Sony präsentierte das storylastige Adventure "Heavy Rain" in Paris. Unter den Premierengästen: Matthieu Kassovitz, Terry Gilliam, Martha Fiennes und Neil LaBute.
Keine Frage, "Heavy Rain" ist ein außergewöhnliches Spiel. Enwickler David Cage und sein Unternehmen Quantic Dream haben die letzten vier Jahre damit verbracht etwas zu erschaffen, dass Cage ein wenig zu oft als "emotionales Erlebnis" beschreibt. Er will damit der Definitionsfrage ausweichen – wehrt sich aber zu Recht auch gegen die Vereinahmung von Seiten des Kinos: Letztlich ist "Heavy Rain" ein Spiel. Allerdings das erste, das uns tatsächlich eine Geschichte emotional erleben lässt, wie man das vom Film kennt.
Ermöglicht wird das durch ein neuartiges Gameplay in dem der Spieler in Actionszenen die einzelnen Handlungen der Figuren durch die richtige Bewegung eines Sticks oder Buttons triggern muss – was mitunter schon ein bisschen unfreiwillig komisch ernst genommen wird – und in anderen Szenen zu entscheiden hat, wie sich die gerade gespielte Figur verhalten soll. Zum anderen verfügt das Spiel über eine einzigartige Optik, da jede Szene mit Schauspielern eingespielt und mittels Motion-Capture-Technologie ins Spiel übertragen wurde. Finanziert hat diese aufwendige Technik Sony – Executive Producer war Guillaume de Fondaumiere, der übrigens einen Großteil seiner Jugend in Wien verbracht hat.
Bei der Premiere im Gaumont Champs-Elysee zeigt Sony einen Film, in dem eine Möglichkeit gezeigt wird, wie die erste Stunde von "Heavy Rain" gespielt werden kann. Die Story bewegt und jeder der Anwesenden hätte Lust einen Controller in die Hand zunehmen und die Geschichte zu Ende zuspielen. Doch der Zusammenschnitt offenbart auch schon die beiden Schwächen von "Heavy Rain": Die Animationen können mit den Standards anderer Erzählmedien nicht ganz mithalten und um keine Risiken einzugehen, hat sich Autor David Cage auf Thriller-Konventionen verlassen und mit bekannten Krimi-Versatzstücken gearbeitet. Um dem Spieler im Detail viele Möglichkeiten zu gönnen, die sich nie reiben dürfen, wird die Story darüber hinaus ziemlich grob erzählt.
Und doch wird deutlich, dass er sein Ziel erreicht hat, "Heavy Rain" wohl einen Einfluss auf die Branche hat und sich künftig vielleicht mehr Studios wagen, Spiele als Erzählmedium zu nutzen. Sichtlich Eindruck hinterlassen hat das Spiel auch bei den geladenen Filmregisseuren Matthieu Kassovitz ("Hass", "Die purpurnen Flüsse"), Terry Gilliam, Martha Fiennes ("Chromophobia") und Neil LaBute ("Nurse Betty"). Letzterer präsentiert einen humorvollen Kurzfilm der in Mini-Interviews mit bekannten Regisseuren und Schauspielern der Motto-Frage des Spiels nachging "Wie weit würdest du für jemanden gehen, den du liebst?".
Einig war man sich in der unterhaltsamen Diskussion dieser Runde nicht nur darüber, dass "Heavy Rain" ein gelungenes Bindeglied zwischen Film und Spiel darstellt, das tatsächlich emotional bewegt, sondern dass die Erzählform gegenüber dem Kino die Möglichkeit bietet, jeden Spieler eine eigene Story erleben zu lassen, die sich in vielen kleineren und größeren Details von denen anderer Spieler unterscheidet. Das macht die Arbeit daran schwerer, eröffnet aber auch viele Möglichkeiten, die das Kino nicht hat. Bis auf den aufgedrehten Matthieu Kassovitz ging aber trotzdem niemand soweit, darin die eine Zukunft der Entertainment-Industrie zu sehen.
"Heavy Rain" ist ab 26. Februar 2010 für PS3 erhältlich.