Seit mittlerweile zehn Jahren beschäftigt sich Wolfgang Möstl neben Bands wie den Killed By 9 Volt Batteries auch mit seinem Projekt Mile Me Deaf. Am 1. Juni erscheint nun das Album "Eat Skull", auf dem er seinen poppig hirnverbrannten Ideen freien Lauf lässt.
Du bist gerade auf Tour. Wie schaut die aktuelle Besetzung aus?
Zur Zeit besteht Mile Me Deaf aus der Rhythmus Gruppe von den Sex Jams – Peter T am Bass und Rudeboy an den Drums und mir. Davor war MMD zwei Jahre lang ein "Powerduo" mit Florian von "Picture Eyes" hinter der Schießbude, und davor wiederum waren immer wieder befreundete Musikerinnen und Musiker meine BandkollegInnen.
Mile Me Deaf gibt es bereits seit 2002. Welche Bedeutung hat dieses Projekt für dich?
Zwar hab ich den Großteil der Songs alleine geschrieben, habe es aber nie als klassisches "Soloprojekt" gesehen. Eher als Versuchsfeld für Ideen, die in anderen Bands nicht funktioniert haben oder hätten oder einfach zu abwegig wären. Jeder der beteiligten Musiker hat den Sound von Mile Me Deaf in irgendeiner Weise beeinflusst, was es für mich spannend gemacht hat immer wieder mal mit anderen Leuten an meinen Songideen herumzuschrauben.
Ist Mile Me Deaf für dich eine Art Katalysator oder eventuell auch Spielplatz, um aus Grenzen oder Beschränkungen anderer Bands auszubrechen?
Das Songwriting bei Mile Me Deaf geht oft sehr spontan und intuitiv vonstatten. Wenn ich aus irgendeiner Laune heraus Lust habe einen Noise-, Techno- oder Grind-Track aufzunehmen und mit meiner Idee bis zur nächsten KB9VB Probe warten müsste, hätte ich bis dahin bestimmt das Interesse daran verloren, ganz zu Schweigen von den Reaktionen meiner Bandkollegen auf meine hirnverbrannten Vorschläge.
Nach der 7inch auf Fettkakao kommt jetzt das erste offizielle Album als gemeinsamer Release von Siluh Records und Fettkakao. Wie kam es dazu?
Durch meine anderen Bands weiß ich inzwischen wie beide Labels arbeiten und mag auch wie sie das machen, deshalb lag der Gedanke den Release aufzuteilen recht bald in der Luft. Die Idee, dass sich zwei Lables einen Release teilen finde ich generell gut. Jedes Label hat seine eignen Kanäle und erreicht mehr oder weniger unterschiedliche Leute.
Dein Schaffen in diversen Bands macht einen nicht unmerklichen Teil des Siluh Repertoires aus. Inwiefern hilft dir diese Sonderposition beim Label und wann wird sie zum störenden Faktor?
Ich muss mir das Vertrauen des Labels nicht jedes Mal neu aufbauen. Die Siluhs wissen wie ich arbeite und mir wurde noch nie in irgendeiner Weise reingeredet, sei es bezüglich Artwork, Bandfotos oder Sound der Platte. Solche Bedingungen treiben mich ziemlich voran.
Wie sind die Titel auf "Eat Skull" entstanden? Handelt es sich dabei überwiegend um Neukompositionen?
Zunächst wusste ich seit dem Sommer 2010, dass Florian (Drummer des Powerduos) Nachwuchs erwartet und in Zukunft nicht mehr so viel Zeit für MMD haben würde, also beschloss ich wieder alleine weiter zu machen. Nachdem wir mit den Batteries im Herbst 2010 die Aufnahmen zu "The Crux" abgeschlossen hatten, bekam ich große Lust wieder einmal ganz simple und wirklich entspannte Popsongs zu schreiben. Nach der Zusammenarbeit mit Patrick Pulsinger wollte ich auch verstärkt alte Synths und trashige Keyboard Sounds einfließen lassen, so wie ich das auf sehr viel früheren MMD Aufnahmen schon einmal gemacht hatte. Nachdem die Single "Swing Back to Me" recht gut ankam, wollte ich diese Linie weiterverfolgen und habe das ganze Jahr über, sowie ich Zeit hatte an "Eat Skull" gebastelt.
Vor allem im Vergleich zu den Killed By 9 Volt Batteries Platten wirkt "Eat Skull" weniger noisig und in Teilen auch kompakter und poppiger. Zugleich ist die Bandbreite des Sounds merklich angewachsen. Worauf würdest du das zurückführen?
Wenn ich alleine Musik mache, passieren eher selten noisige Passagen, weil das fast immer Ergebnisse von Jamsessions mit der Band sind und in der Gruppe auch viel mehr Spass machen. Bei MMD habe ich schon immer mit verschiedenen Sounds und Instrumenten experimentier als das bei den Gitarrenbands möglich wäre, weil Songs von KB9VB zum Beispiel vor allem Live funktionieren müssen. Beim schreiben von "Eat Skull" habe ich zum ersten Mal bei MMD auch auf die Live-Umsetzung geachtet, ohne dabei die Sound-Bastelei außer Acht zu lassen, was das Songwriting sehr stark beeinflusst hat.
Es heißt Mile Me Deaf verfügt über 500 Songs. Wie behält man das im Überblick?
Im Zuge der Veröffentlichung von "Eat Skull" wird es eine MMD "Best Of" Compilation als gratis Download geben, quasi als Überblick über die letzten 10 Jahre. Beim zusammenstellen der Tracks stellte ich fest, dass ich mich an viele der Songs gar nicht mehr erinnern kann, aber ich bemerkte auch, dass ich einige der Ideen, die ich schon skizzenhaft in früheren Stücken hatte, jetzt unbewusst auf der neuen Platte wieder aufgegriffen habe.
Gibt es für dich auch Momente in denen du von all der Musik genug hast? Womit beschäftigst du dich dann?
Bis jetzt konnte ich nicht genug bekommen. Abseits der Musik mag ich lange Gespräche und romantische Strandspaziergänge.
Das Album "Eat Skull" von Mile Me Deaf erscheint am 1. Juni.