läden jetzt vermehrt im Siebten eröffnen?
Die Läden im siebten Bezirk sind zum Teil wirklich großartig und dahinter stecken tolle junge Produzentinnen und Produzenten. Es ist egal, ob sich das woanders etabliert. Das Auflösen des Textilviertels liegt aber auch vielmehr an den großen Kleiderketten. Dort bekommt man T-Shirts für zehn Euro, weil die Produktion günstiger ist.
Habt ihr deshalb einen Programmpunkt der "Anti-Shopping" heißt?
Dazu will ich noch nicht allzuviel verraten. Das ganze wird jedoch in einem Einkaufszentrum in der Landstraße passieren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dazu aufgefordert, drei Kleidungsstücke mitzubringen, die sie nicht mehr tragen. Diese werden mit einem neuen Etikett versehen, das mit einer Info zum Nachdenken anregen soll, denn vieles wird gekauft und nicht getragen.
Sind die Verkäuferinnen und Verkäufer der Geschäfte in die Sache involviert?
Nein. Wir hängen das einfach zwischen die neuen Kleidungsstücke. Das könnte man auch als eine der widerständigen Herangehensweisen sehen. Wir veranstalten auch einen Kleidertausch, bei dem Kleiderstücke gesammelt werden, mit denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine gewisse Geschichte assoziieren. Somit tauschen wir nicht nur Kleidung, sondern auch Geschichten aus.
Ist "Do It Yourself" ein Phänomen der Zeit?
Ich denke, dass "Do It Yourself" sehr wichtig ist. Wenn der Knopf einer Jeans gefehlt hat, habe ich sie nicht mehr getragen. Eine Gruppe von uns, die sich Golden Joinery nennt, flickt Löcher und kaputte Stellen mit goldenen Fäden und zeigt damit, dass man auch aus "kaputten" Dingen etwas Kreatives machen kann.
Ihr sagt, Mode fördert soziale Ungleichheit und Ausbeutung. Welche Art von Mode?
Konkret geht es dabei um die Massenproduktion, wie etwa in Bangladesh und die unfaire Entlohnung. Es gibt natürlich auch kleinere Produktionen, die auf Nachhaltigkeit achten. Die Ausstellung soll aufzeigen, wie man selbst etwas für bessere Bedingungen tun kann.
Wir haben so viel über Mode gesprochen und wie man sich damit identifiziert. Was ist deine Lieblingsdesignerin oder dein Lieblingsdesigner?
Da fällt mir spontan Martin Margiela ein. Ich mag seine unkonventionellen Herangehensweisen und die Schnittstelle zwischen Mode und Kunst. Den dänischen Designer, Aleksandr Manamis, finde ich auch gut.
Die Ausstellung "Für Garderobe wird nicht gehaftet. Widerständiges in Mode und Produktion" eröffnet am 9.12.15 um 19:00 Uhr im "Angewandte Innovation Lab" seine Pforten. Einen Einblick in die Welt der Mode hat man bis zum 17.1.16.