"Gabalier ist der echte Austrofred"

Neues Buch, neue Show, haufenweise Konzerte. Auf Austrofred wartet ein geschäftiger Herbst. Wir trafen ihn zum Leberkäse-Bingo und einem Gespräch über "Wetten dass …?", Denkmäler und Dialekte.

Warst du eigentlich traurig, als „Wetten, dass…“ eingestellt wurde?

Die Sendung war ein Fixstern, da ging schon ein Stück Kindheit und Jugend unter. Man muss aber schon sagen, dass es nicht mehr die grandioseste Sendung war. Ich hab mir die letzten Shows zwar meistens angeschaut, aber sogar ein Dauergast wir Karl Lagerfeld, der ja ein Garant für Sager und gute Unterhaltung ist, wirkte am Ende genervt und gelangweilt bei Lanz auf der Couch.

Der ja auch selten einen Fettnapf ausließ…

Genau. Einer der besten Momente war, als er Harrison Ford permanent auf seine Rolle als Indiana Jones ansprach. So ein Fauxpas wäre Thomas Gottschalk nie passiert.

Ist der Entertainer Gottschalk ein Vorbild für den Entertainer Austrofred?

Irgendwie schon, weil er sich nämlich traut doof zu sein und dabei eine gewisse Leichtigkeit hat.

Und könnte im Gegensatz auch ein Austrofred einem Markus Lanz Lockerheit beibringen? Schließlich startet im Oktober wieder eine Austrofred Academy im Rabenhof, in der du erklärst, wie man ein Star wird?

Nein, ich glaube Lanz ist beratungsresistent. Wobei er könnte sicher was lernen. Die Academy wendet sich nämlich an alle Junge und Junggebliebene, die Rockmusiker werden wollen oder im Entertainmentbereich Erfolg haben wollen. Ich erzähle darin was wichtig ist im Rockstar-Leben. Wie dem richtigen Einsatz von Stimme, perfekte Körperbewegung, mentale Stärke, dem richtigen Umgang mit Publikum und auch über Hygiene. Alles was sich eben ausgeht in 90 Minuten.

Wie wichtig ist Hygiene im Rockstar-Business?

Sehr, weil es auch sehr schwer zu erreichen ist. Man muss einen gewissen Grundlevel halten. Schon allein wegen der Bühnenkostüme. Die sind ja schon etwas Fürchterliches. Nicht nur bei Musikern. Zum Beispiel gehen die Leute ins Theater und denken sich "Oh der Ofczarek, der macht jetzt gleich den Jedermann", das ist hohe Kunst. Aber an so einem Jedermann-Kostüm musst du einmal backstage riechen. Das ist keine Gaude. Überhaupt Backstage. Wo ich und unter welchen Umständen ich mich schon umgezogen habe… Da braucht man schon eine gewisse Grundhygiene.

Wer sind denn die größten Ferkel unter deinen Kollegen?

Das kann ich schwer sagen. Da will ich keinen schlecht machen. Ich weiß, dass eine Zeit lang in den Tour-Ridern von STS gestanden ist, dass sie schwarze Handtücher wollen. Damit man dann die grauslichen Randln nicht sieht…

Spannend, nicht nur im Buch, wird es, wenn man nicht weiß, ob stimmt, was du behauptest. Was ist zum Beispiel dran an der Geschichte, dass ein sehr schlechter Ghostwriter unter deinem Namen Asterix ins Oberösterreichische übersetzen sollte und du trotz verlockendem Geldangebot abgesagt hast?

Natürlich nichts. Frei, aber sehr gut erfunden, wie ich meine. So Dialekt-Asterix sind Sachen, die kann ich außerdem überhaupt nicht lesen. Nichts nervt mich mehr, als aufgesetzte Dialekte.

Auch in der Musik?

Viele Bands, nicht nur in Österreich, singen zur Zeit im Dialekt. Das ist ja auch total o. k. Es stört mich nur immens, wenn es zu aufgesetzt wird und Songs dann überhaupt kein Thema mehr haben außer dieser „Wir-sind-gut-drauf-Botschaft“. Wenn Dialekt die Inhaltsleere übertüncht, regt mich das auf.

Wo man schnell bei der Volksmusik und Andreas Gabalier wäre?

Der Gabalier ist ja wirklich so wie er sich auf der Bühne präsentiert. So gesehen ist er eigentlich der echte Austrofred – nur ohne Ironie und parodistische Elemente. Gabalier kann nicht singen, er versteckt sich hinter Posen und macht laufend depperte Schmähs. Wie könnte man den noch parodieren? Das geht eigentlich nicht mehr, aber ich empfinde das mittlerweile leider so. Den Austrofred gibt es jetzt seit 15 Jahren, aber wenn ich jetzt damit anfangen müsste, täte ich es nicht mehr…

Zudem wurde Austrofred heuer auch 45. In dem Alter war Freddie Mercury schon tot. Ist alles was jetzt komme für den Austrofred eine Bonusrunde?

Ja, die Kür sozusagen. Halt, nein! Das kann man ja so nicht sagen. Aber ich habe darüber durchaus nachgedacht, weil vor ein paar Monaten ein umfassendes Interview aus den 1980er Jahren mit Freddie Mercury ausgestrahlt wurde. Darin machte er sich Gedanken übers Älterwerden und erzählte, dass er sicher nicht mehr mit über 40 auf der Bühne herumrennen will. Mit diesen Halbklassikplatten, die er mit Montserrat Caballé gemacht hat, deutete er ja schon an, dass er das Fach wechseln wollte. Nur, welches und was es dann tatsächlich sein hätte sollen, blieb offen.

Eine Herausforderung für dich?

Tatsächlich ist das für einen Freddie-Mercury-Interpreten im Älterwerden durchaus eine Vorgabe. Da kann man sich durchaus überlegen: Was wäre wenn…

Und? Hast du schon etwas überlegt – noch mehr Brüche in der Performance etwa?

Das Brüchige passiert eh von alleine. Ich entferne mich ja schon alleine deswegen von Freddie Mercury, weil meine Haare immer weniger werden. Einen glatzerten Freddie Mercury hat es ja auch nie gegeben.

Pferdeleberkäse“ (Czernin) von Austrofred erscheint am 25. 9. 2015.

Im Rahmen vom „Dreispiel im Vierten“ hat Austrofred am 26. 9. gleich drei Auftritte an drei Locations an einem Abend. Im Wien Museum präsentiert er sein aktuelles Buch (18 Uhr), im Radio Kulturhaus gibt es Auszüge aus seiner Coaching Show „Austrofred-Academy (19.30 Uhr), die am 28. 10. im Wiener Rabenhoftheater Premiere hat. Im Theater Akzent folgt dann ein Konzert (21 Uhr).

Auch nicht schlecht: Der Leberkas Willi: 1080 Wien, Josefstädterstr. 78.

Bild(er) © Niko Havranek
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...