Yo dawg, we herd you like history so we put some story into their story so you can history while you history. The Gap hat die österreichischen Poparchivare vom SRA interviewt.
Welches war aus SRA-Perspektive das produktivste Jahr der österreichischen Popgeschichte?
Die Anzahl der Releases steigt jedes Jahr, da die meisten Hürden zur Produktion einer Veröffentlichung mittlerweile weggefallen sind, siehe zum Beispiel die Möglichkeit eines Net-Releases. Einen gewissen Peak um die Jahrtausendwende kann man beobachten, ebenso wie ab 2007 durch einzelne Signal-Veröffentlichungen wie Soap&Skin oder Parov Stelar, die das Bewusstsein für österreichische Musik geschärft bzw. das Selbstbewusstsein selbst eine Veröffentlichung anzugehen gestärkt haben.
Was waren eure drei besten Jahre?
Dazu hat wahrscheinlich jeder Mitarbeiter eine andere Meinung. Das Jahr 2012 war das Jahr mit dem größten Datenzuwachs, aber die besten Jahre liegen noch vor uns, da österreichische Musik an Quantität zugelegt hat.
Könnt ihr schätzen wie viele Arbeitsstunden insgesamt im SRA stecken?
„Unser Taschenrechner sagt, ca. 42.000 Stunden." Nein, es ist so schwer abzuschätzen. Sehr, sehr viel ehrenamtliche Zeit auf alle Fälle. Ein DANKESCHÖN an dieser Stelle an alle, die uns Ihre Zeit geschenkt haben!
1993 startete das SRA, 1995 das ORF-Jugendkulturradio FM4. Rückblickend betrachtet: Wie hat FM4 die Musiklandschaft in Österreich in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Es hat das Selbstbewusstsein der Subgenres und Subkulturen gestärkt, und bietet österreichischen Bands, Produzenten und DJs eine Plattform.
Wie schätzt ihr die Rolle von Förderungen wie Musikfonds, ORF, SKE Fonds ein?
Ganz wichtig! Durch Musikfonds und SKE Fonds werden viele Dinge erst möglich. Radio- und Fernsehsender sind zur Verbreitung und Bekanntmachung unerlässlich.
Wie hat sich die österreichische Printlandschaft in 20 Jahren verändert?
Es gab auf alle Fälle eine gewisse Entwicklung von Fanzines hin zu professionelleren Magazinen, hin zur stärkeren Fixierung auf Blogs und Onlinemagazine. Eure Zeitschrift ist ja eigentlich das beste Beispiel dafür: angefangen im Schülerzeitungslayout (uups, Entschuldigung!) und nun mit großer Social Media Präsenz. Und ihr seid beileibe kein Einzelfall dieser Entwicklung.
Wie sammelt ihr Online-Beiträge?
Net-Releases werden erfasst, Online-Print aufgrund von fehlender Manpower wenig.
Gibt es eine konkrete Perspektive für die nächsten 20 Jahre?
Gut überleben. Vervollständigung aktuell und in der Vergangenheit, auch in Hinsicht auf Online-Aktivität, Lücken schließen, immer stärkere Vernetzung, vollständige Digitalisierung, Datenauswertung, möglichst optimale Aufbewahrung aller Materialen, lebendig und engagiert für die österreichische Musik arbeiten, Projekte zur besseren Visualisierung wie vis.sra.at oder Frauenforschung wie fempop.
Wie dick seid ihr heute mit dem Mica, das euch 2002 die Unterstützung kappte?
Nach dem Wechsel der Geschäftsführung im Mica in loser Kooperation.
Stichwort Open Data: Gibt es konkrete Ideen, das SRA noch weiter zu öffnen?
Unsere Daten sind prinzipiell mal „open“ und stehen öffentlich und unentgeltlich zur Verfügung. Für "richtiges" Open Data, also die technische Möglichkeit unsere Daten per Schnittstelle (Stichworte: Webservice, SOAP, …) anderen Programmen und Diensten zur Verfügung zu stellen, gibt es schon sehr lange Pläne. Wir meinen jetzt nicht, dass es dann eine darauf aufsetzende iphone-App geben wird. In einer vernetzten Informations-Architektur, wo die Schlagworte "Metasuche", "virtuelle Aggregation", "niederschwelliger Informationszugang" lauten, darf ein SRA aber nicht fehlen.
Unser eigentliches Problem ist hier aber wieder Zeit und Geld. Unser "Herr Präsident", der in der Vergangenheit technische Dinge vorantreiben konnte, ist uns leider schon des Längeren aus Zeitmangel ins Ehrenamt "entwischt", und der Kern unseres Teams ist aufopfernd und musikbegeistert, hat aber mit Programm- und Datenarchitekturen nicht so viel am Hut. Das soll definitiv ein Aufruf an all jene sein, die so etwas können und das dann auch für Butterbrot, Ruhm und Ehre mit uns gemeinsam umsetzen wollen.
Hier gibt es viel zu tun.
Das SRA (Skug Research Archiv) feiert seinen 20. Geburtstag am 29.11. im Museumsquartier. Das Archiv lässt sich online durchsuchen: www.sra.at