Genüsslich und Genügsam

Stell dir vor es ist Online-Petition und niemand geht hin. Vom Berufsdemonstranten bis zum Lobbyisten stehen Menschen für Überzeugungen ein und versuchen andere davon zu überzeugen tätig zu werden. Der Campaigning Summit beschäftigt sich genau damit. Wir haben Organisator Philipp Maderthaner einige Fragen gestellt.

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In Österreich und anderswo bekommen die Leute den Arsch nicht hoch, sie lassen sich zu einem "Like" auf Facebook aktivieren, der Gang zu einem Gemeindeamt ist aber oft zu viel – zu wenig gutes Campaigning oder zu bequeme Menschen?

Natürlich hat Campaigning auch mit einer gewissen Kultur zu tun. Dass wir Österreicher eher von der gemütlichen und genügsamen Sorte sind, lässt sich ja nicht ganz verneinen. Aber wenn sich Herr und Frau Österreicher mit ihrem ganz persönlichen Interesse, Anliegen oder Ziel von einer Kampagne abgeholt fühlen, lassen sie sich genauso mobilisieren wie überall anders.

Je emotionaler, enthusiastischer, fundamentalistischer eine Gruppe, umso leichter lässt sie sich aktivieren – vertieft Campaigning mit seinem emotionalen und zuspitzenden Storytelling gesellschaftliche Gräben?

Da sind wir in einer Debatte ob etwas da ist, wenn man nicht hinschaut. Wären die Menschen glücklicher und unbesorgter, wenn sie keine Medien konsumieren würden? Wahrscheinlich. Würde das etwas an den Problemen ändern? Wahrscheinlich nicht. Sicherlich spitzt Campaigning zu. Aber am Ende kann wirksames Campaigning nur etwas an die Oberfläche holen, das im Untergrund bereits vorhanden ist. Was Menschen bewegt, sind ganz und gar intrinsische Motive. Campaigning tut nichts anderes als Menschen mit gleichen Motiven zu vereinen und ihr gemeinsames Gewicht in die Waagschale zu werfen.

Wofür, wogegen würden Sie selbst aktuell gerne mobilisieren -sei es aus ideellen Gründen oder auch nur um eine Werkzeug auszuprobieren?

(denkt nach) Da gäb‘s genug. Aktuell für ein ordentliches Sparpaket zum Beispiel. Das wär‘ eine wirkliche Challenge. Das Thema Wehrpflicht hätte ich damals auch als sehr spannend empfunden. In Wahrheit eignet sich fast jedes unternehmerische Interesse, gesellschaftliche Anliegen oder politische Ziel zum kampagnisieren.

Beim Campaigning Summit 2012 versammelt sich ein Mix aus allen Bereichen- Politik, NGOs, Marketing, …Sind die Erfolgsrezepte für alle Bereiche so ähnlich, dass auch alle von der Teilnahme profitieren werden?

Wenn es um Campaigning als innovativen Ansatz geht, absolut! Die Politik betreibt Campaigning schon seit jeher in Form von Wahlkämpfen. Viele NGOs auch, nehmen Sie Greenpeace, die machen das in einer Perfektion, wo viele noch was lernen können. Für Unternehmen ist es etwas neues. Dort hat man sich bisher oft darauf beschränkt irgendeinen Lobbyisten zu engagieren um ein Interesse durchzusetzen. Die Kraft von Menschen, die das gleiche Interesse haben, einzusetzen, ist nicht nur der sauberere Ansatz, sondern auch der zukunftsträchtigere denke ich.

Was sind absolute Don’ts beim Campainging und welche davon sind Ihnen schon passiert?

Absolutes Don‘t: Zu glauben, dass bloße Loyalität noch irgendjemanden hinterm Ofen hervorholt. Das gilt vor allem für Parteien, wo nicht nur Stammwähler sondern auch Funktionärsdichten zurückgehen. Wer kein Anliegen hat, wer nichts will, darf nicht erwarten dass ihm jemand folgt. Das kann keine Kampagne der Welt ausgleichen. Letzteres gilt in gleichem Maße für Organisationen und Unternehmen.

Werden wir 2012 hunderttausende Österreicher mit unzähligen Anliegen auf der Straße sehen? Wenn ja, mit welchen Anliegen?

Es muss ja nicht immer die Straße sein. Die drohende Wirtschaftskrise und das Sparpaket bergen natürlich ein gewisses Potential. Vielleicht sind‘s aber auch Raucher und Nichtraucher – für oder gegen ein totales Rauchverbot. Oder Unternehmen, die ihre Kunden für längere Ladenöffnungszeiten mobilisieren. Wir werden sehen. Noch steckt Campaignig außerhalb der Politik ja in den Kinderschuhen. Das wird sich bald ändern.

Philipp Maderthaner, Campaigning-Profi & Neo-Unternehmer veranstaltet den 1. Campaigning-Summit Österreichs am 27.01.2012 im Studio44.

Tickets auf www.campaigning-summit.com

Foto: Jakob Glaser

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