Gigantismus beim Musekonzert

Gestern präsentierten Muse ihr sechstes Studioalbum "The 2nd Law" in der Wiener Stadthalle. Und wieder einmal ist es leicht zu erkennen, warum Muse Jahr für Jahr als eine der besten Live-Bands bei zahlreichen Musikverleihungen gekürt wird: Sie sind einer der wenigen, die konsequent spektakuläre Performances bieten.

Eine Muse-Show hält, was die Musik schon auf Scheibe verspricht: Ihre überlebensgroß aufgeblasenen Hymnen werden auf der Bühne in perfekt überwältigenden Pathos verwandelt. Die außergewöhnliche Auffassung der britischen Band von Musik, die Mischung aus beklemmend-sentimentalem und ungehalten-aggressivem Rock, lässt sie auf den großen Bühnen für sich alleine stehen. Trotzdem zeigt das sechste Album, "The 2nd Law" eine größere Palette an Musikrichtungen, als die Alben zuvor.

Das Trio eröffnete die Show mit dem Titeltrack von "The 2nd Law" – "Unsustainable", Muses Warnung vor dem Klimawandel. Fortan sang und heulte Bellamy sich seinen Weg durch die Setlist: Es folgten Songs wie "Panic Station"(Funk-Rock) und "Madness" (minimalistisch-elektronischer R&B), der gleichermaßen nach Prince und Queen klingt. In "Follow Me" (Dubstep-Einflüsse) purzelten auf Kommando die Bässe durch die Halle.

Chris Wolstenholme steuerte auch zwei Songs zum neuen Album bei: "Save Me" und "Liquit State" handeln von seiner ungesunden Beziehung zu Alkohol. "Save Me" performte er gestern Abend und zeigte damit eine ganz andere Seite von Muse, eine eher simple und weniger komplizierte Art Musik zu machen – etwas, das für die Band, die das Art Rock Plateau wie wenige andere besetzen, eigentlich ungewöhnlich wirkte.

Der Rest war Bellamy Show. Ein Bellamy, der sich vor seinen Fans auf die Knie warf und sich die Seele aus der Brust heult. Sehr vollkommen aber auch eben sehr vorhersehbar. Als Zugaben gab es "Knights of Cydonia", "Starlight" und "Survival". Letzterer sollte einigen noch als Titelsong von den olympischen Spielen 2012 in London in Erinnerung sein. Aber auch sonst ließen Muse nichts aus: Die Bühne lieferte ein Fest fürs Auge, mit einer riesigen umgedrehten Pyramide als Bildschirm über Howards Kopf, liefen Bellamy und Wolstenhilme abwechselnd auf einer halbkreisförmigen Wand, während Bilder von lila Monstern in pinken Unterhosen auf Bildschirmen unter ihren Füßen aufleuchteten. Inwiefern das die Musik künstlerisch unterstützte, war nicht immer klar. Gutes Entertainment war es auf jeden Fall. Eben der von Muse gewohnte Gigantismus – nicht mehr und nicht weniger.

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